Gegen jede Vernunft
ob Anna real war, ob sie und das Baby wirklich existierten. Er selbst war sich seines Platzes im Leben nie sicher gewesen und hatte ihn in der Jackson-Familie nur schwer finden können. Er war und blieb ein Außenseiter, ähnlich wie seine Halbschwester Angel. Doch deren Vater hatte sie nie verleugnet. Und anders als er war sie mit den Jacksons nicht blutsverwandt, obwohl Leo damit immer noch wenig anfangen konnte.
Anna stemmte die flachen Hände gegen seine Brust und legte den Kopf in den Nacken. Aber sie versuchte nicht, sich freizumachen. Dafür spürte Leo, wie sie am ganzen Körper zitterte. Er war sicher, dass sie ihn ebenso begehrte wie er sie.
Sie verstand es sehr gut, das zu verbergen, aber nur, solange er sie nicht berührte. Das stärkte sein Selbstvertrauen, und Leo beschloss, sich nicht länger zurückzuhalten.
„Denkst du noch manchmal daran?“, raunte er heiser. „An die zwei Tage auf der Insel, wo es nichts gab außer Sand, Wasser und uns ? Dich und mich, nackt unter der heißen Sonne?“
Die smaragdgrünen Augen verdunkelten sich und schimmerten geheimnisvoll wie tiefe Waldseen. „Und ob ich daran denke … wie könnte es anders sein?“
Leo stöhnte unterdrückt auf und zog sie noch fester an sich. „Warum denken wir dann nur daran, anstatt den Zauber wieder aufleben zu lassen? Aber diesmal in einem komfortablen Bett, mit aller Romantik und Zärtlichkeit, die du verdienst.“
„Ich … ich weiß nicht, ob das wirklich eine gute Idee ist.“
„Wie könnte es eine schlechte sein, Sweetheart ? Du willst mich ebenso wie ich dich.“
„Was nicht gleichbedeutend mit einer guten Idee ist.“
„Anna …“ Er hielt sie so fest an sich gepresst, dass ihr sein heißes, drängendes Verlangen unmöglich verborgen bleiben konnte.
„Leo …“
„Wir werden bald heiraten“, erinnerte sie und hoffte, dass es nicht zu flehentlich klang. Was für ein absurder Gedanke! Ich bettele darum, erhört zu werden? Aber im Moment war Leo bereit, so ziemlich alles zu tun, um die zukünftige Mutter seines Kindes ins Bett zu bekommen. „Sollten wir nicht versuchen herauszufinden, ob es mit uns beiden funktionieren kann, ehe wir …“
Weiter kam er nicht, da sich Schritte näherten. Anna ergriff die Gelegenheit und befreite sich aus seinen Armen. Doch es war keine Zurückweisung, das stand für ihn fest. Mit einem angedeuteten Lächeln strich sie sich eine vorwitzige Strähne aus der Stirn und verschränkte dann die Arme vor der Brust. Eine ebenso defensive wie schützende Geste.
In Leo machte sich ein wildes Triumphgefühl breit. Noch heute Nacht würde sie endlich wieder ihm gehören!
Wenige Stunden nachdem sie ins Hotel zurückgekehrt war, erhielt Anna drei geheimnisvoll aussehende Pakete in ihre Suite geliefert. Sie bat den Angestellten, sie auf einem Sideboard abzulegen und entließ ihn mit einem großzügigen Trinkgeld. Dann betrachtete sie neugierig die edlen weißen Schachteln mit dem rubinroten Geschenkband. An der kleinsten steckte ein Kärtchen.
Trag dies heute Abend … Dinner um acht.
Mit trockenem Mund hob sie den Deckel an und keuchte leise auf. Fast andächtig nahm sie die eleganten Designer High Heels heraus, deren schmale Knöchelriemchen mit winzigen Brillanten besetzt waren. Obwohl sie eine eher zurückhaltende bis konservative Garderobe bevorzugte, hatte Anna nie geleugnet, ein besonderes Faible für Schuhe zu haben. Und diese extravaganten Exemplare ließen ihr Herz wahrlich höher schlagen.
In der nächsten Schachtel lag ein nachtblauer Seiden-Tanga mit passendem trägerlosen BH. Natürlich war ihr sofort klar, dass Leo die heißen Dessous geschickt hatte, weil er hoffte, sie noch heute Abend darin zu sehen. Bei der Vorstellung, dass er zu dem Zeitpunkt wahrscheinlich noch weniger am Körper haben würde als sie, überlief sie ein heißer Schauer.
Doch ob sie die filigranen Spitzenteile tatsächlich anziehen würde, wusste Anna noch nicht.
Als Leo sie in der Wohnung so dicht an sich gepresst gehalten hatte, konnte sie an nichts anderes denken als daran, endlich in einem richtigen Bett mit ihm zu liegen … nackte Haut auf nackter Haut. Anna wusste, was sie erwartete, wenn sie sich in eine derart intime Situation begab: lodernde Leidenschaft und höchste Ekstase – so vollkommen und befriedigend, dass ihr allein die Vorstellung schon einen lustvollen Seufzer entlockte.
Sie wollte es unbedingt und hatte gleichzeitig Angst davor. Nicht weil sie den Sex mit Leo fürchtete,
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