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Gegen jede Vernunft

Gegen jede Vernunft

Titel: Gegen jede Vernunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raye Harris
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sogar darauf.“ Dass er in so einem Moment lachen würde, hätte sie niemals erwartet. Doch er tat es. Es war ein kurzes scharfes Auflachen, begleitet von einem Kopfschütteln, und es tat ihr überraschenderweise gut.
    „Wow, eine Feuer speiende Drachen-Lady …“
    Anna wurde ganz warm. Leo Jackson schaffte es nicht nur, ihre Panik zu mindern, sondern ihr auch noch das Gefühl zu vermitteln, etwas Besonderes zu sein. Jemand, den er vielleicht sogar mochte?
    „Da ist es!“ Er kniff die Augen zusammen und starrte zum Horizont, wo sich ein dunkler Streifen zeigte, der sich beim Näherkommen als kleine Insel entpuppte.
    Als sehr kleine Insel, wie Anna mit sinkendem Herzen feststellte. Schmal, lang, grün und felsig auf der einen Seite, mit einem breiten Sandstrand auf der anderen. Und offensichtlich unbewohnt. „Da ist nirgendwo Platz zum Landen.“
    „Ich bringe uns schon irgendwie runter. Es kann allerdings ungemütlich werden.“
    Der Motor spuckte und jaulte. Instinktiv umklammerte Anna ihre Perlenkette und knetete sie, während sie sich gleichzeitig dafür schalt. Auf keinen Fall durfte sie das gute Stück kaputtmachen. Es war das einzige Erinnerungsstück an die Frau, die sie am meisten bewundert hatte: ihre Großmutter.
    „Leo …“, flüsterte sie gepresst, als sie immer tiefer sanken, und legte instinktiv eine Hand auf seine Schulter, als wollte sie ihm Mut spenden. Dabei war sie es, die Unterstützung suchte und in der Berührung fand.
    Die Insel vor ihnen wurde schnell größer, doch das Meer um sie herum ebenfalls. Deshalb konzentrierte Anna sich lieber aufs Land. Jetzt konnte sie schon einzelne Bäume erkennen, ein kleines Gehölz, das ihnen im Notfall Unterschlupf gewähren könnte … wenn sie den Absturz ins Wasser überlebten!
    „Bereithalten für die Landung!“, warnte Leo angespannt, als ihr die Insel gefährlich nah erschien.
    Anna kniff die Augen zusammen, klammerte sich an ihren Sitz und versuchte, der Emotionen Herr zu werden, die sie überschwemmten. Angst, Reue, Traurigkeit, Liebe, Leidenschaft …
    Ihr Kopf flog nach hinten, als der Flieger mit einem schrecklichen Geräusch auf dem Wasser aufprallte und über die Oberfläche schlitterte. Als er schließlich abrupt stoppte, wurde Anna nach vorn geschleudert, aber von dem Gurt im Sitz festgehalten. Einen unwirklichen Moment lang schaukelte die Maschine friedlich wie ein Boot auf den Wellen.
    „Wir haben nicht viel Zeit, bevor sie zu sinken beginnt“, sagte Leo, löste seinen Sicherheitsgurt und stieß die Tür auf.
    „Ihre Rettungsweste!“, erinnerte Anna und öffnete ebenfalls ihre Tür.
    „Die brauche ich nicht.“ Seine Miene war grimmig und entschlossen.
    „Leo …“
    „Mir geht’s gut, Anna. Können Sie zur Insel schwimmen?“
    Sie wandte den Kopf und sah das Ufer in wenigen Metern Entfernung. „Natürlich!“ Erst jetzt begriff sie, was gerade geschehen war. Sie waren abgestürzt – oder besser notgelandet! Sie war schon halb aus dem Flieger geklettert, als sie sich besann und zurückwollte.
    „Was haben Sie vor, Anna? Das Flugzeug kann jeden Moment sinken.“
    „Ich habe meine Handtasche vergessen.“
    „Es ist zu gefährlich. Selbst wenn es nicht gleich sinkt, der verbleibende Treibstoff läuft aus. Haben Sie denn etwas Unersetzliches in Ihrer Tasche?“
    Anna wollte seine Frage schon automatisch bejahen, doch nach einem winzigen Zögern schüttelte sie den Kopf. „Nein, nichts Unersetzliches.“
    Nur mein Lipgloss, mein Notizbuch, mein Tablet und mein Handy mit allen wichtigen Adressen und Terminen … In letzter Zeit allerdings fast ausschließlich unerfreulichen Terminen, denn die vergnüglichen Einladungen waren nach der Auflösung ihrer Verlobung ziemlich rar geworden. Anna musste ein hysterisches Auflachen unterdrücken. Sie hatte gerade eine Notlandung im Mittelmeer überstanden und machte sich Gedanken über ihren Terminkalender?
    Erst verspätet wurde ihr bewusst, dass Leo sie fest an seine Brust gepresst hielt, während sie an Land wateten. Sie waren beide bis auf die Haut durchnässt, doch Anna war so heiß, dass sie sich wunderte, warum das Wasser um sie herum nicht dampfte und siedete.
    Mit bebenden Fingern umfasste sie seine Hände, die ihre Taille knapp unter der Rettungsweste fest umspannt hielten. Die Versuchung, sich an ihren Retter zu klammern, war riesengroß, und sie musste sich regelrecht konzentrieren, um sich aus Leos Griff zu befreien und von ihm abzurücken.
    Gestern Abend, im Smoking,

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