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Gegen jede Vernunft

Gegen jede Vernunft

Titel: Gegen jede Vernunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raye Harris
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hatte sie seine Figur nur erahnen können. Jetzt zeichneten sich die Muskeln und die wohldefinierte Brust deutlich unter dem nassen Hemd ab. Leo Jackson war offensichtlich in bester Verfassung.
    „Wir müssen nach einem Unterschlupf suchen“, erklärte er nüchtern.
    „Wollen Sie nicht erst versuchen, jemanden zu benachrichtigen, damit wir möglichst schnell hier abgeholt werden?“
    Wenn möglich wurde Leos Gesicht noch ausdrucksloser. „Wir sind hier außer Funkreichweite, aber ich habe das Notfallsignal im Flieger aktiviert, so wird man ungefähr orten können, wo wir runtergegangen sind. Allerdings befürchte ich, dass es noch eine Weile dauern kann, bevor man uns überhaupt vermisst und nach uns Ausschau hält.“
    „Wenn ich mein Handy mitgenommen hätte …“
    „Würde Ihnen das gar nichts nützen, weil es hier draußen keinen Funkmast gibt. Um von hier aus jemanden anzurufen, bräuchte man ein Satellitentelefon.“
    „Also stecken wir hier fest“, resümierte Anna.
    „Zumindest vorübergehend.“
    „Und wie lange könnte das sein?“
    Lässig hob er die breiten Schultern. „Keine Ahnung. Deshalb müssen wir ja auch nach einem Unterschlupf Ausschau halten.“
    „Was ist mit Essen? Und Wasser?“
    Leo musterte sie mit einem langen Blick. „Es reicht für mehrere Tage, wenn wir es uns einteilen.“
    Anna machte große Augen. „ Sie haben Wasser bei sich?“
    „Es ist alles in dem orangen Notfallpaket, Sweetheart . Wasser, Trockennahrung, Streichhölzer, Brennstoff, Segeltuch. Ausreichend, um ein paar Tage in der Wildnis zu überleben.“ Damit wandte er sich ab und marschierte in Richtung der Baumgruppe.
    Anna beeilte sich, ihm zu folgen – und zwar barfuß, weil sie ihre High Heels im Meer verloren hatte. Einige Abschnitte waren ziemlich steinig. Tapfer biss sie die Zähne zusammen und gab keinen Laut von sich. Als sie zurückfiel, verzichtete Anna darauf zu rufen. Wohin hätte Leo auch verschwinden können, selbst wenn er versuchen würde, sie abzuhängen?
    Doch irgendwann drehte er sich um und blieb stehen, als er sah, dass sie nicht mitkam.
    „Sie haben Ihre Schuhe verloren“, registrierte er mit gerunzelter Stirn.
    „Mit den Absätzen hätten sie mir hier ohnehin nichts genützt.“
    Ohne Vorwarnung hob er sie hoch und marschierte wieder los.
    „Leo, lassen Sie mich runter! Auf der Stelle!“
    Sein Gesicht war dicht vor ihrem. Viel zu dicht! Grundgütiger! Am liebsten hätte sie sich in seine Halsbeuge gekuschelt und ihre Lippen auf die Stelle gepresst, wo sie seinen Puls unter der bronzefarbenen Haut schlagen sah. Ihre Wangen brannten, aber das lag nicht an der Sonne, die auf sie herunter schien. „Sobald wir die felsige Strecke hinter uns haben. Ich will nicht, dass Sie sich die Füße zerschneiden.“
    „Zu spät“, murmelte Anna lakonisch.
    Der stumme Vorwurf in den ausdrucksvollen kaffeebraunen Augen war wie Balsam für sie, und das heiße Glimmen traf sie mitten ins Herz. „Sie hätten es mir sagen müssen.“
    „Aber Sie müssen doch schon das schwere Paket schleppen.“
    Leo lachte. „Im Gegensatz dazu sind Sie ein Fliegengewicht“, behauptete er und lief ungerührt weiter. Dankbar, aufgeregt und seltsam animiert klammerte Anna sich an ihn und versuchte, sich noch leichter zu machen, mit dem berauschenden Nebeneffekt, dass ihre Wange jetzt auf seiner Brust ruhte. Als sie feststellte, wie ihre Herzen im gleichen harten Rhythmus schlugen, wurde ihr ganz sonderbar zumute.
    Eine seiner Hände lag auf ihrem Rippenbogen, dicht unterhalb der Brust. Wenn sie abrutschte und unabsichtlich oder sogar mit Absicht …
    Doch ehe es so weit kommen konnte, erreichten sie weichen Sandboden und Leo setzte sie auf dem warmen Sand ab. Anna versuchte, ihre Enttäuschung zu verbergen, als er ohne Verzug weiterging. Der Sand fühlte sich gut unter ihren Füßen an. Warm an der Oberfläche und kühlend, wenn sie die Zehen eingrub. Sie holte Leo kurz vor den Bäumen ein. Hier war es angenehm schattig, und ihr Fremdenführer fand schnell einen passenden Platz. Er ließ das geschulterte Survival-Pack auf den Boden gleiten und öffnete es.
    Gespannt sah Anna zu, wie er eine Plastikplane hervorzauberte, die mit Ösen versehen war, ein Messer und aufgerollte Schnur. Dann stand Leo auf und zog das nasse Hemd aus. Wenn sie bisher bereits gedacht hatte, sein Muskelvolumen beurteilen zu können, erlebte Anna eine Überraschung, als sie ihn jetzt in T-Shirt und Jeans bewundern konnte, die an seinem

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