Gefangen in der Todesgruft (Cassandra) (German Edition)
berichtete sie ihrer Tante, was in den letzten Wochen alles verkauft worden war. "Mr. Peacock ist wirklich ein Verkaufsgenie. Er ist für mich einfach unersetzlich."
"Dann verstehst du dich also ganz gut mit ihm?"
"Geschäftlich auf jeden Fall. Aber privat ... nun ja, als Mann ist er nicht unbedingt mein Fall, aber das ist ja auch nicht wichtig."
"Dann bin ich schon froh, Kind. Ich weiß nicht, ob du darüber Bescheid weißt, aber dein Onkel Robert hat Mr. Peacock als zweiten Erben bestimmt, falls du das Erbe nicht angenommen hättest oder dir etwas zustoßen würde."
"Ach?" Jennifer blickte ihre Tante verwundert an. "Nein, davon hatte ich keine Ahnung. Aber wieso ... ich meine, ist es für mich von irgendeiner Bedeutung?"
Lucy Bellingham schüttelte den Kopf. "Nicht unbedingt, Kind. Es hätte nur sein können, dass Mr. Peacock dir dein Erbe neidet und dich ständig spüren lässt, dass er 'Tudor House Antiques' selbst gern besessen hätte."
Jennifer war noch immer ganz verwirrt von der Neuigkeit, die sie soeben erfahren hatte. "Nein, das nicht", erwiderte sie. "Von Neid und dergleichen habe ich bei ihm noch nichts bemerkt, Tante Lucy."
Jennifer und ihre Tante wechselten bald darauf das Thema. Doch als Jennifer nach Hause fuhr, überkamen sie ganz seltsame Gefühle. Ein irrsinniger Gedanke fraß sich plötzlich in ihr fest. Sie wusste, dass das Antiquitätengeschäft Mr. Peacocks ganzer Lebensinhalt war. Wenn er nun dafür sorgte, dass ihr etwas zustieß, um 'Tudor House Antiques' besitzen zu können?
Einen Moment später schalt sie sich wegen ihrer niederträchtigen Gedanken, aber sie ließen sich einfach nicht vertreiben. Plötzlich musste Jennifer auch wieder an die beiden geheimnisvollen Männer im Laden denken und Mr. Peacocks fassungslose Miene, als sie ihm ihr Urlaubsziel gesagt hatte. Vermutlich hatte das alles keinerlei Bedeutung, doch so unsinnig es auch sein mochte, plötzlich empfand sie eine heftige Angst vor ihrem Angestellten.
* * *
Eine Woche später war diese Angst wieder vergessen, ebenso das Misstrauen Mr. Peacock gegenüber, das Jennifer nach dem Gespräch mit ihrer Tante für ein paar Tage geplagt hatte.
Gut gelaunt saß sie am Steuer ihres Wagens und plauderte mit Angie, die neben ihr auf dem Beifahrersitz saß. Die beiden jungen Frauen waren unterwegs nach Killarney Island und fest entschlossen, den Alltag für eine Weile zu vergessen.
"Du könntest mir ruhig ein wenig mehr von eurer Insel erzählen, damit ich schon mal eine Vorstellung habe", forderte Jennifer ihre Freundin auf. "Ich weiß noch nicht einmal, wer dort alles lebt."
"Okay, da sind also meine Mutter, mein Stiefvater, mein Stiefbruder Barry und Rachel, die alte Köchin", zählte Angie auf. "Und wie mir meine Mutter am Telefon gesagt hat, haben wir diesen Sommer auch wieder einen Urlaubsgast."
"Einen Urlaubsgast?", wiederholte Jennifer neugierig.
"Ja. Am anderen Ende der Insel steht ein Blockhaus, das schon damals, als mein Vater noch lebte, jedes Jahr an Urlauber vermietet wurde. Oft waren es nette und interessante Leute, manchmal aber auch höchst merkwürdige Typen. Bin gespannt, wer es diesmal ist."
"Und sonst lebt ihr ganz allein auf der Insel?"
Angie nickte. "Ja, ganz allein."
Es folgte ein kurzes Schweigen. Jennifer konnte sich nicht recht vorstellen, wie man in einer solchen Einsamkeit leben konnte. Als Urlaubsdomizil war diese Abgeschiedenheit sicher ganz angenehm, aber auf Dauer?
"Sagtest du nicht, dass deine Mutter oft ganz allein ist, wenn dein Stiefvater und dein Stiefbruder geschäftlich unterwegs sind?", fragte sie.
"Ja, ziemlich oft sogar. Ich denke, dass Mum manchmal ein geselligeres Leben führen möchte, aber andererseits hängt sie an Killarney Island und möchte von dort nicht weg. Sie freut sich deshalb immer sehr über Besuch, weil sie außer der alten Rachel, die manchmal nicht mehr ganz richtig im Kopf ist, oft wochenlang niemanden hat, mit dem sie mal plaudern kann." Angie seufzte leicht. "Mum ist im Grunde genommen ein recht geselliger Typ, weißt du. Du hast sie doch mal kurz kennengelernt, als sie mich in Bristol besucht hat, nicht?"
"Ja, richtig." Jennifer konnte sich noch gut an die nette lebhafte Frau erinnern, die letztes Jahr zu Besuch gekommen war, als Angie und sie sich noch ein Zimmer im Studentenwohnheim geteilt hatten.
"Ich freue mich auch schon darauf, sie wiederzusehen. Aber du redest immer nur von deiner Mutter. Wie stehen denn dein Stiefvater und dein
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