Gefangene der Welten
Damian hob den Blick und hielt kurz inne. „Ich habe vor, noch etwas zu schlafen, bevor die Sonne aufgeht. Das solltest du übrigens ebenfalls tun, mein Herz.“, seine Stimme wurde weicher, „Das Bett ist groß genug für uns beide.“ Etwas leiser fügte er hinzu: „Du musst keine Angst haben, dass ich dich vergewaltige. Ich habe eine Frau lieber willig und feucht unter mir.“ Sengende Hitze breitete sich auf ihrem Gesicht aus, als sie daran dachte, was geschehen konnte, sobald sie neben ihm liegen würde, und sogleich schüttelte sie den Kopf mit solch einer Heftigkeit, dass ihr Zopf durch die Luft flog. „Wie du wünschst.“ Damian zuckte mit den Schultern und nahm auf der Bettkante Platz, um die Stiefel auszuziehen.
Unschlüssig beobachtete Sydney, wie er sich auf dem Bett ausstreckte und schließlich die Arme hinter dem Kopf verschränkte. Aus halb geschlossenen Lidern betrachtete er sie. „Komm schon, ich werde dir nichts tun.“, versprach er und nach einem kurzen Moment des Zögerns, trat Sydney an die andere Bettseite und legte sich möglichst weit an die Bettkante, um die größtmögliche Distanz zu Damian zu halten. Sie drehte ihm den Rücken zu und hörte sein leises Lachen hinter sich. Erst als die Regelmäßigkeit seiner tiefen Atemzüge den Raum erfüllte, schloss sie die Augen und versuchte ebenfalls Erholung im Schlaf zu finden und nicht länger darüber nachzudenken, was sie am nächsten Morgen zu erwarten hätte.
Sydney schlug die Augen auf. Sie setzte sich hoch und blickte auf das Kissen neben sich. Damian war fort. Sie hatte ihn gar nicht gehen gehört. Doch es war ihr gleich. Schlimm genug, dass diese Menschen glaubten, sie würde freiwillig in diese Hochzeit einwilligen. Sie schnaubte verächtlich und schwang die Beine über die Bettkante. Was sollte sie nun tun? Einen Augenblick lang verharrte sie in sitzender Position, während ihr Blick auf einem Lichtfleck auf dem Boden ruhte.
Heute sollte der Tag sein.
Heute würde die Hochzeit stattfinden, haben sie gesagt.
Zwei Fluchtversuche waren bisher gescheitert, aber würde ein dritter Versuch Erfolg versprechen? Diese Burg erschien ihr wie ein Bunker und die Mauern, an manchen Stellen bereits dunkel verwaschen durch die Witterung, schienen undurchdringlich. Dazu Damians feste Entschlossenheit, sie zu seiner Frau zu machen, und es schien unmöglich zu entkommen. Sydney seufzte. Fast schien es, als habe sie keine Wahl, als sich in das Schicksal zu fügen.
Ihre Gedanken glitten zurück zu Damian und der gestrigen Begegnung. Wieder seufzte sie – unbewusst diesmal. Beinahe glaubte sie, seine Hände auf sich spüren zu können. Den sanften Druck, als seine Hand ihre Brust berührte und schließlich erschreckend aufreizend an ihrem Körper entlangfuhr. Gefolgt von seinen Lippen auf ihren. Diese Lippen, die so warm und verführerisch langsam ihren Mund erkundeten… Ihre Haut prickelte und erschrocken fuhr Sydney zusammen, als die Tür geöffnet wurde. Sie war so vertieft in ihren lächerlichen Gedanken gewesen, dass sie nicht gehört hatte, wie ein Schlüssel im Schloss gedreht wurde. „Guten Morgen, meine Herrin!“ Maria
. Gottseidank
. Erleichtert lächelte Sydney. „Guten Morgen, Maria.“ Leichtfüßig trat Maria mit einem Stapel Wäsche ein, dicht gefolgt von mehreren Dienstboten, die Wasser für ein Bad brachten. „Heute ist Euer großer Tag, Madame! Heute findet die Prophezeiung ihre Erfüllung!“ Die Euphorie ließ Marias Stimme in ungeahnte Höhen schnellen und unweigerlich musste Sydney lachen. „Nun mach‘ aber mal halblang! So besonders ist der Tag nun auch nicht…“ Verlegen blickte sie auf den Wäschestapel, den Maria nun geduldig auf dem breiten Bett ausbreitete. Bei ihren Worten warf das Mädchen ihr einen schelmischen Blick zu. „Ich kann verstehen, dass Ihr nervös seid, Madame. Doch ich bin fest davon überzeugt, dass diese Verbindung nur Gutes hervorbringen wird!“ Sydney wollte am liebsten widersprechen, doch angesichts Marias guter Laune, zögerte sie. Es schien für alle Gewissheit zu sein, dass an diesem Tage eine Hochzeit gefeiert würde. Was hätte sie da schon zu sagen gehabt?
Kurze Zeit später glitt sie in die Wanne und genoss das Gefühl des warmen Wassers auf ihrer Haut. Man hatte Rosenblütenblätter hineingetan, sodass das Wasser einen angenehm süßen Duft verströmte.
Genussvoll schloss sie ihre Augen, als Maria damit begann, die Seife auf ihrem Haar zu verteilen. Dabei massierte sie auf
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