Gegen jede Vernunft
Astralkörper klebten. Ihr Mund war plötzlich ganz trocken, und als dann auch noch das T-Shirt dem Hemd folgte, verschlug es ihr komplett den Atem.
Fasziniert betrachtete sie den nackten, tief gebräunten Oberkörper, ließ den Blick langsam nach unten wandern und stockte, als sie knapp über dem Jeansbund ein Drachen-Tattoo entdeckte. Wie ertappt senkte sie den Blick und griff instinktiv nach ihrer Perlenkette, erleichtert, sie immer noch um ihren Hals zu spüren.
„Mache ich Sie etwa nervös?“, fragte Leo amüsiert.
Anna riss sich zusammen und schaute ihm in die Augen. Kühl und völlig gelassen, zumindest hoffte sie das. „Absolut nicht, warum sollten Sie auch?“
Leo grinste breit. „Gut, umso besser, denn ich befürchte, als Nächstes folgt die Jeans, Sweetheart . Ich hasse es nämlich, nasse Sachen am Leib zu haben.“
Anna zuckte nicht mit der Wimper, hielt aber den Atem an, als er den Reißverschluss herunterzog, die feuchte Hose abstreifte und nur noch in einer schwarzen Boxershorts dastand. Armani , registrierte sie automatisch die Marke auf dem elastischen Bund. Konnte irgendetwas absurder sein als diese Situation? Es war noch keine Stunde her, da waren sie füreinander zwei voll bekleidete Fremde gewesen.
Und jetzt?
„Wenn Sie mich weiter so anstarren, verführen Sie mich noch zum kompletten Striptease, Sweetheart “, neckte Leo.
„Ich habe schon nackte Männer gesehen“, behauptete sie dreist. „Sie können mich also nicht schockieren.“ Das war zwar in einem nicht ganz jugendfreien Video bei einer ehemaligen Schulkameradin gewesen, und sie hatte auch nur einen scheuen, faszinierten Blick riskiert, aber das musste sie diesem notorischen Playboy schließlich nicht auf die Nase binden.
„Ist das so?“
„Klar.“ Ihr Blick war fest, die Knie butterweich.
Lachend schüttelte er den Kopf und streckte die Hand nach ihr aus. „Na komm schon, Anna Constantinides, runter mit den nassen Sachen, und dann hilfst du mir dabei, den Unterschlupf zu bauen.“
Anna wusste nicht, was sie mehr schockierte: seine vertrauliche Anrede oder die Forderung, sich vor ihm auszuziehen.
„Los, wir können alles in die Sonne legen, dann kannst du dich schon bald wieder hinter deinem zugeknöpften Outfit verschanzen. Soll ich dir helfen?“
„Auf gar keinen Fall!“, protestierte sie. „Warum … warum sagen Sie so etwas?“
„Weil du eine sehr schöne Frau bist, Anna“, erklärte Leo sanft und streifte dabei den nassen Blazer von ihren Schultern. „Und Kleider sind dazu gedacht, die Schönheit ihrer Trägerin zu unterstreichen, nicht, sie zu verstecken.“
„Ich verstecke gar nichts“, murmelte Anna und verschränkte die Arme vor der Brust. „Mein Blazer ist elegant und angemessen. Vielleicht etwas konservativ, doch daran ist nichts Schlechtes.“
„Nein, aber das bist nicht du.“
„Wie wollen Sie das wissen? Sie kennen mich doch gar nicht, Mr Jackson.“ Verzweifelt versuchte sie, sich zu konzentrieren. Aber wie sollte das gelingen, wenn so dicht vor ihr ein nahezu nackter Adonis stand, der ihr sagte, dass sie schön sei? Und wenn sie an nichts anderes denken konnte als die Konturen seines schwarzen Drachen-Tattoos mit der Zungenspitze nachzufahren und …
„Und wenn Sie sich nicht hinter Ihren steifen Klamotten verschanzen, dann hinter steifen Manieren!“, beschwerte sich Leo. „Ich dachte, wir hätten dieses Mr und Mrs Getue endgültig hinter uns gelassen?“
„Höflichkeit ist eine Tugend und kein Makel, Mr … Leo “, rechtfertigte Anna sich, denn das war es, was man ihr von klein auf eingetrichtert hatte. Eine Lady musste immer Contenance wahren, ganz egal, wie es in ihrem Innern aussah.
Anstatt sich beeindruckt zu zeigen, lachte Leo lauthals los. „Höflichkeit? Ich bin so gut wie nackt, Sweetheart . Und wenn uns in den nächsten Stunden niemand findet, werden wir heute Nacht unter dieser Plane eng zusammenrücken und uns noch viel besser kennenlernen als bisher, denkst du nicht?“
4. KAPITEL
Annas Herz schlug wie verrückt. Leo Jackson verstand es wahrlich, sie gleichzeitig unwiderstehlich anzuziehen und ihr eine mörderische Angst einzujagen.
„Wenn Sie glauben, dass wir … dass wir nackt zusammenrücken, dann …“
„Habe ich nie behauptet“, nahm er ihr wirkungsvoll den Wind aus den Segeln. „Aber da dir das zu widerstreben scheint, Sweetheart , solltest du dich endlich von den klammen Sachen befreien und sie in der Sonne trocknen, damit du dich nachher
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