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Gefechte der Liebe: Roman (German Edition)

Gefechte der Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Gefechte der Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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ihren Onkel exzentrisch. Stellt euch vor, er unterrichtet sie im Gebrauch von Waffen! Aber sie verteidigte stets sein Recht darauf, anders zu sein. Er war immerhin kein Engländer. Ihre Freunde sollten also gar nicht erst versuchen, ihn mit Engländern zu vergleichen. Wegen der breiten Ausbildung, auf die Poppie Wert legte, hatte sie sogar ein paar Freunde verloren, aber das machte ihr nichts aus. Das versnobte Mädchen, das nebenan eingezogen war, lieferte das beste Beispiel für diese Engstirnigkeit. Als sie sich zum ersten Mal unterhielten, hatte Alana einige ihrer Studien erwähnt und erzählt, wie fasziniert sie von Mathematik wäre.
    »Du klingst wie mein älterer Bruder«, hatte das Mädchen verächtlich erwidert. »Du und ich, was müssen wir schon von der Welt wissen? Wir müssen nur wissen, wie man einen Haushalt führt. Weißt du denn, wie man das macht?«
    »Nein, aber ich kann einen Apfel, den jemand in die Luft wirft, mit der Spitze meines Degens aufspießen, bevor er auf den Boden fällt.«
    Sie wurden niemals Freundinnen. Das war auch kein Schaden. Alana kannte genügend andere, die sie für ihre breit gefächerten Interessen und ihre Bildung bewunderten und dies daran festmachten, dass sie aus dem Ausland kam, wie auch Poppie, obwohl sie ihr ganzes Leben in England verbracht hatte und sich selbst als Engländerin betrachtete.
    Poppie war natürlich nicht der richtige Name ihres Onkels, sondern der Name, den Alana ihm als kleines Kind gegeben hatte, denn sie tat gern so, als wäre er ihr Vater und nicht ihr Onkel. Sie war durchschnittlich groß und er nicht viel größer als sie. Auch wenn er schon Mitte vierzig war, machten sich keine Falten in seinem Gesicht bemerkbar, die das bezeugt hätten, und sein dunkelbraunes Haar war genauso dunkel wie immer.
    Sein richtiger Name lautete Mathew Farmer, ein sehr englisch klingender Name, was angesichts seines ausgeprägten fremdländischen Akzents lustig war. Er gehörte zu den vielen europäischen Aristokraten, die während und direkt nach den Napoleonischen Kriegen den Kontinent verlassen hatten, um in England ein neues Leben zu beginnen. Er hatte Alana mitgenommen, denn er war ihr einziger Angehöriger.
    Ihre Eltern waren gestorben, als sie noch ein kleines Kind war – tragischerweise in einem Krieg, in dem sie nicht einmal gekämpft hatten. Sie hatten versucht, Alanas Großmutter mütterlicherseits in Preußen zu besuchen, denn sie hatten erfahren, dass sie im Sterben lag. Auf der Reise wurden sie von übereifrigen Sympathisanten der Franzosen getötet, die sie für Feinde Napoleons hielten. Poppie vermutete, es lag daran, dass sie ganz offensichtlich Aristokraten waren und das einfältige niedere Volk alle Adligen als Feinde Frankreichs betrachtete. Er kannte die Details nicht, und es machte ihn traurig, darüber nachzudenken. Aber er hatte Alana so viel über ihre Eltern erzählt, als sie klein gewesen war, dass sie das Gefühl hatte, als besäße sie selbst eigene, echte Erinnerungen an sie.
    Soweit sie sich erinnern konnte, war der Bruder ihres Vaters immer ihr Beschützer, ihr Lehrer, ihr Gefährte, ihr Freund gewesen. Er symbolisierte für sie alles, was man sich von einem Vater wünschen konnte, und sie liebte ihn wie einen Vater. Was ihren Eltern zugestoßen war, war entsetzlich, und dennoch empfand sie immer Dankbarkeit dafür, dass Poppie derjenige war, der sie aufgezogen hatte.
    Da er reich war, stellte das Leben mit ihm eine Mischung aus Privilegien und Überraschungen dar. Alana hatte eine lange Reihe von Hauslehrern gehabt – so viele, dass sie aufgehört hatte, zu zählen. Jeder brachte ihr etwas anderes bei und jeder blieb nur für ein paar Monate. Lady Annette war die Einzige, die länger geblieben war. Poppie hatte die verarmte junge Witwe, die gezwungen war, sich eine Arbeit zu suchen, zunächst eingestellt, damit sie Alana beibrachte, was es bedeutete, eine Dame zu sein. Dann hatte er sie als Anstandsdame weiterbeschäftigt, und so gehörte Annette inzwischen seit neun Jahren zum Haushalt.
    Im Alter von zehn Jahren hatte Alana mit dem Kampfsporttraining begonnen. Poppie selbst brachte ihr den Umgang mit verschiedensten Waffen bei. An dem Tag, als er sie zum ersten Mal in den Raum mitnahm, aus dem alle Möbel herausgeräumt waren und an dessen Wänden nun Degen, Dolche und Feuerwaffen hingen, erinnerte sie sich an etwas, was er einmal zu ihr gesagt hatte, als sie noch jünger gewesen war. Wahrscheinlich hatte er geglaubt, sie würde

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