Gefluesterte Worte
zu ihm zurück und ihre Scheu überwindend fragte sie: »Sind sie vielleicht krank mein Herr?« »Nein, aber ich habe seit drei Tagen nichts gegessen!«
Ihr Herz jubelte ein Dankgebet. Fünfundzwanzig Jahre nachher brachte sie mir ein Exemplar des Figaro mit nach Bukarest, in welchem ein ergreifender Artikel stand: Die Geschichte eines Goldstückes, in welchem ein nun wohlhabender Fabrik- oder Minenbesitzer in Spanien die Geschichte erzählt und hofft, die Wohltäterin, die ihn gerettet, sei noch am Leben und sein Dank würde die Unbekannte erreichen.
Das war Freudemachen, und das Seltenste vom Seltenen: Die Wellen kamen bis zu mir zurück!
0 liebe Seele! laß dir das Freudemachen nicht entgehen! Du weißt nie wie weit es reicht, und bis wohin es getragen wird! Laß nicht ein hungrig Kind am Bäckerladen und ein armes am Spielsachenladen stehen! mach das brennendeHerzchen froh und glücklich! Du wirst dich noch in Jahren über den einzigen stummen Blick aus den beredten Kinderaugen freuen! Es geht sehr tief, und der Lohn ist weit größer als die Gabe!
Freude und noch einmal Freude sei die Losung! Sie ist himmelgeboren, und sie liegt in der Möglichkeit des Ärmsten, der sein Stück Brot teilt, des Hungernden, der noch Hungrige laben kann, und wäre es mit einer am Wege gepflückten Leere oder dem letzten Schluck aus seiner Feldflasche. Man kann immer noch etwas opfern. Zum Freudemachen ist kein Händchen zu klein, kein Beutel zu leer, kein Herz zu trauervoll.
Zum Freudemachen schließe all deine Schleusen auf, liebe Seele, und du wirst dich wundern, wie unermeßlich reich du bist!
Zum Freudemachen gib dich selbst, deine Ruhe, deine Freiheit, deine heiligsten Gedanken, deine reichste Phantasie, zum Freudenmachen ist nichts zu gut, das dein ist!
Aufregung
Du klagst, du bist so aufgeregt, du kannst niemals schlafen. Das hast du verkehrt angefangen, liebe Seele. Du brauchst innerhalb der 24 Stunden sechs bis sieben Stunden Schlaf; das aber ist vollkommen nebensächlich, zu welcher Zeit innerhalb dieser 24 Stunden oder in wieviel Absätzen du die sieben Schlafstunden erreichst. Steh um vier Uhr auf und schlafe von 10 - 11 und nach deinem Essen ein bis zwei Stunden. Arbeite tief in die Nacht hinein und schlafe gegen Morgen: schlaf drei Stunden vor Mitternacht, eine vor dem Aufstehen, wenn du vielleicht von ein Uhr nachts an gearbeitet hast und dann nach dem Mittagmahl oder vor demselben, wie es deiner Arbeitskraft bekömmlich ist. Aber sich im Bett herumwälzen und nicht schlafen, das ist für Körper und Geist schädlich. Du brauchst vielleicht garnicht soviel Schlaf als du dir einbildest, oder hattest die schlechte Gewohnheit, 9 - 10 Stunden zu schlafen,ohne dessen zu Wachstum oder Genesung zu bedürfen.
Hast du kalt, so mach dir auf deinem Lager einen Pult, sodaß du lesen und schreiben kannst, ohne im kalten Zimmer zu sitzen. Dann wirst du es auch viel besser ertragen, nachts zu arbeiten, wenn währenddem ein Teil des Körpers ruht. Du bildest dir ein, aufgeregt zu sein und Herzklopfen und jagende Pulse und Fieber zu haben, nur weil du nicht die Energie hast, deine Lampe anzuzünden und zu arbeiten, bis dir von selbst die Augen zufallen. Denn zu irgend einer Zeit fallen sie zu. Warum meinst du, wie ein Kind die ganze Nacht schlafen zu sollen? Das ist ja garnicht nötig. Der Schlaf wird dich mitten im Satz überraschen, wenn du ihn am wenigsten erwartest.
Du bist garnicht so aufgeregt, als du dir's einbildest, und deine sogenannten Nerven sind ganz gesund, nur nicht genug angestrengt für ihre Spannkraft, sei doch froh, daß du nicht so schlafbedürftig bist, und sieh wie unendlich viel Zeit du gewinnst, wenn du jeden Augenblick benutzest, in welchem du nicht schläfst. Es ist nur die Gewohnheit zu nehmen, eine gut brennende Lampe, Pult, Feder, Bücher,alles am Bett zu haben, sodaß kein Augenblick unbenutzt bleibt, und die schrecklichen schlaflosen Nächte werden dir zu den liebsten leichtesten Stunden werden, in denen deine Arbeitskraft um das Doppelte und Dreifache sich steigert und die umgebende Stille deine Gedanken laut werden läßt, als sprächen sie.
Korrespondenz und Handarbeit sind sogar gut, da man sich dabei die Augen nicht anzustrengen braucht, sogar ein stummes Klavier spart dir am Tage der Fingerübungen, wenn nicht gar dein Klavier so steht oder so abgedämpft werden kann, daß du aufstehen und nachts spielen kannst. So sparst du am Tage die vielen Stunden an deinem Instrument, die du
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