Gegengift: Europa stiehlt euch die Zukunft. Wie ihr euch wehrt. (German Edition)
dass die Staatengemeinschaft die einstige Großmacht aufgeben würde. Wenig später sagte der Internationale Währungsfonds tatsächlich Kredite zu und erstellte einen Finanzplan für Russland. Die Kurse meiner Russlandanleihen schossen in die Höhe. Wenige Jahre später hatte Russland alle Auslandsschulden zurückgezahlt.
Das Gleiche gilt umgekehrt: Riskante Anleihen sind in wirtschaftlichen Boomzeiten meist ein schlechtes Geschäft. Selbst professionelle Anleger unterschätzen das Risiko in solchen Phasen. Auch riskante Anleihen sind dann am Markt teuer. Sobald Risiko im nächsten Abschwung wieder realistisch eingeschätzt oder sogar überbewertet wird, verlieren sie drastisch an Wert.
Drittens. In wirtschaftlichen Boomzeiten solltet ihr nur Anleihen von Emittenten mit guter Bonität kaufen, etwa deutsche oder schweizerische Staatsanleihen. Sie sind ein gutes Geschäft, sobald die Zinsen im nächsten Abschwung sinken und alle nach Sicherheit rufen. Dann könnt ihr sie mit ansehnlichen Aufschlägen zum Ausgabepreis verkaufen.
Umgekehrt solltet ihr riskante Anleihen von wackeligen Staaten oder Fluglinien nur in wirtschaftlichen Krisenzeiten kaufen. Wenn alle Angst vor dem Risiko haben, wird es überbewertet. Solche Anleihen haben dann oft Junk-Status und ihr bekommt sie extrem billig. Wenn in der nächsten guten Konjunktur die Risikofreude des Marktes wieder steigt, könnt ihr sie mit sattem Gewinn verkaufen. Beispiel: Eine Anleihe wird mit 8 Prozent Zinsen ausgegeben. Schätzen die Anleger das Risiko, dass die Firma oder der Staat pleitegehen, extrem hoch ein, kann der Kurs der Anleihe um die Hälfte fallen. Wenn ihr sie dann kauft, bekommt ihr nicht 8 sondern 16 Prozent Zinsen und, wenn die Firma oder der Staat die Anleihe doch zurückzahlen, das Doppelte eures Kapitals zurück.
Viertens. Staatsanleihen waren noch nie ganz sicher. Die internationale Staatengemeinschaft lässt einen Staat in Turbulenzen zwar nicht so leicht fallen, wie die Rettung Russlands oder die Schaffung des Euro-Rettungsschirmes bewiesen haben. Risikofrei sind Staatsanleihen aber auch nicht. Vor der Finanzkrise hätten es Zeichner von Griechenland-Aktien kaum für möglich gehalten, dass Griechenland einfach pleitegehen könnte. Auch dass Spanien, Deutschland und Österreich in ihrer Geschichte schon mehrfach pleite waren, wird oft verdrängt.
Fünftens. Anleihen sind nicht vor der Inflation geschützt, es sei denn, es handelt sich um seltene Spezialprodukte, wie Inflation Linked Bonds , die genau darauf ausgerichtet sind. Vier Prozent jährliche Rendite bringen nichts, wenn die Inflation sechs Prozent ausmacht. Trotz der Zinsen verliert ihr in diesem Fall Jahr für Jahr mit Sicherheit einen Teil eures Vermögens.
Wenn gerade eine Geldentwertung droht, ist der Zeitpunkt für den Kauf von Anleihen ungünstig.
Sechstens. Kauft keine sogenannten Nullkuponanleihen. Bei solchen Anleihen zahlt der Emittent keine laufenden Zinsen, sondern er leiht sich zum Beispiel 1.000 Euro bei euch aus und verspricht, am Ende der Laufzeit 1.800 zurückzugeben. Zu diesem Mittel greifen oft Firmen in Not, die sich laufende Zinszahlungen nicht leisten können. Geht so ein Anleihenemittent pleite, verliert ihr mit einer Nullkuponanleihe alles. Bei einer normalen Anleihe habt ihr zumindest für eine Weile Zinsen kassiert.
Siebtens. Vorsichtig mit sogenannten nachrangigen Anleihen. Wenn eine Firma pleitegeht, bekommen zuerst alle anderen Gläubiger und dann erst die Zeichner solcher Anleihen Geld. Meistens ist für sie nichts mehr übrig.
Achtens. Achtet auf das Kleingedruckte im Anleiheprospekt. Dort kann zum Beispiel stehen, dass der Emittent die Anleihe zu jedem von ihm gewünschten Zeitpunkt zurückkaufen kann oder dass er eure Anleihen ohne euer Einverständnis in Aktien umwandeln kann. Ihr müsst überlegen, ob das mit euren Investitionszielen vereinbar wäre.
Thema drei
Fonds
Investmentfonds sammeln Geld von Anlegern und investieren es nach vorher festgelegten Prinzipien. Dafür verrechnen sie Anlegern Gebühren und Abgaben und behalten einen Teil ihres Gewinns. Es gibt zwei Arten von Fonds.
Erstens. Offene Fonds. Weltweit liegen mehr als 15.000 Milliarden Dollar in offenen Fonds. Ihrer Themenwahl sind keine Grenzen gesetzt. Manche investieren nur in Aktien und lassen sich nach Regionen oder Branchen, auf die sie sich konzentrieren, unterscheiden. Andere Fonds investieren nur in Anleihen und wieder andere sowohl in Aktien als auch in Anleihen.
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