Gegen Vaters Willen
läuft”, mischte sich Lauren ein, welche die Reaktionen der Jungs genauestens beobachtet hatte.
„Ach, zwischen Leon und mir läuft was?”, fragte Ryan mit Unschuldmiene. „Das ist mir neu!”
„Tu nicht so. Es ist ja nicht zu übersehen.”
Leon schaute zwischen Ryan und Lauren hin und her. „Ich weiß gar nicht, wovon sie redet. Bis heute Abend, Snoopy!”
„Ja, du weißt, wo du mich findest!”
„Klar, in deinem Bett, wo sonst!” Leon lachte leicht und setzte seinen Helm auf.
„Das war’s dann wohl mit der Tarnung. Danke, Schatz!”
„Aber gern. Bis später und lass dich nicht fertig machen!”
„Ich gebe mir Mühe.”
Leon fuhr los und auch Ryan schwang sich auf sein Fahrrad. Er fuhr nicht schnell, denn sein Drang, nach Hause zu kommen, hielt sich in Grenzen. Wie würde sein Vater reagieren? Wie würde er selbst reagieren? Irgendwie hatte er sich vorgenommen, ihn zu ignorieren, doch er wusste, dass er kaum eine Chance dazu hatte.
Als er durch das Tor auf den Hof fuhr, war von seinem Vater nichts zu sehen. Das Fahrrad lehnte er an die Hauswand und betrat die Küche.
Er begrüßte seine Mutter, die gerade Blumen in eine Vase stellte, mit einem Kuss auf die Wange und fragte dann nach, ob sein Vater schon da sei.
„Ja, er ist im Wohnzimmer auf der Couch und liest.”
„Gut, ich bin in meinem Zimmer. Ich hoffe, er lässt mich in Ruhe!” Damit hoffte Ryan zu viel. Er hatte den Fuß noch nicht ganz auf die erste Stufe gesetzt, da donnerte bereits die Stimme seines Vaters aus dem Wohnzimmer.
„Ryan, komm her!”
„Ist ein ‚Bitte’ zu viel verlangt?”, fragte Ryan zurück, stand reglos auf der Treppe und wartete.
„Komm her!”, dröhnte es erneut aus dem Zimmer.
Ryan seufzte, rieb sich kurz die Augen und betrat das Wohnzimmer. Sein Vater lag auf der hellen Couch, eine Decke war auf seinen Beinen ausgebreitet und auf dem Schoß lagen mehrere Zettel. Rechnungen, wie Ryan schnell bemerkte.
„Was willst du?”
„Ich will wissen, warum du nicht arbeitest.”
Ryan starrte ihn an und verlor innerhalb von Sekunden gänzlich die Beherrschung. „Du fragst mich, warum ich nicht arbeite? Du fragst … Gott, wie arrogant und ignorant bist du eigentlich? Ich bin doch selbst nicht wieder völlig gesund! Nur für den unwahrscheinlichen Fall, dass du es vergessen hast: Du hast uns vor knapp drei Wochen an den Baum gesetzt! Ich lag wie du im Krankenhaus, und ich bin nicht gewillt, wegen dir meine Gesundheit aufs Spiel zu setzen. Wenn dir deine egal ist, kann’s mir gleich sein, aber du sagst mir nicht, wann ich wieder anfange zu arbeiten.”
„Ich warne …”, setzte Jonathan mit drohendem Zeigefinger an.
„Nein, jetzt rede ich! Seit vier Jahren kommandierst du mich herum. Ich hab’s satt!”, schrie er seinen Vater an. „Du bist ein arrogantes Arschloch, und ich seh nicht mehr länger tatenlos zu, wie du mir das Leben zur Hölle machst! Du hast nicht ein einziges Mal gefragt, wie es mir geht, oder ob ich überhaupt noch lebe!”
„Ich hatte eigene Probleme. Ich war schwer verletzt!”
„Und? Ich bin dein Kind. Dein Sohn, und du interessierst dich einen Dreck für mich. Ich …” Ryan stockte, zitterte und war drauf und dran, auf seinen Vater loszugehen. „Ich gehe jetzt. Der Arzt sagt, dass ich mich noch eine Woche zurückhalten soll. Ich mache das, was ich kann. Mehr ist nicht drin. Wenn dir das nicht passt, schwing deinen Arsch hoch und komm her, dann klären wir es richtig! Ein für alle mal!”
„Ryan, bitte nicht!”, flehte Eileen hinter ihm.
„Warum nicht? Er begreift es doch nur auf die harte Tour!”
Jonathan starrte seinen Sohn an und wandte sich dann wortlos wieder seinen Papieren zu.
„Das war klar”, schnaubte Ryan. „Sieh ihn dir an, Mum. Das ist dein Mann. Klasse!”
„Ryan, es reicht!”, sagte seine Mutter und es lag eine Strenge in ihrer Stimme, die Ryan so nicht kannte.
Wütend wandte er ihr den Blick zu und ging die Treppe hoch. Dass sein Vater so reagieren würde, war klar, doch dass seine Mutter sich gegen ihn stellte, hätte er nicht erwartet. Er tigerte im Zimmer auf und ab, bis er eine Entscheidung traf. Er stopfte Snoopy in seinen Rucksack und verließ sein Zimmer. „Ich bin bei Leon!”, sagte er, als er in der Küche an seiner Mutter vorbeiging.
Sie folgte ihm auf den Hof und hielt seinen Arm fest. „Das war nicht nötig. Das war einfach eine Spur zu viel.”
„Nein, Mum, das war noch nicht mal annähernd das, was ich wirklich denke.
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