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Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne

Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne

Titel: Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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vor Kurzem hier gewesen sein, es lag noch genug von ihm in der Luft, um die kleineren Raubtiere zögern zu lassen – weil sie im Dunkeln nur ihre Augen sahen. Aber das würde nicht lange anhalten. Sie war eine warme, lebendige Beute. Die Tiere gierten nach ihr.
    Denk nach, Ashaya, sagte sie sich und nutzte die Ruhe, die ihr Silentium verschaffte. Was würde Amara tun? Das war eine dumme Frage, die sie schon im nächsten Augenblick verwarf. Amara hatte andere Fähigkeiten, dachte ganz anders. Was hatte sie selbst zu bieten?
    Medizinisches Wissen. Ein wenig Telepathie. Ein wenig Psychometrie. Und noch ein paar passive mediale Fähigkeiten. Nichts davon war in dieser Situation von Wert.
    Die Tiere – waren es Katzen? – krochen näher heran, ihre Krallen schabten über das trockene Gras des Waldbodens.
    Was besaß sie noch neben ihren geistigen Fähigkeiten?
    Einen wachen Geist, einen Körper in guter Verfassung … und die genetische Disposition, sich schnell zu bewegen.
    Das Problem war nur, dass die Raubtiere in jedem Fall schneller waren.

 
    5
    Anstehende Arbeiten …
    … Leute umbringen.
    – Text auf Vorder- und Rückseite des Lieblings-T-Shirts von Dorian Christensen (ein Geschenk von Talin McKade)
    Sobald Dorian den Hain betreten hatte, trug ihm der Wind die Witterung von Blut und das aufgebrachte Fauchen kämpfender Luchse zu. Mit tödlicher Sicherheit und Eleganz hatte er seine Messer gezogen, um auf alles vorbereitet zu sein. Normalerweise schlug allein sein Geruch die kleineren Raubtiere in die Flucht, aber falls sie schon Blut geleckt hatten, waren sie vielleicht wie im Rausch.
    Metallisch scharf stieg ihm der Blutgeruch in die Nase. Doch darunter lag noch etwas anderes, exotisch Weibliches, anziehend und verführerisch … und kalt, unheimlich kalt. „Verdammt!“ Schweiß lief ihm die Wirbelsäule hinunter, als er den Rest des Weges in Höchstgeschwindigkeit zurücklegte.
    Sie durfte nicht sterben, dachte er, und Wut schoss wie eine rote Flamme in ihm hoch. Nicht solange er diesen wilden Hunger noch in sich spürte. Doch auf der Lichtung fand er nur die aggressiven Luchse, und es roch nach frischem Blut – nicht nach herausgerissenen Eingeweiden oder in Todesfurcht entleerten Därmen. Nicht einmal den stechenden Geruch von Angstschweiß nahm er wahr. Mediale behaupteten zwar gerne, sie seien kalt wie der Tod, aber er wusste genau, dass sie genauso schrien wie alle anderen. Santano Enrique hatte geschrien … bis Dorian ihm die Zunge herausgerissen hatte.
    Locker hielt er die Messer in der Hand und betrat die Lichtung. Die Luchse blickten ihn zähnefletschend an. Er wartete, bis sie ihn erkannten. Sie zögerten – hatten von dem abgelassen, was sie in ihren Klauen hatten. Er wusste, was sie dachten: Er ist allein, wir sind zu zehnt.
    Dorian knurrte, ließ den eingesperrten Leoparden in seinen Stimmbändern vibrieren. Ärger, Wut und Dominanz lag in diesem Knurren. Die Luchse duckten sich, wichen aber nicht zurück. Verflucht noch mal. Er wollte sie nicht töten. Ihnen gehörte dieses Land genauso gut wie ihm. Sie war der Eindringling, hier und in seinem Leben – in seinen verdammten Träumen. Aber er würde sich selbst darum kümmern. Würde keinen leichten Ausweg suchen und daneben stehen, wenn man sie in Stücke riss.
    Er knurrte noch einmal, diesmal drohender. Verschwindet, oder ihr werdet sterben. Sie kannten ihn, er würde die Drohung wahrmachen. Es spielte keine Rolle, dass er kein sichtbarer Leopard war, sich nicht in die Gestalt seiner anderen Hälfte verwandeln konnte. Für diese Wesen war er einfach eine Raubkatze. Er roch so. Er lief so. Er jagte so.
    Und er tötete genauso.
    Eines nach dem anderen gaben die pinselohrigen Tiere ein leises wütendes Knurren von sich und verschwanden. Er wartete – die Messer immer noch kampfbereit in den Händen –, bis er sicher war, dass sie aufgegeben hatten. Dann ging er zu dem Baum, an dem sie ihr Opfer gestellt hatten. Er blieb stehen. Etwas an dem Geruch stimmte nicht. Bewegungslos analysierte er, was seine Sinne ihm mitteilten. Fast hätte er gelächelt. Und dann zog er sich so schnell in das Dickicht zurück, dass ein Beobachter nur einen Schemen wahrgenommen hätte.
    Er verbarg sich im Dunkeln, bewegte sich ständig, während er sprach, denn ein Medialer hätte ihn mit einem einzigen gezielten geistigen Schlag töten können. „Ich schlage vor, Sie kommen herunter, wenn ich Sie mitnehmen soll. Das Blut wird die Luchse unweigerlich wieder

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