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Gefangene der Welten

Gefangene der Welten

Titel: Gefangene der Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hazel McNellis
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Vierteljahrhundert her, als ich Eure Mutter sah. Sie war damals noch ein junges Mädchen, ganz so wie Ihr es heute seid. Sie stolperte eher zufällig durch das Portal und fiel sogleich einem meiner Boten in die Hände, der sie zu mir brachte.“ In Erinnerungen vertieft, blickte Lan’tash auf seine Hände. Er senkte die Stimme zu einem rauen Flüstern und Sydney spitzte die Ohren. „Als ich sie sah, verliebte ich mich auf der Stelle in sie. Sie war solch ein herzerwärmendes Mädchen! Meine letzte Frau verstarb im Kindbett und ich war ein freier Mann. Es zeigte sich, dass Kassandra mir nicht abgeneigt war und so kamen wir uns bald näher und zeugten ein Kind. Ein Kind, dem es bestimmt war, mein Nachfolger zu werden.“ Sydneys Augen weiteten sich ungläubig, während ein wehmütiger Schimmer in Lan’tashs Miene aufblitzte. „Doch Kassandra war eine abenteuerlustige Frau. Sie vermochte nicht lange an einem Ort zu verweilen…“ Gedankenverloren betrachtete er seine runzligen Hände. „Sie sah keinen Reiz darin, das Heim zu hüten. Sie streifte stets aufs Neue durch die Wälder und eines Tages – ihre Schwangerschaft war noch nicht weit vorangeschritten – unternahm sie einen längeren Ritt. Ich begleitete sie, um für ihre Sicherheit zu garantieren, als wir das Portal erreichten.“ – „Was geschah dann?“, fragte Sydney, nun ebenso wispernd wie Lan‘tash. Lan’tash betrachtete sie einen Moment. Dann antwortete er: „Kassandra teilte mir mit, dass sie zurück in ihre Welt wolle und dass sie das Kind unmöglich unter diesen unhygienischen und gefährlichen Umständen zur Welt bringen konnte.“ Ungläubig starrte Sydney ihn an. „Ich konnte nichts dagegen unternehmen. In meiner Welt gab es zu viele Gefahren; sowohl für ihr Leben, als auch für das des Ungeborenen. Ich ließ sie also gehen und sah sie seitdem nie wieder.“ Der Schmerz all der Jahre legte sich auf sein Gesicht und Sydney verspürte Mitleid. Dieser Mann hatte nicht nur eine Frau verloren, sondern auch noch eine Frau, die er aufrichtig geliebt und die sein Kind unter dem Herzen getragen hatte. Augenblicklich fragte sie sich, was mit dem Kind geschehen war. Sie hatte keine weiteren Geschwister, außer Timothy, der erst viel später nach ihr zur Welt kam.
    „Wie könnt ihr euch so sicher sein, dass ich diejenige bin, für die ihr mich haltet?“, fragte sie die beiden Männer. „Wer sagt euch, dass es tatsächlich nur eine Frau gibt, die durch dieses Portal gehen kann? Und woher wisst ihr denn überhaupt, dass ich zu dem Zeitpunkt in der Hütte war, als ihr mich entführen wolltet?“ Sydney war sich sicher, es gab keine logische Antwort auf ihre Fragen. Lan’tash und Damian konnten unmöglich glauben, was sie da sagten. Es schien viel zu verrückt, als dass so etwas der Wirklichkeit entsprechen konnte. Ihr Blick schweifte zwischen ihnen her. Die Sekunden verstrichen. „Es ist verständlich, dass Ihr Euch fragt, wie wir ausgerechnet auf Euch gestoßen sind. Ich will es Euch erklären, Madame.“
Da bin ich aber gespannt
, dachte Sydney, nicht ohne Spott.
    „Wir verfügen auf dieser Burg über mächtige Werkzeuge und einem starken Orakel. Es liegt nun exakt drei Mondzyklen zurück. Unser Orakel suchte mich auf, um mir eine wichtige Kunde zuteil kommen zu lassen und ich hörte es mir an. Dabei handelte es sich um eine Prophezeiung. Die heilige Beschützerin hatte sich im Traum gezeigt und das Licht offenbart. Das Licht und ein großes, weites Tor. Das Licht trat hindurch und unser Orakel erkannte, dies musste die Auserwählte sein, die durch das Portal schritt. Des Weiteren berichtete unsere Seherin, dass hinter dem Tor einsam und verlassen ein kleines, hölzernes Haus stand. Versteckt und nur schwer einsehbar. Und doch war es da.“ Lan’tashs Blick suchte ihren. „Dies war das Zeichen Eurer Ankunft und wo man Euch finden würde.“ – „Aber woher wollt ihr gewusst haben, wann ihr nach mir suchen müsstet?“, setzte Sydney ihm entgegen.
    „Ein berechtigter Einwand.“ Anerkennend lächelte Lan’tash ihr zu. „Ich bat die Seherin, etwas mehr darüber in Erfahrung zu bringen und die heiligen Götter zu befragen. Dies tat sie und nach sieben Tagen kam sie erneut zu mir. Sie hatte getan, um was ich sie bat, und hatte tatsächlich eine Antwort erhalten. Ich erfuhr von ihr, dass sie zunächst die Antwort in den Karten gesucht hatte und danach in den Sternen. Beides hielt ähnliche Antworten bereit, sodass kein Zweifel mehr bestand.

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