Gefangene des Meeres
gedacht, was passieren wird, wenn man uns findet und mit Schweißbrennern arbeitet? Stellen Sie sich vor, die Retter stoßen dabei auf einen mit reinem Azetylen gefüllten Raum.«
»Dann bumst es«, sagte Dickson grinsend.
Wallis schüttelte den Kopf. »Wir können immer eine Warnung im Morsekode klopfen. Das gegenwärtige Abnehmen der Schwimmfähigkeit beunruhigt mich mehr, Mr. Dickson.«
Der Offizier schwieg und dachte nach. »Gut«, sagte er endlich. »Wenn wir die Reihenfolge der besten Zugänglichkeit zugrunde legen, wären da zuerst die Zwischenschotte vorn und achtern und die Bilgen, dann die Räume zwischen den Spanten, die Lagerräume und Ballasttanks beiderseits der Tanks eins, vier und sieben. Von diesen dürften nicht alle gleich wasserdicht sein; ich müßte Ihnen die genauen Positionen zeigen. Das würde aber bedeuten, daß Sie mich über die aufgestapelte Ladung schleppen und vielleicht einige Stapel abbauen müßten. Deshalb schlage ich für den Anfang die Zwischenschotte und die Hohlräume zwischen den Spanten vor.«
Wallis nahm Dickson die Notlaterne aus der Hand und leuchtete den Raum ab. »Ihre Auskünfte sind sehr nützlich, Mr. Dickson«, sagte er, »aber ich fürchte, wir müssen Ihre Reihenfolge abändern. Das vordere Zwischenschott ist durch den Torpedotreffer im Bug undicht geworden, und Ihre andere Idee kann ich aus zwei Gründen nicht billigen. Einmal, weil die luftgefüllten Räume alle ziemlich tief unter dem Wetterdeck liegen, so daß wir uns bereits in einer gefährlich kopflastigen Lage befinden und eine Erhöhung der Schwimmfähigkeit auf der Kielebene sehr leicht zum Überrollen des Schiffes führen kann. In diesem Fall würden zwar die Tanks dicht bleiben, aber die an anderen Stellen des Schiffes eingeschlossene Luft könnte entweichen und unser Absinken nur noch beschleunigen. Zum zweiten würde das in den Hohlräumen zwischen den Spanten eingeschlossene Gas vom nachdrückenden Wasser nach oben gepreßt. Wir liefen Gefahr, unsere Luft mit Azetylen zu vergiften, denn das Gas wäre direkt unter unseren Füßen. Es ist ungemein schwierig, eine undichte Stelle zu finden, aus der Gas strömt, und ist unsere Luft einmal vergiftet, können wir sie nicht austauschen.
Darum werden wir es zuerst mit dem Zwischenschott achtern probieren«, fuhr Wallis fort. »Wir werden das Gas so tief wie möglich einströmen lassen, dann kann es nach oben blubbern, und wir werden hinter dem Ventil immer Wasser haben, das uns vor dem Zurückströmen des Azetylens schützt.«
Er hielt inne. Die Wände hallten von wilden Schlägen wider, Klängen, wie sie ein schwerer Schraubenschlüssel erzeugen konnte, schlug man ihn mit voller Kraft auf das metallene Deck. Es folgte ein dünnes, anhaltendes Kreischen. Der Arzt riß Wallis die Laterne aus der Hand und rannte nach achtern.
»Das ist nicht Jenny«, sagte Dickson aus der Dunkelheit. »Es muß das andere Mädchen sein …«
7
Wallis schob sich langsam durch den finsteren Raum, bis er an der Steuerbordseite gegen die Werkbank stieß. Er tastete umher, bis er die andere Laterne gefunden hatte. Es war nicht leicht, einen Platz zu finden, wo er sie so aufstellen konnte, daß der Lichtkegel den größten Teil der Arbeitsfläche erhellte. Dann begann er mit schnellen und zielsicheren Bewegungen tätig zu werden, denn er hatte den größten Teil der letzten Nacht darüber nachgedacht, was zu tun war und welches verfügbare Material er dazu brauchte.
Aus der Krankenstation in Tank elf drangen weiter die Geräusche des Mädchens, leiser jetzt und unterbrochen von der barschen, aufmunternden Stimme des Arztes und der leiseren des dunkelhaarigen Mädchens, die ihm sekundierte. Jenny hätte genausogut in das Kreischen der anderen einstimmen können, statt den Arzt bei seinen Beruhigungsversuchen zu unterstützen, aber sie hatte es nicht getan. Wallis fand, daß er für Miß Wellman Hochachtung empfand.
»Hören Sie«, sagte Dickson plötzlich. »Was in aller Welt haben Sie mit dem Generator gemacht?«
Wallis war damit beschäftigt, das Auslaßventil eines Azetylenbehälters mit der Öffnung eines schön verchromten Wasserhahns zu vergleichen, der bis vor kurzem mit zehn anderen im provisorischen Waschraum in Nummer drei Dienst getan hatte. Weil er für die Verwendung in Feldbaracken, Küchen, Lazaretten und anderen militärischen Anlagen entworfen war, verjüngte sich das hintere Ende des Wasserhahns; so konnte er ohne Schwierigkeit an Leitungsrohre
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