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Gefangene des Meeres

Gefangene des Meeres

Titel: Gefangene des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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nicht dauernd Beruhigungsmittel geben«, sagte er, »nur damit sie friedlich ist. Ihre Brandwunden sind zwar noch unangenehm, aber nicht mehr so schmerzhaft, daß es gerechtfertigt wäre, sie die ganze Zeit unter Drogen zu halten. Mein Vorrat ist nicht groß, und was ich habe, möchte ich für Notfälle aufbewahren.«
    Das ständige Herumtragen seiner Bahre und die unvermeidlichen Stöße und Erschütterungen konnten für den verletzten Dickson nicht angenehm gewesen sein. Vielleicht glaubte er selber Anspruch auf jene schmerzlindernden Mittel zu haben, die der Arzt so plötzlich rationieren wollte. Aber obwohl Wallis für solche Gefühle Verständnis hatte, kam Dicksons Reaktion völlig überraschend für ihn.
    »Und wie, zum Teufel, nennen Sie dies hier?« rief er in plötzlich aufwallender Wut. »Wir sind in einem sinkenden Schiff eingeschlossen! Mit jeder Minute sinken wir tiefer! Jeden Augenblick können wir hier einen Wassereinbruch haben! Was für einen größeren Notfall kann es da noch geben?«
    »Ich kann mir mehrere ausmalen«, erwiderte Radford ruhig. »Wenn wir noch lange in dieser Lage ausharren müssen …«
    Wallis bedeutete ihm, das andere Ende der Bahre aufzuheben. »Ich glaube«, meinte er mit milder Stimme, »Mr. Dickson braucht die Gesellschaft weiblicher Wesen, Doktor.«
     
    *
     
    Als die provisorischen Ventile fertig und mit Schraubanschlüssen versehen waren, stellte sich heraus, daß dem Schott mit handbetriebenen Bohrern nicht beizukommen war. Sie beschlossen, es mit einem Schweißbrenner zu versuchen. Wallis wußte nicht, wieviel Zeit mit den Vorbereitungen vergangen war, aber er hegte schlimme Befürchtungen. Der Boden unter seinen Füßen war so zur Ruhe gekommen, daß man glauben konnte, das Schiff sei auf Grund gelaufen. Doch Wallis, der die Seekarte der Gegend im Kopf hatte, wußte es besser. Das Wrack sackte tiefer, und sie mußten bereits ein gutes Stück unter der Oberfläche sein. Ob es noch Hoffnung gab oder ob ihre Maßnahmen bereits zu spät kamen, blieb ungewiß.
    Aber endlich waren alle Vorbereitungen getroffen. Schneidbrenner, Azetylenbehälter, Holzstöpsel, Zangen und umgearbeitete Wasserhähne lagen bereit. Sie hatten auch ein kurzes Stück Stahlrohr, welches, wenn man es mit den Zangen hielt, die Flamme des Schneidbrenners auf den gewünschten Durchmesser brachte. Wallis und Radford hatten selbstgefertigte Handschuhe und Gesichtsmasken angelegt, die wegen der erwarteten Dampfentwicklung nötig waren. Es blieb nichts mehr zu tun, als die heikle Arbeit in Angriff zu nehmen.
    Das Loch war schnell genug durch die Stahlplatte der Schottenwand gebrannt. Plötzlich gab es eine Explosion aus Dampf und Wasser, dann traf ein dicker Wasserstrahl den Schweißbrenner, stieß ihn zur Seite und schoß gegen Wallis’ Brust. Wallis taumelte rückwärts, Wasser im Mund, Nase und Augen, und konnte gerade noch den Schweißbrenner abstellen, bevor er ein Loch in den Arzt brannte.
    Wallis spuckte, wischte sich die Augen und blinzelte. Radford versuchte den Stöpsel ins Loch zu stoßen, doch jedesmal schlug der massive Wasserstrahl ihm die Hände weg. Erst beim sechsten Versuch gelang es ihm, den Stöpsel in Position zu halten und mit der ganzen Kraft seines Körpers hineinzudrücken. Wallis stemmte sich gegen Radfords Rücken, und aus dem Strahl wurde ein Sprühen, aus dem Sprühen ein Tröpfeln, und dann hörte der Durchfluß ganz auf. Um sicherzugehen, schlug Wallis den Stöpsel mit einem Hammer noch fester, bevor er ihn so weit absägte, daß er mit der Metallwand bündig war.
    Nun hielten sie das Rohrstück mit dem zurechtgesägten Hahn zum Vergleich an das verstöpselte Loch und fanden, daß sie Anfängerglück hatten. Der sich verjüngende Ansatzstutzen paßte ins Loch, ohne daß sie ihn umfüttern mußten. Vorsichtig klopften sie den Holzstöpsel weiter ins Loch, bis er fast durch war, dann brachten sie den Wasserhahn in Position. Während der Arzt ihn mit beiden Händen hielt, gab Wallis ihm einen kräftigen Schlag mit dem umwickelten Hammer. Der Stöpsel ging durch, und der Rohrstutzen nahm seine Stelle ein. Es ging so schnell, daß sie nicht wieder naß wurden.
    Ein paar Minuten später strömte Azetylengas durch die aufgedrehten Ventile und stieg jenseits der kalten Eisenwand geräuschvoll blubbernd aufwärts. Radford und Wallis hatten sich bereits darangemacht, den Prozeß an der Wand zwischen Nummer sieben und dem Ballasttank zu wiederholen. Mit jeder weiteren Installation

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