Gefangene der Welten
Schauspiel interessiert verfolgte.
„Du hast sie gefunden!“ Seine Stimme bebte. Freude und Erleichterung zeichneten das Gesicht des alten Mannes. Ohne den Blick von Sydney zu lösen, trat er einen Schritt zurück und beobachtete, wie Damian Sydney vom Pferd hob.
Lan’tash war kleiner als sie; sein Scheitel reichte ihr kaum bis zur Schulter. Er hob den Blick und ergriff verzückt ihre Hände. „Madame, ich vermag kaum auszudrücken, wie erfreut ich bin, Euch endlich zu sehen! Euer Anblick ist wahrhaftig eine Freude für alternde Augen wie die meinen es sind! Seid willkommen in meinem Heim!“
Irritiert über solch großer Freude angesichts ihrer Ankunft, erwiderte Sydney das Lächeln. „Entschuldigung, aber ich fürchte, mir ist nicht ganz klar, warum ich überhaupt hier bin…?“ Ein wissender Ausdruck huschte über seine Züge. „Seid beruhigt, Madame. Schon bald werdet Ihr alles erfahren.“ Noch immer lächelte er sie an. „Doch es wäre mir tatsächlich lieber, wir würden dieses wichtige Gespräch in die Bibliothek verlegen. Ich führe solch Unterredungen ungerne vor den Dienstboten.“ Damit wandte er sich zu Damian um.
Seine runzligen Hände umschlossen ihre warm und mit einem Druck, der keinen Widerstand dulden würde, stellte Sydney besorgt fest. Ihr Blick wanderte von seinen Händen, an dessen linken Zeigefinger ein breiter Siegelring steckte, an seiner Gestalt entlang. Sein schlohweißes Haar war wie Damians zu einem Zopf im Nacken gebunden und wenngleich er einen kräftigen Eindruck machte, konnte seine herrschaftliche, dunkelblaue Robe nicht verbergen, dass er ein alter Mann war. Seine Schultern waren weit vorgebeugt, und das Alter zeichnete seine Gesichtszüge. Sydney fragte sich, was dermaßen wichtig war, dass er nicht gleich sagen konnte, warum sie nun wirklich hier war.
Ihre Gedanken wanderten zurück zu Jack und ihrem Vater. Ob man sie bereits suchte? Ihre Entführung lag wenige Tage zurück und dennoch erschien es ihr, als wäre sie bereits seit Wochen mit Damian unterwegs.
Er und Lan’tash flüsterten leise miteinander. Damian neigte seinen Kopf höflich Lan’tash zu und besorgt blickte er auf den alten Mann herab. Welcher Art ihre Beziehung zueinander wohl war? Ihr kam der Gedanke, dass es sich um Damians Vater handeln könnte, doch dazu mangelte es an äußerlichen Gemeinsamkeiten. Der alte Mann mochte in jüngeren Jahren ein kräftiger und attraktiver Mann gewesen sein, doch diese Zeiten schienen längst vorüber zu sein. Seine Augen, hell und leuchtend, passten so gar nicht zu Damians. Unmöglich konnte dies Damians Vater sein.
Sydneys Blick verweilte auf Damians Gesicht; registrierte die sinnliche Fülle seiner Lippen und den ernsthaften Zug um seine Mundwinkel ebenso wie das markante Kinn und die gerade Nase. Die dunklen Haare hatten sich aus seinem Zopf gelöst und standen nun in sämtliche Richtungen ab, so dass er den Eindruck des wilden Kriegers verstärkte. Sydney seufzte. Leise zwar, doch Damians Blick flog gleich zu ihr und das schiefe Grinsen hob seinen Mundwinkel. Ganz so, als wüsste er, was sie dachte. Dann trafen ihre Blicke aufeinander und Sydney konnte spüren, wie erneut diese lächerliche Röte ihre Wangen in Brand setzte.
Himmelherrgott, was ist los mit dir, Syd‘? Reiß‘ dich zusammen! Er ist schließlich auch nur ein Mann
, versuchte sie sich zur Vernunft zu bringen. Doch eine leise Stimme in ihrem Kopf flüsterte verräterisch: …
Ein sehr attraktiver Mann
. Sie löste den Blick und sah zum Hauptgebäude hinüber, in der Hoffnung, was sie sah, würde sie von seiner ständigen Präsenz ablenken. Sie hörte sein leises Lachen, doch wagte sie es nicht zurückzublicken.
Lan’tash, der sich durch Damians Lachen in seinem Satz unterbrochen sah, blickte zu Sydney herüber. „Verzeiht, Madame, ich vergesse zu leicht die Zeit, wenn ich einmal anfange zu reden. Es ist wie verhext!“ Sydney sah den alten Mann an, der ihr bei seinen letzten Worten zuzwinkerte. „Ich schlage vor, wir gehen hinein und ich zeige Euch Eure Unterkunft, während Eurer Anwesenheit auf meiner Burg.“
Sydney erwiderte sein Lächeln und als Lan’tash zu ihr trat und ihr seinen Arm anbot, zögerte sie nur kurz, ehe sie ihn ergriff. Gemeinsam setzten sie sich in Bewegung. Damian folgte ihnen auf dem Fuße und Sydney hätte ihn verfluchen können dafür. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass er sie ununterbrochen beobachtete und jeden ihrer Schritte verfolgte.
Mit einem
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