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Gefangene des Meeres

Gefangene des Meeres

Titel: Gefangene des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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wurden sie geschickter und bekamen weniger Wasser herein. Zuletzt, als Azetylengas an fünf verschiedenen Stellen des Schiffes in mutmaßlich dichte Räume strömte, nahm Wallis die Gesichtsmaske ab und zog die Handschuhe aus.
    Ihre Anstrengungen fruchteten nichts.
    Als der Arzt, Dickson und er selber wieder in Tank sieben versammelt waren, sagte Wallis entmutigt: »Das Zwischenschott achtern hat vier Azetylenbehälter bekommen, und eben haben wir den fünften angeschlossen. Die Ballasttanks beiderseits von Nummer sieben hier hatten jeweils drei und die Lagerräume neben Nummer vier je einen. Einige dieser Räume enthielten bereits Luft, und dort haben wir den derzeitigen Wasserstand durch Abklopfen und Horchen so genau wie möglich festgestellt und mit Kreide markiert. Ich verstehe es nicht, aber der Wasserstand hat sich nirgendwo merklich verändert, obwohl wir eine Menge Gas in die Räume gepumpt haben. Es ist mir ein Rätsel.«
    Er warf Dickson einen hoffnungslosen Blick zu, aber der blieb stumm.
    »Vielleicht«, meinte der Arzt, »ist das Gas in diesen Räumen so konzentriert, daß man beim Abklopfen der Wände keinen Unterschied zum Wasser heraushören kann. Wenn das Gas tatsächlich so zusammengepreßt ist, gewinnen wir nicht viel an Schwimmfähigkeit. Vielleicht sind wir so tief unter der Oberfläche, daß die Höhe des Wasserdrucks dem Gas keine Ausdehnungsmöglichkeit gibt. Oder die Lecks, durch die Wasser eingedrungen ist, sind so klein, daß es tagelang dauert, bis es wieder hinausgepreßt ist. In diesem Fall wäre es möglich, daß die Wiederherstellung der Schwimmfähigkeit zu spät kommt.«
    »Doktor«, sagte Dickson ärgerlich, »seien Sie nicht so verdammt optimistisch!«
    Wallis gab sich einen Ruck. »Wir haben noch sieben bearbeitete Wasserhähne und einen fast unbegrenzten Vorrat an Azetylen«, sagte er fest. »Wir müssen eben weiter versuchen.«
    Einige Zeit später – der Arzt lag mit seiner Schätzung bei zwanzig bis dreißig Stunden, aber Dickson, der auf seiner Bahre nichts zu tun hatte als Laternen zu halten und gelegentlich mit Jenny zu sprechen, beharrte darauf, daß mehr als drei Tage vergangen wären – mußten sie ihre Versuche wegen totaler Übermüdung einstellen. Trotz der inzwischen gewonnenen Erfahrung hatten sie für die letzten Installationen ein Mehrfaches an Zeit gebraucht. Radford hatte Schwierigkeiten mit den Stöpseln und taumelte wie angetrunken umher, und Wallis vergaß die Gesichtsmaske anzulegen, worauf er sich Stirn und Nase mit kochendem Dampf verbrühte. Es war keine ernste Verletzung, aber sie schmerzte höllisch.
    Wieder in der Krankenstation, fanden sie die beiden Mädchen in tiefem Schlaf. Dickson lag wach, die Kiefer zusammengepreßt, Schweißperlen auf der Stirn. Radford schüttelte zwei Tabletten aus seiner Flasche, zögerte, verdoppelte die Dosis und gab sie dem Verletzten. »Sie müssen schlafen, Mr. Dickson«, sagte er freundlich, dann blickte er über die Schulter und lächelte Wallis zu. »Ein Gutes hat diese Schufterei immerhin gehabt: Zur Abwechslung werden wir einmal warm schlafen.«
    Aber Wallis konnte bei aller Erschöpfung keine Ruhe finden. Sie hatten vor ihrer Rückkehr in die Krankenstation sämtliche Ventile geschlossen, doch überall im Schiff gurgelte und blubberte es unaufhörlich. Wallis versuchte sich einzureden, daß es ein gutes Zeichen sei, aber von Wellenbewegungen war nichts zu spüren, und in seine leise aufkeimende Hoffnung mischte sich von neuem bohrender Zweifel. Während er so seinen schwerfälligen Grübeleien nachhing, begann er unmerklich in den Schlaf hinüberzugleiten – in einen Schlaf, der aus Serien kurzer Alpträume zusammengesetzt war, in denen seine Ängste Wirklichkeit wurden, die gurgelnden Geräusche das Auseinanderbrechen des Wracks bedeuteten und eine massive Wasserwand krachend auf sie herunterstürzte, während sie sich mit den bloßen Händen ineinander und an den aufreißenden Wänden verkrallten und schrien und schrien …
    Die Erschöpfung seines Körpers wollte ihn nicht aus diesen Alpträumen erwachen lassen, und irgendwann verblaßten sie. Nun träumte Wallis, er sei auf der Brücke eines Zerstörers im Mittelmeer. Es war ein sehr angenehmer Traum, und für einen Seemann kam er der Erfüllung aller Wünsche nahe. Der Himmel war blau und wolkenlos, die Sonne schien heiß, und ein Sonnenbrand auf seiner Stirn juckte leicht, wie um ihn zu erinnern, daß er sich nicht im Himmel befand. Wallis wäre gern

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