Gegengift: Europa stiehlt euch die Zukunft. Wie ihr euch wehrt. (German Edition)
sogenannten Madoff -Charts. Sie sind nach dem Großbetrüger Bernard Madoff benannt, der seine Anleger um Milliarden betrog, ehe sein System zusammenbrach. Erkennbar sind Madoff-Charts an einer kontinuierlichen Wertsteigerung ohne nennenswerte Abstürze, kombiniert mit einer überdurchschnittlichen Rendite. So etwas gibt es am Finanzmarkt kaum. Wenn etwas so gut aussieht, ist meistens ein Wurm drin.
Fünftens. Die Investmentstrategie eines Fonds sollte klar und nachvollziehbar sein. Ein Schiffsfonds kauft Schiffe, ein Aktienfonds Aktien. Fonds, in denen die Dinge vermischt werden, sind uninteressant, besonders dann, wenn sie auch noch Garantien bieten. Die Gebühren sind dann meist hoch, das Risiko ist nicht abschätzbar und ihr wisst nie, wann der richtige Zeitpunkt für den Ausstieg gekommen ist. Hände weg von Garantiefonds, Dachfonds und Zertifikaten. Sie bauen undurchschaubare Strukturen und ganze Gebührenpyramiden auf.
Was ihr nicht versteht und mit komplizierten mathematischen Formeln dargestellt werden muss, ist immer ein schlechtes Investment.
Sechstens. Lest das Fondsprospekt. Darin stehen die Risikohinweise, die Höhe der Gebühren, die für eure Anteile geltenden Verkaufsmöglichkeiten, die Rücknahmebedingungen durch den Fonds selbst und natürlich seine Investitionsstrategie. Besonders die Risikohinweise sind heikel. Dort kann eine Nachschusspflicht festgehalten sein. Das heißt, dass ihr unter bestimmten wirtschaftlichen Gegebenheiten weiteres Geld in den Fonds einzahlen müsst. Besonders bei kleinen Immobilienfonds kann es vorkommen. Bei den Risikohinweisen können auch Haftungen für Kredite des Fonds stehen, die ihr beim Kauf von Anteilen übernehmt. Zögert der Verkäufer, das Prospekt herauszurücken, solltet ihr auf keinen Fall einsteigen, er ist schließlich dazu verpflichtet.
Thema eins
Immobilien
Das kleine Städtchen Deutsch-Wagram im Norden Wiens hat 7.741 Einwohner und drei Museen – eines für Heimatkunde, eines für die Eisenbahn und eines ist Napoleon Bonaparte gewidmet. Erwähnenswert ist noch die Schnellbahnverbindung, die rasch aus dieser Trostlosigkeit führt.
Mein Freund Helmut Stibernitz zieht trotzdem mit seiner Frau dorthin. Für ihn ist es die Krönung seines bisherigen Lebens. Nach einem Kunstgeschichtestudium war sein Karrierestart schwierig. Am Ende einer Durststrecke schaffte er es in die Kommunikationsabteilung eines Mobiltelefonanbieters. Ein halbes Jahr später kaufte er mit einem Kredit das Haus mit Garten. Von nun an wird es sein Leben bestimmen. 27 Jahre lang wird er es abbezahlen. Jetzt ist er 33, die letzte Rate wird er mit 60 zahlen. Bei Reisen und anderen schönen Dingen des Lebens wird er sparen müssen. Auf eine vernünftige Geldanlage wird er verzichten und bei Notfällen wird er nicht flüssig sein.
Dabei wird das Haus nie richtig zu seiner Lebenssituation passen. Mit seiner Frau allein braucht er nicht so viel Platz. Kommen die geplanten drei Kinder, wird es spätestens dann eng, wenn jedes ein eigenes Zimmer braucht. Sobald die Kinder ausziehen, sitzt er mit seiner Frau wieder in leeren Hallen. Vorausgesetzt, dass sich die beiden nicht scheiden lassen. In dem Fall würde das Haus zum Mühlstein. Ebenso, wenn seine Karriere einen Ortswechsel erfordert.
Irgendwann machen sich die meisten von euch mit der Familienplanung im Hinterkopf und getrieben vom Wunsch nach einem Nest für eure Liebsten auf die Suche nach dem trauten Eigenheim. Ökonomische Vernunft findet ihr dann unromantisch. Für euch sind Immobilien kein Investment, sondern ein Ausgabenposten. 58 Prozent der Österreicher und 43 Prozent der Deutschen wohnen im eigenen Heim und viele von ihnen haben bei dessen Bezug ihr Leben und ihre Freiheit an die Banken verpfändet.
In einem auf Pump gekauften Eigenheim zu wohnen lohnt sich nur, wenn die Kreditrate niedriger als die Nettomiete ist, die für dasselbe Objekt zu bezahlen wäre. Das ist fast nie der Fall. Deshalb gilt: Wohnen zur Miete und kaufen nur als Anlage.
Ich werde nie in einer Immobilie leben, die mir gehört. Ich werde mein Privatdomizil nach meinen jeweiligen persönlichen Bedürfnissen in Sachen Größe, Lage und Ausstattung mieten. Gleichzeitig werde ich immer weiter Immobilien kaufen und vermieten. Wenn ich vierzig bin, werden meine Mieter die ersten meiner Wohnungen abbezahlt haben. Je älter ich werde, desto mehr Mieter werden zu meinem Lebensunterhalt beitragen. Ein schöner Gedanke.
Wohnungen zu kaufen und zu vermieten
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