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Gefangene des Meeres

Gefangene des Meeres

Titel: Gefangene des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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daß Miß Murray ohne die Nähe Miß Wellmans noch mehr unter Zwangsvorstellungen, üblen Träumen und unruhigem Schlaf leiden wird, was auch unsere Ruhe beeinträchtigen dürfte. Darum dachte ich …«
    »Das können Sie sich gleich aus dem Kopf schlagen!« platzte Wallis heraus. Seine Gefühle grenzten an Panik. »Verdammt nochmal, Doktor, wollen Sie eine Orgie oder was organisieren?«
    Der Arzt beantwortete auch diese Frage nicht. »Ganz gleich, wie lange wir hier sind, Sir, ich glaube nicht, daß wir uns jemals um die einzige verfügbare Frau streiten würden oder daß es zu melodramatischen Szenen irgendwelcher Art kommen würde. Andererseits sehe ich jedoch gewisse Schwierigkeiten auf uns zukommen, wenn die Sache nicht bald geregelt wird. Sie sind der logische, der potentielle Partner, Sir. Im Vergleich zu mir ist der Altersunterschied wesentlich geringer, und überdies bin ich bereits verheiratet. Sie sollten darüber nachdenken, Sir.«
    Wallis funkelte den Arzt an und dachte darüber nach, und dann versuchte er mit gleicher Verzweiflung, nicht darüber nachzudenken. In seinem Kopf war kein Raum für Gedanken an den Geleitzug oder irgend etwas anderes, obwohl der Klang von Miß Murrays Verständigungsversuchen immer noch das ganze Schiff durchhallte. Bang-bang-bang- sagte ihr Hammer mit verzweifelter Hartnäckigkeit. Bang, bang, bang. Bang-bang-bang …
     

10
     
    Radford konnte nicht alle dazu bewegen, daß sie ein Bad nahmen, doch immerhin erreichte er, daß sie in Abständen ihre Kleider wechselten. Es sei nicht nur eine Forderung einfachster Hygiene, erklärte er, sondern auch eine Frage der besseren Isolierung ihrer Körperwärme. Die Uniformen, in denen sie schliefen und arbeiteten, waren so schmutzig und fettig, daß sie wenig gegen die Kälte schützten, und in ihrer gegenwärtigen Umgebung war der Stoff unmöglich zu reinigen. Außerdem war es eine bekannte Tatsache, daß ein leicht und offen gewebtes Kleidungsstück wärmer war als ein dicker, dichtgewebter Stoff, vorausgesetzt, es gab einen zusätzlichen Windschutz. Der aber war an Bord des Wracks nicht nötig.
    Die neuen Anzüge wurden aus Sackleinwand angefertigt und bekamen die Form von Overalls mit angesetzten Kapuzen. Sie wurden in Seewasser gewaschen und getrocknet, indem man sie zuerst gegen die nächste Schottenwand schlug und dann in der Luft herumwirbelte. Der Doktor meinte, dies würde nicht nur die Leute warmhalten, die gerade keinen Dienst am Generator taten, sondern die wiederholte Prozedur würde auch Fasern der Sackleinwand weich und geschmeidig machen, so daß sie der Haut bald angenehm würden.
    Sie fanden jedoch bald heraus, daß jeder zwei von diesen Anzügen übereinander tragen mußte, um warm zu bleiben, und die Mädchen waren lange mit den Näharbeiten beschäftigt. Dickson begann von Ausbeutung und armen, unterdrückten Arbeitern zu reden, und daß es nötig sei, zu ihrem Schutz eine Gewerkschaft zu gründen. Die Ehe, dachte Wallis, hatte Dicksons Stimmung nicht verändert; sie war immer noch schlecht.
    Abgesehen von der Arbeit am Generator und dem Nähen der Anzüge hatten sie nicht viel mehr zu tun, als an ihre Lage und die daraus erwachsenden Probleme zu denken; und das waren Gedanken, die sie tunlichst vermieden. Es war schon so schlimm genug, wenn Miß Murray sich leise in den Schlaf weinte, oder wenn sie herumsaßen und entweder schweigend ins Leere starrten oder sich endlos und ohne Sinn über Belanglosigkeiten stritten, bis sie einander am liebsten an die Kehlen gesprungen wären.
    Nach Radfords Berechnungen war es inzwischen Ende Mai geworden. Die Temperatur an Bord war angestiegen, aber es blieb immer noch bitterkalt. Und die Luft wurde entschieden schlecht.
    Wallis lag mit dem Arzt unter den aufgehäuften Säcken und versuchte, nicht über diese Dinge nachzudenken. Was er sich bisher unter verbrauchter Luft vorgestellt hatte, war immer mit Vorstellungen von dumpfen Kopfschmerzen und Kurzatmigkeit in einer heißen, stickigen Atmosphäre verbunden gewesen. Er war überzeugt, daß sein Atem schneller ging, und über seine Kopfschmerzen gab es keinen Zweifel, aber die Luft war so kalt, daß sie nicht stickig zu sein schien. Unter diesen Umständen war es schwer zu sagen, wie verbraucht die Luft war und wieviel Zeit ihnen noch blieb, bis sie völlig verdorben wäre. Zugleich bestand die Möglichkeit, daß sie noch nicht annähernd so schlecht war, wie er vermutete, und daß er sie nur verbraucht fand, weil er zuviel

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