Geh@ckt: Wie Angriffe aus dem Netz uns alle bedrohen. Ein Agent berichtet (German Edition)
sie wegen der sehr guten Bezahlung dennoch den einen oder anderen Übersetzungswunsch.
Was Madeleine nicht wusste, war, dass man es ganz gezielt auf ihren Arbeitgeber abgesehen hatte und der Übersetzungsauftrag nur vorgeschoben war. So erhielt sie eine Auftragsanfrage mit der Bitte um kurze Rückmeldung, ob sie den Auftrag annehmen würde. Die in Aussicht gestellte Bezahlung war aufgrund der Dringlichkeit sehr hoch. Madeleine öffnete das angehängte Dokument auf ihrem Firmenlaptop, um sich einen kurzen Überblick zu verschaffen. Allerdings waren es zu viele Seiten und zu fachspezifisch. Sie lehnte den Auftrag ab. Seitdem hatte sie nichts mehr von den Auftraggebern gehört. Dieses eine Mal Anklicken des angehängten Dokuments hatte den Angreifern genügt, um sich in das System zu hacken. Die Angreifer hatten ein Vertrauensverhältnis zu ihrer Zielperson geschaffen und nutzten dieses später mit technischen Mitteln aus, denn eigentlich ging es ihnen um Personalakten, Planungs- und Kundendaten; keineswegs um Madeleine Albers.
Auch im Bereich der technischen Aufklärung ( SIGINT ) hat sich in den vergangenen Jahren einiges verändert. In der klassischen Fernmeldeaufklärung werden Informationen abgefangen, die als gesprochenes Wort oder als Daten über die Leitungen oder die Luft – also per Satellit oder Radiowellen – übertragen werden. Die wahre Herausforderung bei der Fernmeldeaufklärung liegt in der Auswertung der anfallenden Massendaten. Eines der wohl bekanntesten Aufklärungssysteme ist Echelon, das gemeinsam von den USA , Großbritannien, Australien, Neuseeland und Kanada betrieben wurde. Echelon war eines der größten zusammenhängenden Abhörsysteme der Welt, dessen Existenz bereits in den Siebzigern vermutet, das spätestens aber seit 1997 mit einem Bericht für das Europäische Parlament, dem sogenannten STOA -Bericht [11] , öffentlich diskutiert wurde. «Der Verfasser der Studie stellte darin die Behauptung auf, dass innerhalb Europas sämtliche Kommunikation via E-Mail, Telefon und Fax von der National Security Agency ( NSA ) routinemäßig abgehört wird.» [12] Außerdem behauptete der Verfasser, dass Echelon nicht nur als Abhörsystem gegen den Osten, sondern ebenso zum Zwecke der Wirtschaftsspionage eingesetzt wurde. Das Europäische Parlament beschloss daraufhin im Juli 2000 , einen nichtständigen Ausschuss über das Echelon-System einzusetzen. Als Begründung führte das Europäische Parlament eine bemerkenswerte Aussage an: «Mögliche Gefährdungen für Privatsphäre und Wirtschaft durch ein System vom Typ ECHELON gehen aber nicht nur davon aus, dass es ein besonders starkes Überwachungssystem ist. Vielmehr kommt hinzu, dass es im weitgehend rechtsfreien Raum agiert. Ein Abhörsystem für internationale Kommunikation zielt meistens nicht auf die Bewohner des eigenen Landes. Der Abgehörte verfügt dann als Ausländer über keinerlei innerstaatlichen Rechtsschutz. Das Individuum ist diesem System daher völlig ausgeliefert. Die parlamentarische Kontrolle ist in diesem Bereich ebenfalls unzulänglich, da die Wähler, die davon ausgehen, dass es nicht sie, sondern ‹nur› Personen im Ausland trifft, kein besonderes Interesse daran haben und die Gewählten in erster Linie die Interessen ihrer Wähler verfolgen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass die im US -amerikanischen Kongress stattgefundenen Anhörungen zur Tätigkeit der NSA sich lediglich um die Frage drehen, ob auch US -amerikanische Bürger davon betroffen seien, die Existenz eines solchen Systems an sich aber nicht weiter Anstoß erregt. Umso wichtiger erscheint es, sich auf europäischer Ebene damit auseinanderzusetzen.» [13] Erstaunlich übrigens, wie die damalige Diskussion der um PRISM und Co. ähnelt.
Das amerikanische
Wall Street Journal
berichtete im März 2007 über eine interessante Aussage des ehemaligen CIA -Direktors James Woolsey, als er auf Echelon und die europäische Untersuchung angesprochen sowie nach einer möglichen Ausspähung europäischer Firmen durch US -Behörden gefragt wurde. Sinngemäß antwortete er: «Es ist wahr, meine kontinentalen Freunde, wir haben euch ausspioniert, weil ihr bestecht und wir nicht. Wir durchsuchen mit Hilfe von Computern Datenströme nach Schlüsselwörtern.» Allerdings, so Woolsey weiter, würde die USA nicht nach Technologien suchen, sondern nach Hinweisen auf Bestechungsversuche. [14]
Der Punkt ist, dass Telekommunikation weltweit abhörbar ist und abgehört
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