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Gefahrliches Vermachtnis

Gefahrliches Vermachtnis

Titel: Gefahrliches Vermachtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richards Emilie
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als ihm auffiel, dass er fünfzehn Minuten für zweihundert Meter gebraucht hatte, gab er schließlich auf und machte das Radio an.
    Der Orkan hatte seinen Kurs geändert und war auf dem Weg hierher.
    Ferris fluchte, bis ihm die Luft wegblieb. Er hatte Grand Isle pünktlich verlassen und befand sich nicht in Gefahr, aber nun gab es keine Möglichkeit mehr, es rechtzeitig nach Bonne Chance zu schaffen. Die Straßen nach Süden waren ab sofort gesperrt.
    Largo hatte das Plaquemines Parish möglicherweise selbst verlassen. Er besaß eine kleine Wohnung auf der Saint Charles Avenue in New Orleans und ein Haus in Baton Rouge. Ferris entschied sich, es mit Baton Rouge zu versuchen.
    Als er die Brücke überquerte, rüttelte der Wind an seinem Auto. Er erinnerte sich daran, wie Dawn als kleines Mädchen immer ihr Gesicht in den Händen verborgen hatte, wenn sie diese schmale Wasserstraße überquerten. Als sie älter geworden war, war sie ihm immer weniger auf die Nerven gefallen. Dawn, die sich dafür entschieden hatte, seinen Bruder vorzuziehen. Dawn, die Ferris’ einzige Schwachstelle gewesen war, weil er sie geliebt hatte, wie er einst seinen Bruder geliebt hatte.
    Er hatte Hugh nie ernst genug genommen, und am Ende hatte Hugh beides bekommen: Gott und Ferris’ Tochter. Und sogar aus dem Grab hätte er es fast fertiggebracht, Ferris zuruinieren. Ein Jahr nach seinem Tod stellte Hugh immer noch eine Gefahr dar, obwohl Ferris versuchte, das Beste daraus zu machen.
    Es war eine Schande. Gemeinsam wären sie unschlagbar gewesen. Gemeinsam hätten sie die Geschäfte der Reederei und die politischen Möglichkeiten der Gerritsens ins Unermessliche steigern können, bis ihr Name zum Standardvokabular in Louisiana gehört hätte. Ferris hatte ihm das bei ihrem letzten Zusammentreffen gesagt. Nicht an dem Tag, als er den Beweis für die illegalen Grundstückgeschäfte gebracht hatte, sondern später. Ferris hatte seinen Bruder noch einmal gesehen in der Nacht, in der er erfahren hatte, dass Hugh sterben würde.
    Ferris war in jener Nacht noch ins Plaquemines Parish zurückgefahren. Er hatte den Verdacht, dass Largo ihn beobachten ließ, um festzustellen, wie es um seine Loyalität bestellt war. Largo hatte die Verbindung zwischen zwei Brüdern nie verstanden. Ferris begriff es selbst nicht, bis zu dem Moment, als er den Wagen wendete. Er hatte den Vorteil von Hughs Tod gesehen. Er hatte Largo ruhig zugehört, als dieser ihm die überzeugenden Argumente lieferte. Und am Ende hatte er ihm zugestimmt. Doch dann war ihm irgendwo auf der Straße bewusst geworden, dass der Tod seines Bruders nicht das Ende von allem sein würde.
    In der Nähe der Kirche Unsere Liebe Frau vom Guten Rat war er mit abgeschaltetem Licht in eine Straße eingebogen, die von Magnolienbäumen gesäumt wurde. Als er sicher war, dass ihm niemand gefolgt war, fuhr er das kurze Stück bis zum Pfarrhaus und klopfte an die Hintertür.
    Hugh war noch auf und alleine. Er schaute Ferris ins Gesicht und zuckte mit den Achseln. „Du hast Largo also erzählt, dass ich von euren Geschäften weiß.“
    Ferris fragte nicht, woher Hugh das wusste. „Er wird dir Mittwochnacht bei der Versammlung auflauern. Er will dich tot sehen.“
    „Und was willst du?“
    „Ich möchte, dass du von hier verschwindest. Pack einfach deine Sachen und verlass diese Gegend. Falls nötig, erzähl dem Erzbischof, dass dein Leben in Gefahr ist, aber erwähne keine Details. Bitte ihn, dich in eine andere Diözese zu versetzen, möglichst weit im Norden. Und dann komm nie wieder nach Louisiana zurück, Hap. Nie wieder!“
    „Glaubst du, ich werde davonlaufen, Ferris?“
    Ferris’ Herz verkrampfte sich. Er kannte die Antwort. Wann war Hugh jemals davongelaufen? Er wirkte nicht einmal verängstigt. Er hielt Ferris die Tür auf. „Ich möchte nicht, dass Dawn dabei ist“, sagte Hugh. „Ich möchte nicht, dass sie mich sterben sieht. Halt sie von hier fern! Und ich möchte nicht, dass Ben oder jemand anderes verletzt wird.“
    „Das ist Selbstmord!“
    „Vielleicht. Oder du unternimmst etwas, um Largo aufzuhalten. Du hast die Wahl. Ich überlasse es dir.“
    „Ich warne dich gerade! Das unternehme ich. Das ist alles, was ich unternehme!“
    Hugh stieß die Tür noch weiter auf und wartete. Ferris ging an ihm vorbei. Als er draußen war, sah er seinen Bruder noch einmal an. Er hatte immer zu Hugh aufgeschaut. „Ich hätte dich nicht einmal warnen müssen“, sagte Ferris. „Aber du bist

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