Gefangene der Welten
Tatsache, dass er nicht der Erste zwischen ihren warmen Schenkeln war, empfand. ‚War Jack es gewesen? ‘, überlegte er. Der Stachel der Eifersucht bohrte sich tiefer in sein Herz. Der Gedanke, dass Sydney just in diesem Augenblick Schmerz empfinden konnte und dass Jack die Verantwortung dafür tragen konnte, machte ihn rasend vor Wut. Zornig ballte er seine Hände zur Faust und blickte zum Mond hinauf.
Wer auch immer verantwortlich für Sydneys Verschwinden war:
Er würde den Schuldigen zur Strecke bringen, das schwor er sich.
Am nächsten Morgen gelangten sie in Sichtweite der Mauern, die Corins Unterschlupf umschlossen. Vorsichtig näherten sie sich und blickten sich um, nahmen jeden Busch und jeden Baum in Augenschein. Ihre kräftigen Körper huschten gleich zweier Panter zwischen den Bäumen hindurch. Es waren wenige Meter, die sie von dem Torbogen trennten, als Damian hinter einem Brombeerbusch innehielt.
„Es sieht nicht aus, als wäre dieser Ort stark bewacht.“, meinte Richard leise. Sein Blick glitt nachdenklich die Mauer entlang. „Das ist merkwürdig. Es hat den Anschein, als fürchte man unsere Ankunft gar nicht.“ Vorsichtig umschloss Damian den Griff seines Schwertes, während Richard seinen Dolch fester umklammerte. „Wie sollen wir vorgehen?“, fragte er. „Wir können doch nicht einfach durch die Eingangstür hereinspazieren…“ Damian warf ihm einen Blick zu und Richard verdrehte die Augen. Er unterdrückte das Seufzen, das in ihm aufstieg. „Das ist Wahnsinn!“, versuchte er Damian davon abzubringen.
„Ich verlange nicht, dass du mich begleitest, Rich‘.“
Aufgebracht schnaubte dieser. „Ich hoffe, das ist einer deiner Scherze! Selbstverständlich begleite ich dich. Aber du musst die Gefahr doch sehen? Oder bist du so verweichlicht im Kopf, dass du dir nicht im Klaren bist, was alles geschehen kann?“
Damian lachte leise und sah seinem Freund amüsiert in die kristallklaren Augen, die frei von jeder Finsternis waren, ehe er seine Aufmerksamkeit dem Torbogen widmete. Noch ehe Richard ihn davon abbringen konnte, verließ Damian den Schutz des Busches und eilte auf die Mauer zu. Leise fluchend folgte Richard ihm.
Damian spähte um die Ecke. Still lag die Allee vor ihm. Sein Blick glitt die mächtigen Bäume hinauf, doch vermochte er nichts zu erkennen. „Was siehst du?“, flüsterte Richard neben ihm.
„Nichts.“, erwiderte er wiederwillig. „Ich sehe nichts, außer diese verdammten Bäume!“, knurrte er und wandte den Kopf erneut um die Ecke. Angestrengt dachte er nach.
Wenn man nun Leute in den Baumkronen versteckt hielt, mit Pfeil und Bogen bewaffnet, hätten sie keinerlei Chance. Sein Blick wanderte den Weg hinauf zu dem Haus, das voller Hohn am Ende wartete.
Sydney
, dachte er.
Ich hole dich
.
Voll Ingrimm bedeutete er Richard die andere Seite des Durchlasses einzunehmen. Gemeinsam spähten sie die Bäume aus.
„Was nun?“
Damian zuckte mit den Schultern. Sie hatten keine Wahl. Die Mauern waren zu hoch, um hinüberklettern zu können, ohne entdeckt zu werden. Ihnen blieb nur dieser eine Weg. Er holte tief Luft. Dann trat er in den Torbogen, sein Schwert mit beiden Händen schützend vor sich haltend.
Nichts geschah.
Entweder wollte man ihn in Sicherheit wiegen oder man war tatsächlich so dumm, wie Damian glaubte, und hatte keine Wachposten in den Wipfeln der Bäume positioniert.
Vorsichtig trat er einen Schritt vor.
Dann noch einen.
Und noch einen.
Eine Reaktion blieb weiterhin aus.
Als Richard erkannte, dass ihnen keine Gefahr drohte, tat er es Damian gleich und trat in den Durchlass.
Sie schlichen auf leisen Sohlen von Baum zu Baum und gelangten immer näher an das Haus heran. Als Richard einen Baumstamm hinter Damian war, machte er ihn auf sich aufmerksam. „Wo sind sie alle?“, rief er ihm leise zu. Damian zuckte ratlos mit den Schultern. Seine ganze Aufmerksamkeit galt dem Haus vor ihm.
Die Sinne geschärft schlich er weiter voran. Es lagen nur noch drei Bäume vor ihm. Dann würde er die erste Stufe zum Eingang erreicht haben. Konzentriert blickte er sich um. Doch noch immer war nichts zu sehen.
Er eilte weiter.
Ein Baum. Noch einer. Und der letzte. Damian verharrte still hinter dem Stamm, der ihn von seinem Feind trennte. Sein Atem ging ruhig. Nach außen hin wirkte er vollkommen entspannt. Doch in ihm brodelten die Verachtung und der glühende Zorn, die er für den jämmerlichen Bastard empfand, der sich hinter den Mauern dieses
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