Gegen jede Vernunft
Anna das schwarze Samtkästchen. Der Ring war wunderschön. Ein perfekt geschliffener Diamant von mindestens fünf Karat, umrandet von kleineren Diamanten in einer schlichten Platinfassung. Im Schein der Kristalllüster versprühte er ein unglaubliches Feuer. Annas Hals wurde ganz eng vor Scham und Reue. Sie selbst hatte Leo in diese Zwangslage gebracht, und darum gab es keine Rechtfertigung für ihre Trauer darüber, dass alles nur gespielt war.
„Und?“
„Er ist … schön.“
„Schön?“ Leo hielt es nicht länger auf seinem Stuhl aus. Mit einem Satz war er auf den Füßen, nahm den Ring aus der Schatulle, die er achtlos zur Seite warf, und schob ihn Anna auf den Finger. Dann küsste er zärtlich ihren Handrücken. Und als er den Kopf hob, um ihre bebenden Lippen zu erobern, kam sie ihm bereitwillig entgegen.
Leo nahm Anna nicht mit in Bobbys Apartment. Es erschien ihm einfach nicht richtig. Sein Vater hatte es zwischen und während seiner diversen Ehen als Liebesnest genutzt und tat das möglicherweise sogar noch heute. Wenn auch zum Glück nicht, seit Leo in London war! Aber Anna hierher zu bringen … der Gedanke erschien ihm absurd. Sie war die Mutter seines Kindes. Die Frau, die er heiraten würde. Also fuhren sie ins Crescent.
Die Fahrt durchs nächtliche London verlief in tiefem Schweigen. Sie saßen mit größtmöglichem Abstand zueinander im Fond der Limousine. Leo, weil er befürchtete, sich sonst nicht beherrschen zu können und dem Drang zu erliegen, Anna jetzt schon die Kleider vom Leib zu reißen. Warum sie sich in die andere Ecke drückte, wusste er nicht. Vielleicht ja aus demselben Grund …
Als sie endlich im Hotellift nebeneinander standen, hätte er am liebsten jeden anderen Gast auf dem Weg ins fünfte Geschoss vorzeitig aus dem Fahrstuhl geworfen, um endlich mit Anna allein zu sein. Immer wieder trafen sich ihre Blicke, und als Leo sah, wie sie mit der Zungenspitze über ihre volle Unterlippe fuhr, schloss er gepeinigt die Augen und dachte an grüne Wiesen, weite Felder, friedlich grasende Kühe … und alles noch so Absurde, um sich abzulenken und sein brennendes Verlangen in Schach zu halten.
Sobald sie den Lift verlassen hatten, schwang er Anna auf die Arme und trug sie schnurstracks auf die Tür ihrer Suite zu. Mit zitternden Fingern holte Anna die Schlüsselkarte hervor. Wenige Sekunden später setzte Leo seine süße Last auf dem Boden ab und nagelte Anna mit seinem harten Körper regelrecht an der Tür fest, die er rücksichtslos hinter sich zugetreten hatte.
Während sie ihm half, die lästige Smokingjacke loszuwerden, öffnete er geschickt den Reißverschluss in ihrem Rücken. Als der chilirote Designertraum an ihr herunterglitt und wie ein Blütenblatt zu Boden fiel, stöhnte Leo beim Anblick der voller gewordenen Brüste lustvoll auf.
„Meine wunderschöne, hinreißende Anna …“, murmelte er rau und presste seine Lippen auf die mitternachtsblaue Seide, hinter der sich die herausfordernden Rundungen verbargen. Dann reichte er Anna die Hand, damit sie aus dem schillernden Stoffgebilde zu ihren Füßen treten konnte und führte sie zum Bett. Dabei bewunderte er ihre natürliche Grazie, die sanfte Goldtönung der seidigen Haut und dachte, dass er nie einen schöneren Frauenkörper gesehen hatte.
Als er sich nicht länger beherrschen konnte, sie in seine Arme riss und sich mit ihr zusammen auf die weiche Matratze fallen ließ, lachte sie überrascht und schaute in sein dunkles, aufgewühltes Gesicht.
„Willst du mich, Sweetheart ?“, fragte er heiser.
Ein warmes Gefühl durchströmte sie und machte ihr Herz ganz weit.
„Ja, oh, ja … so sehr …“ Wie ernst es ihr damit war, bewies Anna ihm mit einem so leidenschaftlichen und rückhaltlosen Entgegenkommen, dass Leo glaubte, den Verstand zu verlieren. Sie forderten einander heraus, trieben sich voran, immer bedacht, die Bedürfnisse des anderen zu erahnen und ihm das ultimative Lustgefühl zu verschaffen. Leo tat es mit routinierter Raffinesse, Anna rein instinktiv, dafür nicht weniger eifrig.
Gemeinsam erreichten sie einen fulminanten Höhepunkt, der sie über den Zenit absoluter Ekstase katapultierte und erfüllt und zutiefst befriedigt auf die Erde zurückkehren ließ. Während sie wohlig erschöpft aneinandergeschmiegt dalagen, fragte sich Leo, wann er sich je so gut und vollkommen angenommen gefühlt hatte.
Und seit wann war ihm das Vergnügen seiner Partnerin wichtiger als sein eigenes? Natürlich
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