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Gefangene des Meeres

Gefangene des Meeres

Titel: Gefangene des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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gesprochene Ratschläge füreinander zu hinterlassen. So war die Bedingung der ungeteilten Verantwortung erfüllt. Man erwartete sogar von Deslann, daß er mit den Offizieren nicht über Gunt sprach, und das gleiche galt umgekehrt für Gunt.
    Deslann hatte Verständnis für die Psychologen, doch glaubte er, daß wenigstens eine Art Übergangsperiode erlaubt sein sollte, und wenn es nur ein halber Tag wäre. Ein kurzes Gespräch mit seinem Vorgänger wäre für beide von großem Nutzen gewesen, und Deslann konnte nicht einsehen, wieso eine solche kurze Diskussion zwischen Gleichgestellten damit enden sollte, daß sie einander Fleischstücke aus den Schwänzen bissen.
    Psychologen, so folgerte er, hatten eine sehr niedrige Meinung von den Leuten.
    Aber wenn er schon nicht mit dem anderen Kapitän sprechen konnte, so war da immerhin noch Gerrol, der als Astrogator beiden Kapitänen unmittelbar unterstellt war und sie vertrat. Doch ein Informationsgespräch mit Gerrol würde nichtsdestoweniger eine delikate Sache sein, da er die Arbeit seines Vorgängers nicht gut diskutieren konnte, ohne dessen Existenz zuzugeben. Aber es mußte sein, und zwar jetzt.
    »Wie steht es mit der Mannschaft?« fragte Deslann unvermittelt. »Sind schon welche kalt?«
    »Wir sind warm, alle fünf, Kapitän«, erwiderte Gerrol. »Wir hielten es für angezeigt, zu warten, bis Sie … bis er …« Der Astrogator kam ins Stammeln, da er merkte, daß er beinahe die unverzeihliche Sünde begangen hätte, den anderen Kapitän zu erwähnen. »Sie werden verstehen, Kapitän«, fuhr er hastig fort, »daß wir sehr beschäftigt waren. Die Überprüfung der Gefriereinheiten, die Beobachtungen, Berechnungen und Übermittlungen der Kurskorrekturen an achthundert Schiffe, Korrekturen, die in periodischen Abständen wiederholt werden mußten. Die Zeit wurde uns nicht lang. Aber was die Flotte angeht, so ist jetzt getan, was getan werden konnte. Die gegenwärtigen Kursabweichungen sind so gering, daß sie erst in mehreren Jahren offenkundig werden dürften. Daher gibt es für uns nichts mehr zu tun, was unser weiteres Altern rechtfertigen würde. Vorausgesetzt, Sie haben keine gegenteiligen Befehle, Kapitän, würden wir uns gern empfehlen und …«
    »Sehr verständlich«, unterbrach Kapitän Deslann, »aber damit werden Sie warten müssen, bis ich meine Inspektion beendet und Ihre Tätigkeitsberichte gelesen haben werde … Ich vermute, Sie alle wünschen so bald wie möglich gekühlt zu werden. Sind noch irgendwelche individuellen Projekte unausgeführt?«
    Deslann mußte sich vergegenwärtigen, daß seine Mannschaft bereits eine zehnjährige Dienstzeit an Bord hinter sich hatte, während er, soweit es sein bewußtes Dasein betraf, eben erst angekommen war. Er fürchtete sich nicht davor, daß er die einzige warme und bewußte Person an Bord sein würde, aber er hätte vorgezogen, wenn dieser Zustand der Vereinsamung allmählich eingetreten wäre. Andererseits konnte er seinen Offizieren nicht befehlen, ihre kostbare biologische Zeit mit ihm zu verbringen, nur weil er jemand zur Unterhaltung brauchte …
    »Nichts von Bedeutung, Kapitän«, erwiderte Gerrol. »Die meisten von uns denken, je eher, desto besser.«
    »Die meisten, von Ihnen? Wollen Sie damit sagen, daß der Wunsch nicht einmütig besteht?«
    »Nein, Kapitän. Einer der Offiziere möchte nicht abgekühlt werden. Er sagt, er habe seine Gründe dem Kapi- … ich meine, dem anderen … Entschuldigen Sie, Kapitän. Ich … Die näheren Einzelheiten werden zweifellos im Kapitänslogbuch vermerkt sein.«
    Während er seine Heiterkeit über des anderen Panik wegen der Erwähnung dessen, der nicht erwähnt werden durfte, mühsam zu verbergen trachtete, überdachte Deslann die Neuigkeit mit gemischten Gefühlen. Er wußte nicht, ob er sich über die Aussicht freuen sollte, für die nächste Zeit einen Gesprächspartner zu haben, oder ob er seinem Vorgänger zürnen sollte, der ihm da etwas nachgelassen hatte, das sich leicht als ein ernstes Problem erweisen könnte. Und so gern er von seinem Astrogator Eingehenderes über dieses Problem gehört hätte, so sicher wußte er auch, daß dies im Augenblick unmöglich war. Gerrol war über seinen Ausrutscher so verlegen und verwirrt, daß er nichts diskutieren würde, was in irgendeiner Beziehung zu Kapitän Gunt stand.
    »Das Logbuch kann warten, bis ich meine Inspektion beendet habe«, sagte er. »Das ist meine erste und wichtigste Aufgabe, die ich

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