Gefangene der Welten
nicht in diese Welt. Damian hinterging sie sowieso und die Tatsache, dass er dafür Verantwortung trug, dass Jack in diesem stinkenden Loch festsaß, verbesserte die Lage nicht eben. Sie nickte.
Unruhig warf Natalia einen weiteren Blick über die Schulter. Eine Magd warf ihnen im Vorübergehen einen neugierigen Blick zu.
„Kommt heute Nacht, wenn der Mond den höchsten Punkt am Himmel erreicht hat, zum Tor. Dort werde ich Euch erwarten.“
Natalia wandte sich zum Gehen, als Sydney sie am Arm zurückhielt. „Warte! Das Tor ist verschlossen! Wir können dort nicht fliehen!“
Ein Lächeln glitt über die Züge der jungen Frau und sie antwortete: „Keine Sorge, Madame. Wir fliehen nicht durch das Tor.“
Sie löste Sydneys Finger sanft von ihrem Arm und ging ohne sich umzublicken. Einen Moment lang verharrte Sydney an Ort und Stelle. Dann atmete sie tief durch, strich sich die Spuren ihrer Gefühle aus dem Gesicht und betrat die große Halle.
Damian sah sie sofort.
Er erhob sich von seinem Stuhl und Richard, der sich mitten im Satz unterbrochen sah, folgte seinem Blick.
„Na siehst du? Sie ist noch hier.“
Geistesabwesend nickte Damian. Er hörte ihm nicht mehr zu, sondern trat um den Tisch herum und ging zügigen Schrittes auf seine Frau zu. Ihre großen Augen richteten sich auf seine imposante Gestalt. Schnell versuchte sie, die verräterischen Gedanken aus ihren Gesichtszügen zu streichen. Er brauchte nicht zu wissen, was sie nun wusste.
„Da bist du ja, mein Herz.“, raunte Damian, als er sie erreicht hatte und ihr, während er mit den Händen ihre Schultern umfasste, einen Kuss auf den Scheitel gab. Seine dunklen Augen durchforsteten ihr Gesicht und er fragte: „Geht es dir nicht gut? Du siehst etwas blass aus, Liebste.“ Sydney schluckte. Die Berührung seiner Fingerspitzen auf ihrer Haut, sandte ein Prickeln durch ihren Körper und als sie ihre Augen auf ihn richtete, spürte sie bereits das verräterische Ziehen in ihrem Unterleib.
Seit der Hochzeitszeremonie war ihr, als hätte sich etwas Grundlegendes geändert. Doch sie kam nicht darauf, was es war. Sie liebte ihn nicht. Dessen war sie sich sicher, doch ebenso wenig empfand sie Hass für ihn. Ihre Gedanken flatterten zu Jack. Jack glaubte, sie hätte sich freiwillig Damian hingegeben. Stimmte das? Zweifel und Verwirrung, aber auch Zorn über Damians Verrat, rumorten in ihr. Sie war sich eines gewiss: Sie musste verschwinden.
Verkrampft lächelte sie Damian an.
„Mir geht es gut.“
Besorgt runzelte er die Stirn, ehe sich seine Züge wieder glätteten und er sie lächelnd an den Tisch führte, wo Richard bereits auf ihn wartete.
„Es ist nicht sonderlich höflich, einen Gast stehenzulassen.“
Damian wandte sich mit einem Lächeln ihm zu. „Verzeih, mein Freund.“
Seine dunklen Augen, die heillose Verwirrung in ihr stifteten, betrachteten Sydney. „Wo warst du?“, fragte er trügerisch sanft.
Sydney nahm eine Wachsamkeit an ihm war, die sie beunruhigte. Was sollte sie ihm sagen? Dass sie seinen Gefangenen, der zufällig ihr Freund war, besucht hatte? Dass sie erkannt hatte, dass sie sich keineswegs in ihrer Meinung über ihn geirrt hatte? Oder vielleicht, dass er sie nicht würde davon abhalten können zu fliehen?
Unsicher blickte sie zu Boden. Dann hob sie erneut den Kopf und sah ihm direkt in die Augen.
„Man wollte mir die Küche zeigen.“, erklärte sie mit einem breiten Lächeln, das ihre Augen jedoch nicht erreichte. „Immerhin sollte ich doch auch Bescheid wissen, als die Auserwählte, oder etwa nicht?“ Herausfordernd sah sie ihn an.
„Natürlich.“, erwiderte Damian und wandte sich nach einem langen, nachdenklichen Blick endlich wieder Richard zu, der das Zwischenspiel der beiden interessiert beobachtete. Das Gespräch wandte sich allgemeineren Themen zu und Sydney, die anfangs noch mit halbem Ohr zugehört hatte, stand schließlich auf.
Sofort unterbrach sich Damian und erhob sich mit ihr.
„Ich möchte mich etwas ausruhen.“, offenbarte sie ihm und wartete darauf, dass er ihren Arm wieder losließ.
„Soll ich dich begleiten, Liebste?“, raunte Damian ihr zu und sein Oberkörper neigte sich ihr zu.
„Das ist nicht nötig. Ich denke, ich finde den Weg selbst.“
Sie zog ihren Arm zurück und verabschiedete sich von Richard. Froh, endlich eine ruhige Minute für sich haben zu können, verließ sie die beiden Männer.
Damians Verhalten verwirrte sie. Sie musste sich darüber klar werden, was sie
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