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Gegengift: Europa stiehlt euch die Zukunft. Wie ihr euch wehrt. (German Edition)

Gegengift: Europa stiehlt euch die Zukunft. Wie ihr euch wehrt. (German Edition)

Titel: Gegengift: Europa stiehlt euch die Zukunft. Wie ihr euch wehrt. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerald Hörhan
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Bildungswesens? Rückbau des Staates? Raus aus der Schuldenfalle? Nichts dergleichen. Ganz oben steht bei euch der Kampf für attraktive Freizeitangebote. Worum es bei euch geht ist Kino, Shoppen und Chillen.
    Ihr habt euch das Arbeiten so sehr abgewöhnt, dass ihr für ein halbes Jahr in die Psychiatrie müsst, wenn ihr mal ein bisschen anpacken sollt, und dann seid ihr auch noch stolz darauf. Ihr, die Generation Burn-out. Früher galten Menschen mit Burn-out als bedauernswert, weil sie offenbar nicht mit dem Leben fertig wurden. Bei euch ist es groß in Mode. Sogar als Studenten leidet ihr schon daran, und wenn das so weitergeht, werden es bald die Babys in den Kinderwagen tun. Ein kräftiger Arschtritt und das Burn-out wäre weg.
    Zweitens. Ihr habt euren ökonomischen Hausverstand verloren. Wirtschaft war vor der Erfindung des Sozialstaates immer ein integrierter Bestandteil des menschlichen Lebens. Fast jeder war automatisch auch Unternehmer. Jeder Bauer, jeder Handwerker, jeder Schausteller und jeder fahrende Sänger war gleichzeitig Chef seiner eigenen Firma.
    Erst als die industrielle Revolution die Jobs in den Fabriken brachte und in der Folge der Sozialstaat entstand, koppelte sich die Wirtschaft von den breiten Gesellschaftsgruppen ab. Diese Entkoppelung führte zu einer Aufteilung der Welt in eine Minderheit von Arbeitgebern und eine Mehrheit von Arbeitnehmern. Das Wissen über Wirtschaft blieb bei den Arbeitgebern, die Arbeitnehmer verloren es über die Generationen hinweg allmählich. Während das Wirtschaftsgen innerhalb der Unternehmerdynastien vererbt wurde, entwickelten die Arbeitnehmerdynastien im Zuge eines verhängnisvollen evolutionären Prozesses das Angestelltengen. Ihr seid die Generation, in der das Wirtschaftsgen endgültig verkümmert.
    Das Wirtschaftsgen versetzt in die Lage, Geschäftsideen zu entwickeln und zu realisieren, das Angestelltengen befähigt zum Systemerhalten, Intrigieren und Herausschinden von Privilegien.
    Wenn euch statt des Wirtschaftsgens das Angestelltengen steuert, geht jede ökonomische Entscheidung, die ihr trefft, und jede wirtschaftliche und politische Entwicklung auf eure Kosten. Verkümmert das Wirtschaftsgen in einer Gesellschaft, gehen irgendwann nicht nur Privatpersonen, sondern auch Firmen und Länder pleite.
    Der ökonomische Hausverstand ist euch angeboren, doch mit der Zeit lasst ihr ihn euch vom System abkaufen. Deshalb sucht ihr zum Beispiel einen sicheren Job, statt zu überlegen, wie ihr Geld verdienen könnt. Stellt euch einmal vor, die Lebensplanung aller Generationen hätte ausschließlich darin bestanden, einen möglichst sicheren Job zu finden. Wir würden seit Jahrzehnten in den Trümmern des Zweiten Weltkrieges sitzen und vergeblich darauf warten, dass die Amerikaner oder die Russen Arbeitsplätze schaffen. Denn es hätte kein Unternehmen gegeben, das die zerbombten Häuser wiederaufbaut, es hätte überhaupt keine Unternehmen und damit auch keine Konkurrenz, keine Innovation und keine Entwicklung gegeben. Doch ihr sitzt zu Hause und klagt lieber auf euren Sofas und in euren Chatrooms über Perspektivlosigkeit, statt euch selbst Perspektiven zu schaffen. Angesichts der Krise, in die Europa immer tiefer hineinsteuert, relativiert ihr damit die Versäumnisse der europäischen Jugendpolitik: Wenn nicht einmal ein wirtschaftlicher Engpass euren ökonomischen Hausverstand in Schwung bringt, schafft das auch kein EU -Programm zur Förderung von Jungunternehmern.
    Drittens. Ihr seid die Generation, die nicht weiß, was sie will. Jene Schulkameradin, die sich bei den Politikern beschwert hat, habe ich einmal gefragt, was eigentlich ihr berufliches Ziel ist. „Keine Ahnung“, sagte sie. „Ich würde inzwischen alles machen.“ Wer nicht weiß, was er will, dem kann niemand helfen, weder ein Politiker, noch der liebe Gott. Was immer er versucht, er rennt gegen Gummiwände. Ihr grübelt, belabert euch gegenseitig oder geht zu Beratern, aber außer schlaflosen Nächten, Kopfschmerzen, Nackenverspannungen und frühzeitigem Haarausfall kommt dabei nichts heraus. Denn die Art, wie ihr euren Lebensplan sucht, ist träge und dekadent. Ihr erforscht den hintersten Winkel eurer Seele nach Neigungen und dann studiert ihr die Philosophie der Antike, bloß weil ihr in einer postpubertären Phase der Sinnsuche Platons Höhlengleichnis über das Wesen des Guten cool gefunden habt. Das ist Selbstfindung für Sozialstaatskinder, die ohne Wirtschaftsgen ticken. Ihr

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