Gegengift: Europa stiehlt euch die Zukunft. Wie ihr euch wehrt. (German Edition)
die Klinke in die Hand gaben. Coca-Cola ist ein Beispiel für eine stabile Führung.
Zweitens. Verkauft das Management Aktien in großem Stil, was die Firmen auf ihrer Internetseite bekannt geben müssen, kann das ebenfalls ein schlechtes Zeichen sein. Die Manager sind näher als ihr an den wichtigen Informationen und wissen in der Regel, was sie mit ihrem eigenen Geld tun.
Drittens. Wer auf lange Sicht erfolgreich investieren will, muss sich auch die langfristige Entwicklung eines Unternehmens ansehen, also die vergangenen fünf oder zehn Jahre. Es ist immer interessant, ob die Gewinne kontinuierlich gesprudelt sind oder ob es Zeiten mit Verlusten gab. Aufschlussreich ist auch, wie sich das Unternehmen in Wirtschaftskrisen gehalten hat.
Viertens. Wenn das Management die Aktionärsrechte mit Füßen tritt, solltet ihr ebenfalls gewarnt sein. Wenn Firmen etwa ihre Hauptversammlungen auf den Kanalinseln durchführen, solltet ihr euer Geld lieber anderswo investieren.
Fünftens. Lasst euch nicht zum Kauf von Pennystocks verleiten. Das sind Aktien mit Kursen unter einem Euro und teilweise sogar unter zwanzig Cent. Hände weg. Mit Pennystocks wird viel betrogen, die Kurse sind manipuliert und die Transaktionsspesen fallen im Verhältnis oft sehr hoch aus.
Sechstens. Kauft die Aktien über einen Discountbroker. Die sind besonders günstig. In Deutschland haben sich etwa die Comdirect -Bank oder Cortal Consors auf dieses Geschäft spezialisiert, in Österreich direktanlage.at .
Discountbroker nerven nicht mit unnützen Ratschlägen und sind zudem billiger. Geldanlagezeitschriften testen die Anbieter regelmäßig. Auch im Internet gibt es Vergleiche. Seht euch vor allem die Kosten für eine Order an. Die Broker verrechnen Mindestgebühren, die bei kleinen Ordern stark ins Gewicht fallen. Kauft bei einem deutschen Broker nur deutsche Aktien, ausländische Papiere jeweils bei einem Broker aus dem gleichen Land. Das ist fast immer billiger.
Thema zwei
Anleihen
Wenn ihr eine Anleihe kauft, borgt ihr einem Staat oder einem Unternehmen für eine bestimmte Laufzeit zu einer bestimmten Verzinsung Geld. Euer Schuldner, der „Emittent“ der Anleihe, zahlt euch jährlich Zinsen und am Ende der Laufzeit bekommt ihr euer Kapital zurück.
Die entscheidende Frage bei einer Anleihe ist, ob ein Schuldner vertrauenswürdig ist. Je weniger er es ist, desto höhere Zinsen muss er für die von ihm begebene Anleihe zahlen.
Ich erinnere mich an einen Fall, bei dem ein bayerisches Solarunternehmen eine Anleihe aufgelegt hat. Die Firma hatte schwere Zeiten hinter sich und war bereits hoch verschuldet. Der frühere Vorstand war wegen zweifelhafter Bilanzen abgelöst worden. Um trotzdem Interessenten für die Anleihe zu finden, musste das Unternehmen bei einer mittleren Laufzeit von fünf Jahren 8 Prozent Zinsen anbieten. Die Zinsen für deutsche Staatsanleihen lagen zur gleichen Zeit bei 2,5 Prozent.
Wer Anleihen des Solarunternehmens im Wert von 10.000 Euro kaufte, bekam fünf Mal 800 Euro heraus und nach fünf Jahren sein eingesetztes Kapital zurück. In Summe wurden in diesen fünf Jahren aus den 10.000 Euro 14.000. Wer in die sichere deutsche Staatsanleihe investierte, machte aus 10.000 Euro im gleichen Zeitraum nur 11.250.
Für Anleger bestand bei dem Solarunternehmen allerdings das Risiko, dass es das Unternehmen in fünf Jahren nicht mehr geben würde. Bei einer Firmenpleite bekommen Käufer von Anleihen ihr Geld zwar noch vor den Aktionären, aber nur, wenn überhaupt Geld da ist.
Die Vertrauenswürdigkeit von Staaten und Firmen bewerten Ratingagenturen. Für höchste Vertrauenswürdigkeit vergeben sie ein AAA . Mit den Klassen AA + und AA über BBB bis D sagen sie, dass und wie viel Vorsicht geboten ist. Als die Agenturen Standard & Poor's und Moody's im Sommer 2011 das Rating der USA von AAA auf AA + herabsetzten, erklärten sie damit, dass die Vertrauenswürdigkeit der USA als Schuldner gesunken ist. Die Gründe dafür waren die hohe Verschuldung, die das Land zu diesem Zeitpunkt hatte, sowie der politische Zirkus in Washington um dieses Thema. Die Vertrauenswürdigkeit der Ratingagenturen selbst ist allerdings auch begrenzt. Die drei großen Agenturen, zu denen neben den beiden genannten auch noch Fitch gehört, haben ihren Sitz in den Vereinigten Staaten und blicken aus ihrem Elfenbeinturm auf den Rest der Welt herab. Wären sie so souverän, wie sie sich geben, hätten sie die jüngste Finanzkrise vorausgesehen.
Weitere Kostenlose Bücher