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Gegner des Systems

Gegner des Systems

Titel: Gegner des Systems Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Jon Watkins
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er sorgfältig so betont und in solchen Abständen gesprochen, daß sie weder eine Herausforderung noch ganz eine Drohung waren. Er hatte einfach eine Tatsache ausgesprochen, und zwar mit einer solchen Sicherheit, als hätte er die Pistole.
    Die Verwirrung des Troupiers kam von der Subtilität der Botschaft; sie war nicht offensichtlich aggressiv, konnte aber trotzdem nicht ohne weiteres ignoriert werden. Sie enthielt eine gewisse Bedrohlichkeit, aber keine Spur von offener Bedrohung. Wenn er schon mit anderen Alpha-Prioritäten zu tun gehabt hätte, wäre sie von dem Troupier als eine Mischung von Formalität und Arroganz erkannt worden, die diejenigen auszeichnete, die über beträchtliche Macht verfügen und Freunde haben, die noch mächtiger sind.
    Trotzdem war Welsh nicht einfach ein einflußreicher Bürger. Er hatte schließlich die Gelbcodierung, die besagte, daß er unter maximaler Bewachung stand. Und dennoch benahm er sich, als hätte er eine Weißcodierung, und nichts weniger wäre für ihn auch nur in Erwägung gezogen worden. Zusätzlich dazu war seine Drohung nicht nur die von politischen Repressalien. Er schien plötzlich zu doppelter Größe angewachsen zu sein. Mit einemmal stellte er eine physische Bedrohung dar und das, obwohl er unbewaffnet war und von zwei bewaffneten Männern bewacht wurde.
    Welsh steigerte das Paradoxon noch. Er ließ ein leichtes Lächeln sehen, spielte es aber gegen seine Augen aus, die durchdringend wie zwei Visiere einer Kanone auf den Troupier gerichtet waren. Der Troupier versuchte, sich wieder zu Eve umzudrehen, aber er schien in der Richtung, in die er sich gedreht hatte, verwurzelt zu sein. Seine Bemühungen zeigten sich in einer Reihe von Zuckungen nach rechts, mit denen er aber insgesamt nicht mehr als ein Sechzehntel einer Drehung schaffte.
    Welsh kannte die Techniken genau, die beim Training der Rehabilitationstruppe zum Einsatz kamen. Er wußte, daß das gesamte Programm auf der Prämisse aufgebaut war, daß man, wenn man einschüchtern wollte, erst selbst eingeschüchtert werden mußte. Mit diesem Ziel wurde jeder Troupier zuerst so zerbrochen, daß ein weinendes Kind aus ihm wurde, bevor seine Indoktrination mit den Techniken überhaupt erst begann.
    Der Rekrut wurde mit Drogen und sensorischer Deprivation zunächst geschwächt. War er erst einmal genügend formbar, wurde er in einem weißen, leeren Raum eingeschlossen und aus dem Kokon herausgenommen, der ihm vorher alle Sinneseindrücke abgeschniten hatte –, bis er anfing zu halluzinieren. Während er dort zitternd hockte, wurde ihm plötzlich ein erfahrener Troupier gegenübergestellt, der, ohne ihn zu berühren, anfing, ihn mit einer Reihe äußerst komplizierter Bewegungen und Geräusche zu terrorisieren.
    Von denen, die es überstanden, wurde dies der Indoktrinationstanz genannt. Er zerbrach den Rekruten entweder vollständig –, und in diesem Fall erhielt er die Standard-Rehabilitierung und wurde nach Hause geschickt –, oder er brachte ihn nur an den Rand des totalen Zusammenbruchs, von dem aus er nach dem Ermessen der Rehabilitationstruppe wieder aufgebaut wurde. Wenn er einmal die Techniken beherrschte, die an ihm angewendet worden waren, konnte er die Reaktion besser verstehen, die er bei anderen hervorrief.
    Trotzdem war kein Rehab jemals wieder ganz frei von der Angst, die er empfunden hatte, als er das Opfer des Indoktrinationstanzes gewesen war. Wenn ihre Reaktionen auch unbewußt und vollständig unabhängig von ihrem Willen erfolgten, so waren sie doch wirklich. Dieses Potential für Angst blieb auch in dem härtesten Troupier, und Welsh wußte genau, wie er damit umzugehen hatte. Die Niete hatte sich schon einen Schritt zurückgezogen, und der Veteran war nicht in der Lage, einen Schritt auf ihn zuzugehen. Im Auge der beiden Troupiers schien Welsh größer zu werden. Er veränderte leicht seine Stellung. Fast zu schnell, um mit dem Auge folgen zu können, ballte und öffnete er seine Fäuste. Die Niete ging noch zwei Schritte zurück, und der Veteran unternahm einen Schritt nach hinten. Welsh beobachtete, wie sich auf der Stirn des Mannes kleine Schweißperlen bildeten, und veränderte seine Stellung wieder.
    Er brach die physische Bedrohung schnell genug ab, um die beiden Männer sich fragen zu lassen, ob sie überhaupt dagewesen war und ob sie davon so nervös geworden waren, daß sie vor ihrem eigenen Schatten zurückzuckten. Ganz sicher könnte kein einzelner Zivilist zwei bewaffnete

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