Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne

Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne

Titel: Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
Vom Netzwerk:
auf. Schluckte. „Etwas zu trinken?“ Ihre Stimme klang wie staubiger Kies mit einem Überzug aus Glasscherben.
    Die Frau drückte ihr eine Flasche in die Hand, der Ausdruck in ihren braunen Augen zeigte nichts als kühle Effizienz. „Zie Zen lässt Sie grüßen.“ Sie öffnete ihre Hand und zeigte Ashaya eine kleine goldene Münze mit dem chinesischen Schriftzeichen für „Einheit“.
    „Es gibt nur zehn von ihnen. Jede gehört einem vertrauenswürdigen Wesen.“
    Mehr Beweise brauchte Ashaya nicht. „Dann hat er meine Nachricht bekommen?“
    Die Frau nickte. „Die Zeit ist begrenzt“, setzte sie hinzu. „Die von uns biochemisch ausgelöste Grippe flaut schon wieder ab. Ratsherr LeBon wird sehr bald hier sein, um Ihre Leiche abzuholen.“
    Ashaya trank den Saft aus und stand auf, hielt sich mit den Händen an dem Tisch fest. Ihr war schwindlig, und zweifellos würde sie sich gleich übergeben müssen. Sie schwankte zu einem Spülbecken und konnte gerade noch den Stöpsel einsetzen, bevor der Mageninhalt hochkam. Hauptsächlich Saft, aber die Krämpfe zerrissen sie fast.
    „Alles in Ordnung?“ Die Fremde reichte Ashaya Tücher und eine weitere Flasche, diesmal mit Wasser.
    „Ja“, sagte Ashaya heiser. „Nur noch eine Minute.“
    Als sich die Frau umdrehte, sah Ashaya im Becken nach und fand zu ihrer Erleichterung den Chip – der Verdauungstrakt war ebenfalls ausgeschaltet worden und der Chip im Magen geblieben. Sie wischte das Becken aus, spülte den Chip ab, wickelte das wertvolle Objekt ein und ging dann zum Tisch zurück.
    Ashaya zog die mitgebrachten Sachen an – Unterwäsche, Jeans, ein langärmliges weißes T-Shirt und ein kurzärmliges marineblaues. Der heiße Sommer stand vor der Tür, aber manche Nächte waren noch kühl. Sie schob den Chip in die Hosentasche, band ihr Haar zusammen und steckte es unter eine schwarze Baskenmütze, die ihre Retterin ihr hinhielt.
    Dann waren die Kontaktlinsen an der Reihe. Die blassen blaugrauen Augen waren bei ihrer dunklen Haut ungewöhnlich. Nun waren sie braun. Jetzt waren die Socken und Schuhe an der Reihe, die ebenfalls auf dem Obduktionstisch standen. Überreste des Gifts verursachten ihr noch immer Krämpfe, und sie fühlte sich elend, aber das war nichts, verglichen mit dem, wie sie sich beim Aufwachen gefühlt hatte.
    „Ein kleiner Schocker befindet sich in der vorderen Tasche – sie sind mit diesem Gerät vertraut, nicht wahr?“ Die Frau wartete Ashayas Antwort nicht ab, sondern schnallte ihr den Rucksack um. Er lag fest am Rücken an, die Gurte führten um Brust und Rücken. „Schminkzeug und billiger Schmuck sind in der Seitentasche. Benutzen Sie beides, damit man Sie nicht erkennt. Das ist der Schlüssel zur Freiheit. Sie sind nicht mehr die M-Mediale Ashaya Aleine, sondern die Kunststudentin Chantelle James. Ich schicke Ihnen telepathisch die Daten.“
    „Einverstanden.“ Aber Ashaya würde sich dieser Persönlichkeit nicht bedienen, sie war nicht einem Käfig entkommen, um sich in einen anderen sperren zu lassen. Würde ihr Kind – denn es musste einfach noch am Leben sein – nicht zu einem Leben voller Vorsicht, Geheimnisse und Lügen zwingen … nein, das konnte sie Keenan nicht antun. Er hatte schon genug erduldet.
    „Bleiben Sie bei Ihrem neuen Profil und halten Sie Ihre Schilde auf maximaler Stufe. Wir konnten Ihre Rückkehr ins Medialnet verschleiern, aber wir können nicht rund um die Uhr Leute zu Ihrem Schutz abstellen.“
    „Verstehe.“ Ashaya sah sie freundlich an. „Vielen Dank.“
    „Passen Sie auf sich auf.“ Die Frau hatte dunkle Augen, die eigenartig aufmerksam blickten. „Wenn dies hier zusammenbricht und es zu einem Krieg kommt, werden wir Ihre Fähigkeiten brauchen, um uns gegen die biochemischen Waffen zu verteidigen.“
    Dies hier: Silentium. Das Programm, das ihre geistige Gesundheit erhielt und ihnen gleichzeitig die Gefühle nahm, ein Programm, das Psychopathen an die Spitze der Herrschenden gebracht hatte. Doch wenn es zusammenbrach, würde auch ihr Verstand darunter leiden. Die Gefühle würden nicht einfach nur zurückkehren … sie würden dauerhafte Schäden in der Psyche hinterlassen. Das wusste Ashaya nur zu gut.
    „Ich werde mein Bestes tun.“ Doch sie würde nicht von ihrem selbst gewählten Weg abweichen. „Wie komme ich hier raus?“
    „Ein Teleporter wird Sie abholen.“ Die Frau wurde unruhig. „Die Zeit läuft uns davon.“
    Plötzlich stand derselbe Mann neben Ashaya, der sie schon zum

Weitere Kostenlose Bücher