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Gefangene des Meeres

Gefangene des Meeres

Titel: Gefangene des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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folgende Frage: Gibt es einen vernünftigen Grund, Reaktionsmasse und Energie zu verschwenden, nur um in Sichtweite eines anderen Schiffes zu kommen?«
    »Wenn Sie die Frage so stellen, nein«, antwortete Hellahar. »Aber wir haben es hier mit einer nicht ganz normalen Situation zu tun, und die Langeweile an Bord steht in direktem Verhältnis zum Intelligenzgrad des einzelnen, und das ist der Hauptgrund für die Unterstützung, die Haynors Vorschlag findet.«
    Deslann wußte so gut wie der Heiler, wie unnatürlich es für junge, gesunde und intelligente Leute war, ihren einzigen Lebenszweck in der Beobachtung farbiger Lichter und ähnlicher Schaustellungen zu sehen, die stets dieselbe Information gaben und darum keine korrigierenden Eingriffe erforderten. Und das Jahr um Jahr, Generation auf Generation. Trotz der großen Eindringlichkeit, mit der man sie auf Wichtigkeit und Bedeutung dieser Lichter hingewiesen hatte, existierte besonders unter den Zöglingen der zweiten Generation ein wachsendes Gefühl, daß es sich tatsächlich um nichts als farbige Lichter handele und daß es albern sei, sich mit ihnen zu befassen. Das Flaggschiff war ihre Welt, und was nach den Behauptungen der Alten außerhalb dieser Welt vor sich ging, war schwer zu glauben. Käme jedoch ein anderes Schiff wie ihr eigenes deutlich sichtbar in ihr Blickfeld, so müßte das nach Deslanns Meinung alle Zweifel zerstreuen. Es würde den Beweis liefern, daß jedes Licht auf der riesigen Kontrolltafel in der Kommandozentrale ein Schiff war und als solches überwacht und geführt werden mußte.
    Es sei denn, diese jungen Dummköpfe zweifelten sogar an der Wirklichkeit dessen, was sie mit eigenen Augen sehen konnten …
    Deslann begann sich von neuem über Hellahar zu ärgern. Der Heiler hatte eine irritierende Art, des Kapitäns Aufmerksamkeit gerade dann auf andere Gegenstände abzulenken, wenn Deslann bildlich gesprochen im Begriff war, Hellahars Rückenflosse abzureißen. Und was noch irritierender war – diese Ablenkungsmanöver endeten gewöhnlich mit einer Frage, die unbedingt einer Antwort bedurfte, und die Notwendigkeit, eine Antwort zu finden, pflegte Deslanns Aufmerksamkeit so in Anspruch zu nehmen, daß die Insubordination des anderen nicht mehr ungestraft, sondern sehr oft auch ungetadelt blieb.
    Wie auch immer dieses Problem gelöst werden mochte, eins wußte Deslann bestimmt: Er würde niemandem gestatten, das Flaggschiff aus dem Kurs zu bringen.
    Daß das Flaggschiff seine Position beibehielt, bedeutete jedoch nicht, daß eines der anderen Schiffe nicht herangeführt werden könnte, zum Beispiel eines der näheren Vorratsschiffe aus der Vorausabteilung. Die Nachteile dieser Lösung waren, daß seine jungen Ingenieure keine Gelegenheit bekämen, die Triebwerke des Schiffes zu zünden, und daß es den jungen Astrogatoren und Rechentechnikern versagt bliebe, eine völlige Umprogrammierung und neue Positions- und Kursberechnungen vorzunehmen. Auf der anderen Seite hatte sie entscheidende Vorteile – besonders, wenn es Hellahar und ihm gelänge, die Sache so zu dramatisieren, daß jeder für lange, lange Zeit davon zu zehren hätte.
    Die Beobachtung dieses einzelnen Lichts, das Positionsveränderungen und allmähliche Annäherung des Schiffes auf der Kontrolltafel im Rechenzentrum anzeigen würde, könnte zu mehr als nur einem interessanten Spiel gemacht werden. Und wenn das Vorratsschiff dann endlich einträfe – ein Ungetüm von einem Schiff, das wenig mehr enthielt als einen riesigen Tiefschlafbehälter, gefüllt mit den größten zahmen Tieren und Nahrungslieferanten Unthans –, würden die Zweifler nicht länger zweifeln. Wenn ihnen der Anblick des Schiffes und die Möglichkeit, an Bord zu gehen, nicht genügte, dann war ihnen wirklich nicht mehr zu helfen.
    Und dann wären da noch die feineren, langfristigeren Auswirkungen. Ein anderes Schiff in der Nähe, selbst wenn es nur tiefgekühlte Haustiere ohne Intelligenz enthielt, würde den Raum zu einem weit weniger einsamen und bedrückenden Ort machen, und es wäre eine ständige Erinnerung an die anderen Schiffe der Flotte und an ihr gemeinsames Ziel. Aber wie die meisten wichtigen Projekte, würde auch dieses zu seiner vollständigen Verwirklichung lange Jahre erfordern.
    Zu viele Jahre vielleicht, als daß er, Deslann, den Abschluß noch miterleben würde.
     
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    Im Lauf der Jahre waren des Doktors Haare weiß geworden, Dicksons grau, und Wallis’ waren ganz verschwunden.

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