Gegengift: Europa stiehlt euch die Zukunft. Wie ihr euch wehrt. (German Edition)
Immobilienfonds investieren ausschließlich in Häuser, Wohnungen und Gewerbeimmobilien. Dachfonds sammeln Geld, um es in andere Fonds zu stecken, die es dann weiter investieren.
Beteiligt ihr euch mit 1.000 Euro an einem offenen Fonds, der in Aktien großer deutscher Unternehmen investiert und 3,6 Prozent an Siemens , 6 Prozent an BMW und 4 Prozent an der Deutschen Bank hält, habt ihr indirekt 36 Euro in Siemens investiert, 60 in BMW , 40 in die Deutsche Bank und 864 in Papiere, die der Fonds außerdem noch hält.
Ihr verdient durch die Wertsteigerung eures Anteils und durch die Beteiligung an der Ausschüttung von Renditen, die der Fonds erwirtschaftet. Es gibt auch sogenannte thesaurierende Fonds, die euren Gewinn gleich wieder investieren.
Zweitens. Geschlossene Fonds. Sie sammeln während einer festgelegten Frist Kapital und werden dann „geschlossen“. Von da an verkauft der Fonds keine Anteile mehr und investiert das Kapital zum Beispiel in Containerschiffe, Windräder oder Start-ups. Meist wird ein Zeitpunkt festgelegt, zu dem die Investments wieder zu Geld gemacht und die Gewinne realisiert werden.
Bis dahin lassen sich Anteile an geschlossenen Fonds in den meisten Fällen nur auf einer Art „Gebrauchtmarkt“ handeln. Dort sehen sich Käufer um, die während der vorgesehenen Frist nicht einsteigen wollten und es sich anders überlegt haben. Sie machen oft das bessere Geschäft. Denn zu diesem Zeitpunkt zeigt sich oft schon, wie der Fonds läuft, ob sich etwa die weltweite Konjunktur so gut entwickelt, dass weitere Containerschiffe profitabel auf den Weltmeeren kreuzen können, oder ob der Boom von grünen Energieerzeugern wie Windrädern nach der Reaktorkatastrophe in Japan weiter anhält.
Außerdem verkaufen auf diesem Markt viele Anleger, weil sie dringend Geld brauchen. Die meisten geschlossenen Fonds nehmen ihre Anteile gar nicht zurück und wenn doch, dann nur mit sehr hohen Abschlägen.
Die Idee hinter Investmentfonds war, dass Anleger gemeinsam mehr erreichen. Sie kam Mitte des 19. Jahrhunderts auf, als die Vereinigten Staaten enorme Mittel für den Wiederaufbau nach dem Bürgerkrieg brauchten. Das Geld war knapp und die Zinsen waren hoch. In Europa gab es genug Geld, doch europäische Investoren taten sich schwer damit, die Bonität eines Schuldners so fern der Heimat zu beurteilen. Die Schotten hatten die Idee, Geld zusammenzulegen und auf viele verschiedene Schuldner zu verteilen, um das Ausfallrisiko zu streuen. 1868 entstand so als erster Fonds der Welt der Foreign & Colonial Government Trust , den es noch immer gibt. Der erste amerikanische Fonds entstand erst in den Zwanzigerjahren.
Die ursprünglichen Gründe, in Fonds zu investieren, gibt es nicht mehr. Sinnvoll sind sie nur noch in zwei Fällen.
Erstens. Wenn ihr unbedingt in einen bestimmten Bereich investieren wollt, aber zu wenig Know-how habt und zu wenig Zeit, es euch anzueignen. Glaubt ihr nach einer Vietnamreise, dass die dortige Wirtschaft boomen wird, könnt ihr euer Geld in einen der vielen Vietnam-Fonds stecken. Deren Manager sind auf das Land spezialisiert.
Zweitens. Fonds sind auch dann sinnvoll, wenn ihr zu wenig Kapital einsetzt, um euer Risiko zu streuen. Tausend Euro könnt ihr selbst nicht auf die Aktien von 15 verschiedenen Firmen verteilen. Steckt ihr die tausend Euro in einen breit gestreuten Aktienfonds, tut er das für euch.
Fonds haben allerdings einige gravierende Nachteile.
Erstens. Fondsmanager trauen sich nicht viel. Ich denke immer an Kai Bogers, den ich in Harvard kennengelernt habe. Er gehörte wie ich zu den wenigen Ausländern dort. Wir trafen uns während unserer Studienzeit unregelmäßig und waren gelegentlich miteinander in Neuengland unterwegs. Danach trennten sich unsere Wege. Ich ging an die Wall Street, Bogers zurück nach Deutschland, um für einen Fonds bei einer Gesellschaft in Frankfurt zu arbeiten.
Wenn wir uns heute auf einen Drink am Main verabreden, erschrecke ich immer. Bogers hat mit Erfolg an einer der besten Universitäten der Welt studiert, um nun in einem goldenen Käfig zu arbeiten. Als Fondsmanager hat er kaum Handlungsspielräume. Er muss sich an so viele Auflagen halten, dass es an ein Wunder grenzt, wenn er dabei den Überblick behält und noch Geld verdient. Sein Arbeitgeber schreibt ihm genauestens vor, worin er das Geld investieren darf oder nicht, welches Risikomodell er wählen muss, welches Rating er erzielen muss und wie viele verschiedene Werte er halten
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