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Gegen jede Vernunft

Gegen jede Vernunft

Titel: Gegen jede Vernunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raye Harris
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völlig erschöpft und ausgelaugt war. Sie versuchte ein Gähnen zu unterdrücken und warf einen verstohlenen Blick auf ihre Uhr.
    „Bist du müde?“, fragte Leo, der sie offenbar beobachtet hatte.
    Jetzt sieht man mir meine mangelnde Souveränität auch noch an!
    „Ich würde gern ins Hotel zurückfahren und zu Bett gehen.“ Mit dir, fügte sie für sich hinzu.
    Leo entschuldigte sie bei ihren Gastgebern, und kurz darauf saßen sie schweigend nebeneinander in der Limousine. Erneut musste Anna ein Gähnen unterdrücken. Sie hätte sich gern an Leos einladende Schulter gelehnt, doch das wagte sie nicht angesichts seiner versteinerten Miene.
    Wie sehnte sie sich nach seiner tröstlichen Wärme und leidenschaftlichen Zärtlichkeit. Doch Leo schien die gemeinsame Nacht inzwischen schon zu bedauern. Dabei war es für sie das herzbewegendste Ereignis ihres Lebens gewesen. Waren sie nicht fast glücklich miteinander gewesen? Für einen magischen Moment hatte sie sogar geglaubt, die geplante Ehe könnte funktionieren.
    Irgendwann hielt Anna es nicht mehr aus, dass er so stocksteif neben ihr saß und weiterhin verbissen schwieg.
    „Es war eine nette Party“, sagte sie leise.
    „Tatsächlich?“, kam es kühl zurück. „Den Eindruck hatte ich nicht, so unglücklich, wie du ausgesehen hast.“
    „Das war ich aber gar nicht.“
    „Mach mir nichts vor. Du hast den ganzen Abend über kaum ein Wort gesagt.“
    „Das stimmt nicht. Mit meinem Tischnachbarn habe ich sogar sehr angeregt geplaudert, nur die Dame zu meiner Linken war etwas … kapriziös.“
    „Vielleicht, weil wir früher mal zusammen waren.“
    Anna erstarrte. „Warum bin ich nicht gleich darauf gekommen?“, sagte sie mehr zu sich selbst. „ Randy Leo hat also mal wieder zugeschlagen.“
    „Tut mir leid, Anna.“
    „Aber warum denn?“, erwiderte sie leichthin und versuchte, sich Schmerz und Frust nicht anmerken zu lassen. „Mit so etwas hätte ich doch rechnen müssen, da du offensichtlich mit halb London im Bett warst, nicht wahr? Oder sollte ich sagen, mit der halben Welt?“
    „Tut mir leid, dass ich dich nicht vorher gewarnt habe“, entgegnete Leo ruhig, ohne auf ihren Sarkasmus einzugehen. „Ich war auch nicht begeistert zu sehen, dass du ausgerechnet neben ihr sitzen musstest. Aber wann immer ich zu dir rüber sah, schienst du keine Probleme zu haben.“
    „Jahrelanges Training“, murmelte sie tonlos.
    „Kommt nicht wieder vor.“
    Dass er die Sache so lässig abtat, ärgerte sie. „Nimm den Mund lieber nicht so voll, Casanova ! Wenn wir jede Dinnereinladung ausschlagen müssten, bei denen eine deiner Exgeliebten anwesend ist, würden wir wahrscheinlich gar nicht mehr vor die Tür kommen.“
    Er griff nach ihrer Hand und hielt sie, trotz Annas Widerstreben, warm und fest umfangen. „Du bist erschöpft und übermüdet, das verstehe ich gut. Aber wir sollten uns lieber darauf konzentrieren, den morgigen Tag gut hinter uns zu bringen. Alles andere wird sich später von allein finden.“
    Als wenn es sich bei ihrer Trauung nur um einen weiteren Geschäftstermin handelte, den es galt, mit Anstand hinter sich zu bringen! Das tat weh.
    Sobald die Limousine vor dem Crescent anhielt, half Leo ihr galant beim Aussteigen, legte wie selbstverständlich den Arm um Annas Schulter und hielt auf dem roten Teppich, der ins Hotelfoyer führte, kurz inne, um den anwesenden Fotografen Gelegenheit zu geben, Bilder von ihnen zu schießen. Dann geleitete er sie in die prächtige Eingangshalle aus Marmor und Glas mit den riesigen Palmen, die fast bis in den zweiten Stock reichten.
    Sobald sie außer Sicht der Paparazzi waren, löste sich Anna von ihm. „Lass uns hier Gute Nacht sagen“, bat sie rau. Sie konnte einfach nicht denken, wenn Leo ihr so nah war. Und nach dem heutigen Abend und der bedrückenden Rückfahrt hatte sie das Gefühl, eine ganze Menge überdenken zu müssen.
    Zunächst sah es aus, als wollte Leo widersprechen, dann zuckte er nur mit den Schultern. „Wie du willst. Ich hole dich dann morgen um zehn hier ab.“
    „Das ist nicht nötig“, erwiderte Anna. „Das Standesamt liegt in entgegengesetzter Richtung von deinem Büro. Wir treffen uns dort um halb elf, schon allein, um das Geheimnis zu wahren.“
    „Geheimnis?“, fragte er mit gerunzelter Stirn.
    „Wenn es eine kirchliche Hochzeit wäre, würdest du das Brautkleid auch erst vor dem Altar zu sehen bekommen. Lass mir doch wenigstens diesen alten Brauch.“
    Das Stirnrunzeln

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