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Gefangen in Deutschland

Gefangen in Deutschland

Titel: Gefangen in Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Schneidt
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konnte.
    Während ich die Abrechnung machte, bezahlte mein geheimnisvoller Beobachter und verließ grußlos das Lokal. Ich nahm mir vor, ihn an einem der nächsten Abende auf jeden Fall einmal anzusprechen. Irgendwie hatte er doch meine Neugier erregt.
    So weit sollte es allerdings nicht kommen, denn als ich kurze Zeit später ebenfalls nach draußen ging, sah ich ihn lässig an der Hauswand lehnen. Ehe ich mir Gedanken darüber machen konnte, ob er wohl auf mich warten würde, sprach er mich auch schon an.
    »Hallo, ich bin Mahmud! Ich wollte dir eigentlich nur sagen, dass ich der Meinung bin, diese Scheißkneipe hier ist nicht der richtige Ort für eine Frau wie dich.«
    Der ging aber ran! Unwillkürlich musste ich grinsen. Etwas provokanter, als ich eigentlich beabsichtigt hatte …
    »So? Dann kannst du mir ja bestimmt auch sagen, wo denn der richtige Ort für Frauen wie mich ist!«, entgegnete ich ironisch.
    »Ja, klar, zu Hause! Wo denn sonst um diese Uhrzeit?«, sagte er, als handelte es sich um die größte Selbstverständlichkeit.
    Nun konnte ich ein herzhaftes Lachen nicht mehr zurückhalten. Irritiert schaute er mich an.
    »Komm, um die Ecke steht mein Auto! Ich fahre dich nach Hause«, bot Mahmud mir großzügig an.
    »Wie käme ich denn dazu? Ich kenne dich doch gar nicht! Sehe ich etwa so aus, als würde ich mit jedem Dahergelaufenen einfach mitfahren?«
    Was bildete sich dieser Typ ein? Ich war ehrlich entrüstet über seine Unverfrorenheit.
    »Wir haben uns nun schon seit über einer Woche jeden Tag gesehen. Also kennen wir uns doch! Ich fahre dich jetzt nach Hause. Ich kann nicht verantworten, dass eine hübsche junge Frau wie du um die Uhrzeit noch allein unterwegs ist.«
    Mahmud sprach so bestimmt und überzeugend, dass mir sofort klar wurde, dass er es nicht gewohnt war, Widerspruch gegen seine Vorschläge oder Anweisungen zu ernten.
    »Wenn du Angst vor mir hast, kannst du gern noch mal zurück zu deinem Chef gehen und ihn nach mir fragen. Er kennt mich und kann dir bestätigen, dass ich ein anständiger Typ bin«, fügte er noch hinzu.
    Sein Angebot war in der Tat verlockend. Ich war schließlich seit über siebzehn Stunden auf den Beinen und hatte noch einen etwa zwanzigminütigen Fußmarsch bis zu meiner kleinen Wohnung am Stadtrand vor mir. Konnte ich ihm wirklich vertrauen?
    Bevor ich noch weiter hin und her überlegen konnte, nahm Mahmud mich einfach an der Hand und zog mich langsam, aber bestimmt zu seinem Auto. Schweigend lief ich neben ihm her und versuchte ihn unauffällig von der Seite zu mustern. Was ich sah, gefiel mir: Er hatte glänzende schwarze Haare, große dunkle Augen und eine sehr markante Nase.
    Er spürte wohl, dass ich ihn betrachtete, denn unvermittelt blieb er stehen.
    »Was guckst du mich so an?«
    Ich fühlte, wie sich eine leichte Röte in mein Gesicht schlich.
    »Wenn ich mich schon von einem fast fremden Mann nach Hause fahren lasse, will ich doch wenigstens genau wissen, wie er aussieht«, gab ich unsicher zurück.
    Er seufzte hörbar und zog mich schweigend weiter. Kurz darauf erreichten wir den Parkplatz, auf dem er sein Auto abgestellt hatte. Er öffnete mir die Wagentür und ich nahm auf dem Beifahrersitz Platz. Nachdem er den Motor gestartet hatte, ertönte leise orientalische Musik aus den Lautsprechern.
    Ich nannte ihm meine Adresse und schloss die Augen, um einen Moment zu entspannen.
    »Erzähl mir was von dir!«, forderte Mahmud mich auf.
    »Ach, von mir gibt’s nicht viel zu erzählen. Ich bin gerade achtzehn geworden, bin in der Nähe von München geboren, mein Vater starb, als ich zwölf war, meine Mutter lebt mit meinem älteren Bruder Ralf in meiner Heimatstadt, und ich mache nun hier eine Ausbildung zur Berufskraftfahrerin«, ratterte ich das Wichtigste in Kurzform herunter.
    »Hast du einen Freund?«
    Mahmud trommelte mit den Fingern den Rhythmus der Musik aufs Lenkrad, während er gespannt auf meine Antwort wartete.
    »Nein, nicht mehr«, erwiderte ich wahrheitsgemäß.
    Für den Bruchteil einer Sekunde hatte ich in Erwägung gezogen, ihn anzulügen. Wenn er davon ausgehen musste, dass ich in festen Händen war, hätte er mich bestimmt zum ersten und letzten Mal nach Hause gefahren. Dass Mahmud mehr von mir wollte, als mich in der Gaststätte beim Kellnern zu beobachten und Small Talk mit mir zu halten, hatte ich schon gespürt. Aber irgendwie gefiel er mir. Es war wohl seine Andersartigkeit, die mich so anzog, und in mir erwachte der Wunsch,

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