Gefangene der Leidenschaft
Eurer tapferen Tat erfahren!“ Elizabeth berührte sanft Morgans Wange. In ihren Augen schimmerten Tränen. „Ihr müsst jetzt ruhen, mein tapferer Draufgänger“, murmelte sie und eilte rasch hinaus.
20. KAPITEL
Durch die Tür eines Seitenraums spähte Morgan in das Hauptschiff der Abtei. Festlich gekleidete Männer und Frauen des Hofes erwarteten die Königin. Welch überflüssiger Pomp, dachte Morgan. Ihm wäre eine einfache Feier in kleinem Kreis lieber gewesen. Aber die Königin hatte auf einer prunkvollen Zeremonie in der Abtei von Greystone bestanden.
Die Abtei war fast zweihundert Jahre alt. Ein Vorfahr von Morgan hatte die Mönche gegen einen Angriff verteidigt und zum Dank die Abtei mit den umliegenden Dörfern vom König erhalten.
Morgan dachte an all die tapferen Männer in seiner Familie, die in Kriegen gekämpft und so manchen Sieg errungen hatten. Aber was war ein Sieg des Schwertes gegen den Sieg des Herzens?
Morgan musste an die freudlosen Jahre denken, in denen er auf Schlachtfeldern gekämpft und sein Herz gegen die Liebe verschlossen hatte. Brenna hatte die Tür geöffnet und ihn befreit. Mit Brenna an seiner Seite würde er leben.
Er hörte die Trompetenfanfaren, die die Ankunft der Königin verkündeten. Das schwere Portal öffnete sich, und Elizabeth schritt würdevoll auf dem teppichbelegten Mittelgang zum Altar. Die Frauen knicksten, und die Männer verneigten sich.
Als sie auf dem Thronsessel Platz genommen hatte, gab sie das Zeichen zum Beginn der Zeremonie. Morgan ging zu Richard und klopfte ihm brüderlich auf die Schulter. „Seid Ihr bereit, Richard?“
Richard zwinkerte ihm zu. „Morgan, ich bin bereit!“
Morgan schob den Rollstuhl auf den Mittelgang, und langsam bewegten sich die beiden Männer auf ihre lächelnde Königin zu.
Elizabeth rühmte sie in einer kurzen, feierlichen Rede für ihren selbstlosen Mut.
Plötzlich unterbrach ein Raunen die andächtige Stille. Morgan drehte sich um und sah Brenna hinten in der Abtei stehen. Als sie ihm entgegengeschritten kam, erfasste ihn ein unbeschreibliches Glücksgefühl. Diese wundervolle Frau, die sich bewegte wie eine Königin, die kämpfen konnte wie eine Wildkatze, die das Schwert führte wie ein Soldat und liebte wie ein Traumgeschöpf - diese Frau würde sein Leben teilen.
Er fing Brennas Blick auf, und wieder spürte er das leidenschaftliche Feuer der vergangenen Nacht. Das Blut begann in seinen Schläfen zu rauschen.
Brenna blieb vor der Königin stehen und verneigte sich tief.
„Brenna MacAlpin.“ Elizabeths Stimme hallte durch den hohen Raum. „Obwohl Ihr keine Untertanin der Krone seid, habt Ihr dennoch Euer Leben für die Königin riskiert. Vor allen, die hier versammelt sind, gewähre ich Euch einen Wunsch!“ Sie betrachtete die ehrfürchtige junge Frau und verglich sie insgeheim mit der rebellischen und stolzen schottischen Clanführerin, als die sie Brenna in London kennen gelernt hatte. „Nun, Brenna Mac Alpin? Welches ist Euer innigster Wunsch?“
Brenna hatte viele Tage Zeit zum Nachdenken gehabt. Sie wusste, dass sie alles bekommen würde - Land, Gold, Titel -, doch sie wollte nur eines. Sie liebte Morgan, liebte ihn mit ihrem ganzen Wesen. Aber sie wollte aus freier Entscheidung zu ihm kommen, nicht als Gefangene. Morgan würde es verstehen. Er war ein Mann, der seine eigene Freiheit nie aufgeben würde.
Morgan sah sie an und strahlte. Er wusste, worum Brenna bitten würde. Sie liebte ihn, er liebte sie. Was konnte sie anderes wünschen, als für immer bei ihm zu bleiben?
„Freiheit, Majestät. Ich möchte als freie Frau zu meinem Volk zurückkehren.“
Während die Königin huldvoll den Kopf neigte, brach für Morgan eine Welt zusammen.
„Wirst du mich nach Schottland begleiten?“ fragte Brenna ihn, als sie bei den Klängen der Orgel die Abtei verließen.
„Das ist leider nicht möglich. Ich habe eben mit der Königin gesprochen. Sie schickt mich mit meinen Männern nach Wales, um eine Rebellion niederzuschlagen.“ Morgan verschwieg Brenna, dass er Elizabeth die Erlaubnis abgetrotzt hatte. „Ich werde dir meine zuverlässigsten Männer mitgeben. “
Brenna starrte ihn fassungslos an. „Nach Wales? Für wie lange?“
„Ich weiß es nicht“, sagte er knapp.
Sie konnte ihre Tränen kaum zurückhalten. „Und ich hatte so gehofft, dass du meine ältere Schwester und Brice Campbell kennen lernen würdest... “
„Meine Pflicht im Dienste der Königin geht vor, Mylady.“
„Ja.“
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