Gefangene der Welten
Mann als Gefangene genommen worden.
Nimmt das denn gar kein Ende
, fragte sie sich niedergeschlagen und nahm auf dem schmalen Bett Platz.
36.
„Wir gehen zu Fuß weiter“, verkündete Damian.
Richard und er stiegen von ihren Pferden und führten sie in die Nähe eines rauschenden Flusses, der das Tal vor ihnen durchfloss. Das kraftvolle Rauschen übertönte die von den Pferden verursachten Geräusche. Es war unwahrscheinlich, dass jemand die Pferde entdeckte. Sie nahmen die Waffen und etwas Proviant mit, als sie sich zielstrebig auf einen Trampelpfad zubewegten, der sie höher ins Gebirge bringen würde.
Die Spuren, denen sie bis hierher gefolgt waren, deuteten darauf hin, dass man Sydney weiter nördlich durch eine kleine Siedlung geführt hatte. Sie würden das kleine Dorf unbemerkt umgehen und nach weiteren Spuren Ausschau zu halten, sobald das letzte Haus hinter ihnen lag.
Besser, man bekam sie nicht zu Gesicht, solange Sydney nicht gefunden und in Sicherheit war.
„Bist du sicher, dass die Bewohner uns nicht weiterhelfen könnten?“, fragte Richard, als sie die Ansammlung der Blockhütten aus sicherer Entfernung betrachteten. Damian schüttelte den Kopf. „Nein. Du weißt, wie gefährlich das ist. Wenn uns auch nur ein Na’kaan erkennt, bricht hier die Hölle los. Abgesehen davon, bezweifle ich, dass sie derart hilfsbereit wären.“
Sie schlichen auf leisen Sohlen den Pfad entlang und warfen von Zeit zu Zeit einen Blick über die Schulter. In aller Stille legten sie den Weg zurück und es dauerte nicht lange, da sie auf die verräterischen Spuren stießen. Richard legte ihm die Hand auf die Schulter und raunte: „Sie können nicht mehr weit sein, mein Freund. Wir sollten uns etwas ausruhen.“ Zustimmend nickte Damian. Richard hatte Recht. Wollten sie kampfbereit sein, so war es unumgänglich, dass sie zuvor etwas ruhten. Es half Sydney nicht, traten sie erschöpft ihrem Feind gegenüber.
Außerdem dämmerte es bereits und die Nacht zog herauf. Das schwindende Licht würde es unmöglich machen, irgendwelchen Spuren zu folgen.
Zwischen den dicken Stämmen dicht beieinander stehender Erlen nahmen sie Platz. „Ich übernehme die erste Wache.“, flüsterte Damian. „Ich wecke dich, wenn der Mond seinen Zenit überschritten hat.“ Richard nickte und legte sich auf die Seite; den Dolch in seiner Hand unter der Wange.
Die Zeit schleppte sich dahin. Damian lehnte am Stamm des Baumes und beobachtete den Lauf des Mondes.
Seine Gedanken flüsterten ihm mit quälender Beharrlichkeit Sydneys Leid. Mittlerweile war es von erschreckender Gewissheit, dass sie nicht wieder in ihre Welt zurückgekehrt war. Damian war sich sicher, dass sie sich hier, inmitten der Feinde, aufhielt. Die Frage, die er sich dabei stellte, war: Befand sich Sydney aus freien Stücken bei den Na’kaan? Oder handelte es sich um eine Verschwörung gegen ihn und sein Volk?
Die Prophezeiung hallte in seinem Gedächtnis nach. Sydney war dazu bestimmt, seine Frau zu sein. Sie war es, die den Erlöser der Bakram gebären sollte. Wie konnte es da sein, dass sie sich den Na’kaan anschloss? Dies ergab keinen Sinn für ihn und er verwarf den bitteren Gedanken des Verrats. Jeder der Na’kaan hätte ein Motiv, die Erfüllung der Prophezeiung zu vereiteln und gegen ihn und den zukünftigen Herrscher der Bakram zu intrigieren.
Da kam ihm ein Gedanke.
Jack war bei ihr. Jack, der vorgab ihr Freund zu sein. Jack, der ebenfalls durch das Portal in seine Welt getreten war. Und vor allem: Jack, der dafür gesorgt hatte, dass man Natalia auf die Burg brachte. Fast war er sich sicher, dass Jack und Natalia es waren, die mit den Na’kaan gemeinsame Sache machten und Sydney und er die Opfer in ihrer Scharade sein sollten. Doch machte es Sinn, dass diese Entführung seiner Frau derart lange im Voraus geplant wurde? Zweifel regten sich in ihm. Wusste er überhaupt etwas über die gemeinsame Vergangenheit von Jack und Sydney? Er fluchte im Stillen, als er daran dachte, dass Sydney ihm nun wirklich nicht viel in Bezug auf Jack verraten hatte. Demnach musste er die Möglichkeit weiterhin in Betracht ziehen, dass Jack das Bindeglied zwischen Sydney und den Na’kaan war. Seine Gedanken umkreisten unermüdlich die Option des Verrates durch Sydneys Vertrauten Jack. Dabei bedachte er auch deren Beziehung zueinander. Sydney war keine Jungfrau mehr gewesen, als er mit ihr zusammenkam. Schmerzlich erinnerte er sich an die Enttäuschung, die er angesichts der
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