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Gefangene des Meeres

Gefangene des Meeres

Titel: Gefangene des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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Wunt«.
    »Es ist ziemlich langweilig, wirklich«, verteidigte sich Hellahar, als er den Gesichtsausdruck des Kapitäns bemerkte. »Nicht viel mehr als eine Liste mit Namen und Daten und gleichartigen Vorfällen – die reine Statistik! Aber hier und dort sind Passagen eingestreut, die – hm – nützlich sein könnten.«
    »Wenn Sie es durchgelesen haben, können Sie es mir borgen«, sagte Deslann und ließ ihn seine Studien weiter betreiben.
    Targa Wunt war einer der schlimmsten Schurken und unzweifelhaft der erfolgreichste Liebhaber in der Geschichte Unthans gewesen.
     
    9
     
    »Gulf Trader« trieb bereits seit drei oder vier Wochen unter Wasser, aber nahe der Oberfläche, und in dieser Zeit gab es im Schiff viele Veränderungen. Die Beleuchtung war die dramatischste und wichtigste dieser Veränderungen, obwohl es in den ersten Tagen zu zahlreichen Pannen gekommen war. Solange jemand die Pedale trat, waren die kalten Metallwände und die mit Ladung und Gegenständen aller Art übersäten Fußböden bestimmter Tanks in blendend helles Licht getaucht, wenigstens für Augen, die sich in langen Wochen an Dunkelheit gewöhnt hatten.
    Eine andere Veränderung war, daß die Patienten nicht mehr bettlägerig waren, obgleich Dickson sich nur mit Hilfe von Krücken fortbewegen konnte. Die im Heck untergebrachte Latrine verpestete die hinteren Räume und machte die Verlegung des Aufenthaltsraumes nach Nummer drei erforderlich. Dieser Raum wurde unterteilt und mit aufgetrennten Säcken isoliert. Alle sagten, der Raum sei wärmer und angenehmer zum Schlafen, doch das mochte daran liegen, daß die Mädchen jetzt zusammen schlafen und sich gegenseitig wärmen und daß Dickson zu den beiden anderen Männern unter die Säcke kriechen konnte. Zwei weitere Gründe für die leichte Erwärmung waren der Beginn des Frühlings und eine mögliche Süddrift an der Westküste Irlands vorbei.
    Seit der Torpedierung hatten sie keine Schraubengeräusche anderer Schiffe gehört, aber, so rechneten sie sich aus, wenn sie weiter südwärts trieben, mußten sie früher oder später in die vielbefahrenen Gewässer südwestlich des englischen Kanals kommen. Für diesen Fall hatte sich Wallis lange mit den Möglichkeiten beschäftigt, wirksame Notsignale zu erzeugen.
    Als das Wrack ein zweites Mal gefährlich tief unter die Oberfläche zu sinken drohte, wurden die nötigen Gegenmaßnahmen schon beinahe wie eine Routineangelegenheit in Angriff genommen. Die Hauptprobleme waren die Versorgung mit Luft und Trinkwasser, und über beide machten sie sich ständig Sorgen.
    Und heute, dachte Wallis mißmutig, wird uns das Thema noch das Abendessen vergällen …
    Dickson hatte eben gefragt: »Wie gedeiht Ihr Garten, Doktor?«
    Es war eine Frage, die Dickson in genau gleicher Form schon viel zu oft gestellt hatte, als daß sie noch witzig gewesen wäre. außer vielleicht für Jenny Wellman, die nahezu alles großartig fand, was Dickson sagte.
    Sie saßen um die Werkbank, die von den Mädchen als Eßtisch hergerichtet worden war. Eine Notlaterne baumelte von der Decke, weil niemand am Generator war. Ihr Lichtkegel fiel auf Tisch und Essen, während die Gesichter im Schatten blieben. Die Mahlzeit bestand aus in Seewasser verrührtem Eipulver und variierte in ihrer Beschaffenheit je nach Geschmack zwischen dicker Suppe und steifem Püree. Als Nachspeise gab es Tomatensuppe. Wie alle vorangegangenen Mahlzeiten war auch diese ein eiskaltes, unappetitliches Gemisch. Um sich dafür aufzuwärmen, hatten sie eine Weile am Generator die Pedale getreten. Nur Dickson war dazu noch nicht in der Lage, und so fühlte er sich bei den Mahlzeiten elender und kälter als zu irgendeiner anderen Zeit. Wallis hatte Verständnis für den Mann und war bestrebt, Dicksons Mißstimmung mit Nachsicht zu begegnen. Radfords höfliche Milde ließ vermuten, daß er genauso dachte.
    »Nicht sehr gut, fürchte ich«, antwortete der Arzt. »Bis auf drei der im ersten Beet gepflanzten Bohnen sind alle aufgegangen, obwohl man nicht gerade behaupten kann, daß sie gediehen. Ich bin kein Experte im Gärtnereiwesen. Ich weiß nur, daß ausgewachsene Bohnenpflanzen eine Menge Blätter haben und daß diese Blätter taugen sollten, unser Kohlendioxyd zu absorbieren.«
    Radford hatte keine Ahnung von Gartenbau, aber er hatte sich alle erdenkliche Mühe gegeben, die Bohnen zum Treiben zu bringen. Tagelang hatte er die Wasserflasche mit den eingeweichten Bohnen in seinem Gürtel direkt auf der Haut

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