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Gefangene der Welten

Gefangene der Welten

Titel: Gefangene der Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hazel McNellis
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äußerst angenehme Weise die Kopfhaut Sydneys und als diese schließlich ein Seufzen der Wonne ausstieß, kicherte Maria vergnügt. „Maria, an dir ist eine grandiose Friseurin verloren gegangen!“, sagte Sydney lächelnd. Als Maria die Seife sorgsam ausgespült hatte, wechselte Sydney das Thema: „Wie ist die Planung für heute?“ Maria warf ihrer schönen Herrin einen unsicheren Blick zu. „Nun, zunächst müssen wir Euer Haar trocken und zu einer ansehnlichen Frisur bringen. Anschließend werden wir sichergehen, dass Euch das Kleid passt und danach ist gewünscht, dass Ihr ein leichtes Mahl zu Euch nehmt. Sobald der Priester anwesend ist, wird die Zeremonie beginnen.“
    Das klang nicht sehr erfreulich, überlegte sie. Sie konnte nur hoffen, dass der Priester nicht allzu bald die Burg erreichte und ihr auf diese Art noch etwas mehr Zeit blieb, um dem vermeintlichen Schicksal zu entkommen.

23.
    Verträumt seufzte Sydney, als ihr Blick auf den Spiegel fiel. Sie trug ein blütenweißes Hochzeitskleid – ein Traum aus Spitze und glänzender Seide –, das sich im weiten Bogen um ihre Beine bauschte. Der tiefe Ausschnitt, geziert von weißen Rosenblüten, betonte nahezu skandalös ihr Dekolleté. Die Ärmel schmiegten sich sanft an ihre Arme und mündeten in schmale Ringe, durch die sie ihre Mittelfinger stecken konnte. Ihre Schultern blieben unbedeckt und als Maria die Bänder an ihrem Rücken mit einem Ruck festschnürte, schnappte Sydney erschrocken nach Luft. „Muss das so eng sein?“, japste sie. Maria warf ihr einen Blick im Spiegel zu. „Verzeiht, Herrin, doch ich fürchte, das ist die Mode.“ Sydney rollte die Augen. „Wenn das die Mode sein soll, dann verzichte ich liebend gerne darauf.“ Das Mädchen hinter ihr kicherte und lockerte das Mieder etwas. „Nun, Herrin, ich bin sicher, es wird niemand bemerken, wenn ich ein oder zwei Schnüre etwas lockerer lasse.“
    Ihre dicken Haare hatte Maria unendlich vielen Haarnadeln in einen gefährlich hohen Turm verwandelt, während mehrere dicke Locken über ihre Schultern wallten. Wäre dieser Aufwand nicht, um Damian zu heiraten, so hätte sie mehr Freude daran empfunden. Doch so wanderten ihre Gedanken zurück zu Jack. Ob es ihm gut geht? Wehmütig glitt ihr Blick zum Fenster hinüber, wo sie die Wipfel des dichten Waldes in der Ferne erkennen konnte. Lan’tashs Worte über das Portal beunruhigten sie. Wenn nur sie zu den Auserwählten gehörte und Jack nicht… Sie schluckte. Sie wollte nicht daran denken, was mit Jack womöglich geschah, sollte er diesen Schleier berühren.
    „Wenn Ihr erlaubt, Herrin“, unterbrach Maria ihre Gedanken, „Sir Ramsey wird kaum von Euch lassen können, wenn er Euch sieht!“, rief sie voller Verzücken aus und schlug die Handflächen freudig zusammen, sodass Sydney zusammenfuhr. Ihr Blick schnellte zum Spiegel und leise Panik stieg in ihr auf; gepaart mit Entsetzen und dem Hauch eines weiteren, weit aufregenderen Gefühls. Hart schluckte sie. Resolut wandte sie sich Maria zu. „Gibt es zu diesem Kleid ein Schultertuch oder etwas in der Art?“
    Der Moment dauerte nicht länger als eine Sekunde, doch das Gefühl, fortzurennen, egal wohin, bahnte sich seinen Weg durch ihre Eingeweide. Es kroch ihr in den Kopf, wo sie den Drang loszurennen nur mit Mühe zu unterdrücken vermochte. Freundlich lächelte sie das Mädchen an. „Es ist ein wenig kühl um die Schultern herum. Ich möchte kein Eiszapfen sein, wenn ich heirate.“, versuchte sie Maria zu überzeugen. Zögernd lächelte diese. „Natürlich, Herrin. Ich habe hier ein Tuch, welches Ihr um eure Schultern legen könntet.“ Dankbar, endlich diesen außerordentlichen Ausschnitt verschwinden lassen zu können, nahm Sydney es entgegen und drapierte es um ihre Schultern. Dann nickte sie zufrieden und sagte: „Nun bin ich bereit, Maria.“ Glücklich grinste das Dienstmädchen. „Ich bin gleich zurück, meine Herrin. Dann könnt Ihr etwas essen und seid gestärkt für die Zeremonie!“ Damit glitt sie zur Tür hinaus und ließ Sydneyallein.
    Sydney trat an das Fenster und richtete ihren Blick in die Ferne. „Jack, wo bist du nur?“, flüsterte sie. Tränen stiegen ihr in die Augen. Kein Wort, kein Blick, nichts blieb ihr von ihrem Freund, außer die Erinnerung. Ob ihr Vater eine Ahnung hatte? Ob Jack ihn aufgesucht hatte? Frustration erfüllte sie und wütend blickte sie um sich. Der Gedanke, das Kleid auszuziehen und in Fetzen zu schneiden, kam in ihr hoch.

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