Gefangene deiner Dunkelheit
gehabt, ihn kennenzulernen. Es ist mir sehr schwergefallen nach dem Angriff, mich wieder an ein normales Leben anzupassen.«
»Wir sind lieber für uns«, sagte Solange. Sie erwiderte MaryAnns Blick und akzeptierte die Kritik darin mit einem nachdenklichen Nicken. »Was aber vermutlich nicht der beste Weg war, damit umzugehen. Ich denke, wir sollten auf die Ranch umziehen und dort versuchen, uns ein neues, völlig anderes Leben aufzubauen.«
»Denkst du das wirklich, Solange?« Jasmine drückte eine Hand an ihren Bauch, und ihre Augen waren ganz groß vor Furcht.
MaryAnn wusste, dass es Furcht vor Solanges Enttäuschung über ihre Entscheidung war, ein Baby zu bekommen, ein fast völlig reinrassiges Jaguarkind. Solange hatte zu viele grauenhafte Vorfälle gesehen, um die Jaguarmänner je wieder ohne Vorurteile betrachten zu können, und das war Jasmine nur allzu gut bewusst. Dennoch war sie stark genug gewesen, ihre eigene Entscheidung zu treffen, was ein gutes Zeichen war.
»Natürlich. Wir können nicht für immer im Dschungel leben, und die Jaguarmänner wissen jetzt, wo wir sind, und jagen uns. Ich denke, es ist höchste Zeit, von hier zu verschwinden.«
Solange packte Jasmine am Arm und gab ihr einen kleinen Schubs. »Und nun setz dich in Bewegung. Sie werden jeden Moment die Schutzzauber durchbrechen. Geh mit ihr, MaryAnn.« In der einen Hand das Messer, in der anderen die Pistole, trat Solange mit entschlossener Miene auf das Fenster zu.
Dort fluchte sie jedoch und fuhr wieder zu ihnen herum. »Sie kommen. Haltet euch bereit!«
Die Eingangstür flog auf, und eine monströse Gestalt drang ein, halb Jaguar, halb Mensch, mit riesigen Fängen und rasiermesserscharfen Krallen statt Händen, preschte über den glatten Marmorboden direkt auf sie zu und setzte zum Sprung an, um Solange anzugreifen.
10. Kapitel
J asmine schrie auf und schlug die Hand vor den Mund, um das Geräusch zu dämpfen. Sie taumelte zurück, griff hinter sich und tastete nach der Tür des Schutzraums.
Ohne Zögern griff Solange den Jaguar an und feuerte gleich mehrere Schüsse ab, während sie auf ihn zulief. Ein zweiter Jaguar, der, den Jasmine als Sergio erkannt hatte, hatte sich jedoch unbemerkt von hinten an Solange herangeschlichen und schlug sie nieder. Als sie taumelte und stürzte, trat er ihr die Waffe auf der Hand. Mit einem ohrenbetäubenden Krachen landeten Möbel und Lampen auf dem Marmorboden.
Erbittert kämpfend, wälzten sich Sergio und Solange auf dem Boden, auch sie schon halb in Jaguargestalt, um die Kraft des Tieres ins Spiel zu bringen. Sie schlug ihre scharfen Krallen in Sergio, als dieser seinen weitaus kräftigeren Körperbau benutzte, um sie unter sich zu halten. Der Angriff war gut koordiniert, da die Gegner So-langes Fähigkeiten anscheinend eingehend studiert hatten. Der erste Jaguar schwankte, seine Flanken bebten, und sein Fell rötete sich schon von dem Blut aus seinen beiden Schussverletzungen. Trotzdem stürzte er sich auf Solange, um Sergio zu helfen, sie zu bändigen.
MaryAnn besprühte ihn mit ihrem Pfefferspray und traf ihn wiederholt in Augen, Mund und Nase. Jasmine, die ihr in das Kampfgetümmel gefolgt war, hieb ihm eine Lampe über den Kopf und trieb ihn so ein Stück zurück.
Dann brach der verletzte Jaguarmann zusammen und landete zwischen MaryAnn und Solange. Heulend schlug er sich mit seinen Pranken ins Gesicht, rollte sich hin und her und hinterließ blutverschmierte Flecken auf dem Marmorboden.
Solange setzte ihr ganzes Körpergewicht und ihre Raubtierkraft ein, um Sergio einen harten Schlag gegen die Kehle zu versetzen. Mit ihren scharfen Krallen fuhr sie über seine Schnauze und zerfetzte ihm den Bauch. Aber dann warf er sich mit seinem ganzen Gewicht auf sie und schlug ihr seine Fänge in die Kehle. Sie erstarrte unter ihm, und obwohl ihre Flanken vor Erregung bebten und ihre bernsteinfarbenen Augen wütend funkelten, blieb ihr Körper völlig starr und angespannt.
Jasmine flitzte durch die Halle zu der Waffe auf dem Boden. Bevor sie sie jedoch aufheben konnte, kam ihr der Magier zuvor, trat die Pistole außer Reichweite und stieß Jasmine so hart gegen die Wand, dass ihr die Sinne schwanden.
Im selben Moment, in dem Jasmine versucht hatte, die Waffe zu erreichen, war ein weiterer Jaguarmann hereingestürzt, nur dass dieser schon vollständig verwandelt war. Seine Augen glitzerten Unheil verkündend, als er um Jasmine herumging und Sergio von Solange herunterstieß. Die beiden
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