Gefangene deiner Dunkelheit
schüttelte den Kopf. »Nicht ich. Ich kann das nicht.«
»Du willst es nicht. Das ist nicht das Gleiche. Gib mir die Waffe, Jasmine.« Solange streckte ihre Hand aus.
Wieder schüttelte Jasmine den Kopf, diesmal noch viel heftiger. »Nein. Die brauche ich.«
»Ich meine es ernst. Gib sie mir.«
MaryAnn erschrak über die Härte in Solanges Stimme. »Jasmine, es besteht kein Grund zur Panik. Der Magier wird Zeit brauchen, um die Schutzzauber aufzulösen. Nachdem Juliette und Riordan das gesamte Haus gesichert hatten, ist Manolito in den frühen Morgenstunden zu mir gekommen und hat sie noch zusätzlich verstärkt. Gib Solange die Waffe, dann holen wir uns etwas Kühles zu trinken und werden unten in der Nähe des Schutzraums warten. Wenn wir die Treppe versperren oder dort irgendeine Alarmvorrichtung anbringen, brauchen wir sie nicht zu bewachen. Wir können uns darauf konzentrieren, das viel übersichtlichere Erdgeschoss zu verteidigen. Das wird leichter sein, und wir können einen Pfad zum Schutzraum freilassen. Was immer auch geschieht, uns wird nichts passieren, bis die Karpatianer kommen.«
MaryAnns beruhigende Stimme und ihr gelassener Gesichtsausdruck bewirkten, dass die Spannung nachließ, die sich in dem Zimmer aufgebaut hatte.
Solange lächelte sie an. »Das stimmt. Sollen sie doch ihre Spielchen draußen in der heißen Sonne treiben. Wir sind hier drinnen, wo wir jede Menge Essen und Wasser haben und vor dem Regen geschützt sind. Es fängt nämlich schon wieder an zu gießen. Der arme Magier sieht schon wie ein begossener Pudel aus.«
Jasmines Lächeln war nur dünn, aber sie brachte immerhin eins zustande, als sie ihrer Cousine die Pistole überreichte. »Was ist ein Magier eigentlich genau? Und warum ist er hier?«
Beide Frauen sahen MaryAnn an, die sich auf die Lippe biss und mit den Schultern zuckte. »Ich bin mir nicht ganz sicher. Ich kann euch nur sagen, was ich hier und da aufgeschnappt habe, als ich in den Karpaten war. Juliette und Riordan können das besser erklären als ich. Soweit ich verstanden habe, waren Magier größtenteils wie Menschen, aber mit magischen Kräften ausgestattet und der Fähigkeit, Energie zu erzeugen. Sie standen den Karpatianern nahe und tauschten untereinander sehr viel Wissen aus. Aber dann geschah irgendetwas, und es kam zu einem Krieg zwischen den Karpatianern und den Magiern.«
»Das ist viele Jahre her«, bestätigte Solange. »Als Kind habe ich von einigen der Geschichtenerzähler ein bisschen darüber gehört, doch ich dachte, sie wären längst von dieser Welt verschwunden.«
»Offensichtlich nicht«, sagte MaryAnn.
»Und sie sind alle gegen die Karpatianer?«, fragte Jasmine. »Heißt das, dass die Jaguarspezies es auch ist?«
»Meinen Beobachtungen zufolge«, sagte MaryAnn, »ist keine Spezies nur gut oder nur schlecht, Jasmine. Die meisten hassen nicht einfach nur, weil andere es tun. Ich bin einem Jaguarmann begegnet, der mir das Leben gerettet hat und sehr besorgt war über das, was mit seinen Leuten vor sich geht. Ich bin sicher, dass es Magier gibt, die auch nicht gutheißen, was hier geschieht. Viele wissen es wahrscheinlich nicht einmal. Vampire dagegen sind durch und durch verdorben, und wenn sie erst einmal eine Spezies infiltrieren und beeinflussen, bringen sie die ganze Natur aus ihrem Gleichgewicht.«
»Also nutzten die Vampire den Hang zur Gewalttätigkeit unserer Männer, um sie noch mehr zu verderben und unsere Spezies auszulöschen«, sagte Solange mit einem Anflug von Sarkasmus in der Stimme.
»Nicht alle Männer sind schlecht, Solange, und immer wieder davon zu reden, dass sie es wären, und Jasmine damit so zu beeinflussen, dass sie ein normales Leben fürchtet, macht es nicht besser.«
»Du hast nicht gesehen, was diese Männer tun.«
»Gut, aber sei ehrlich – ist es nicht nur ein winziger Prozentsatz von ihnen? Eine kleine Gruppe? Ich glaube, dass die anderen Jaguarmänner versucht haben, sie aufzuhalten. Wenn dem so ist, verurteilst du einige derselben Männer, die sich bemüht haben, das, was hier geschieht, zu unterbinden.«
»Ich bin noch nie einem dieser Wunderwesen begegnet«, sagte Solange spöttisch, um dann jedoch rasch mit einem Blick auf Jasmine hinzuzufügen: »Aber vielleicht gibt es sie ja wirklich.«
»Viele Männer opfern sich für das Allgemeinwohl auf. Ich habe gesehen, wie Manolito sich vor eine schwangere Frau geworfen hat, um sie vor einem vergifteten Messerstich zu bewahren. Er ... er ist beinahe
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