Geheime Depeschen #3
ist? Also, wir wollen uns dieses Gemüse nicht aufzwingen lassen. Gifte, Allergien, das Zeug macht uns krank. Und zwingen können sie uns zu überhaupt nichts. Da bleiben wir hart. Was denken Sie?“ unterbrach er kurz seinen Monolog. „Die können uns doch nicht wegen Gemüse den Krieg erklären? Und Spanien hat kräftig mitgemischt, die waren sogar höchstperönlich bei Sanmonto. Die kontrollieren bereits 90% aller GMO-Produkte in der Welt und man sagt ihnen nach, dass sie heimlich Felder kontaminieren und dann die Bauern wegen Patentrechtsverletzung verklagen“ Lacroix schnappte nach Luft, während die Kanzlerin nur höflich nickte. Was sollte sie auch anderes tun. Sie kam bei ihm eh nicht zu Wort. Lacroix fuhr fort „unter uns, ich konnte den sowieso noch nie leiden. Das mit den Basken hatte er auch ordentlich in den Sand gesetzt. Da wundert es mich nicht, dass er nach der Europleite nach lukrativen Einnahmenquellen sucht. PCB, Dioxin, GMO ist doch egal, wie unsere Kinder einmal aussehen.“ Die Pausenglocke ertönte. Sie mussten wieder in den Sitzungssaal.“Ach ja, ihre deutschen Kollegen aus dem Bundesamt für Verbraucherschutz sehen in dem Werbefilm von Sanmontos spitze aus“ die Kanzlerin war seine Seitenhiebe gewohnt und reagierte gewohnt gelassen mit einem Achselzucken. Auf dem Weg zu ihrem Platz dachte sie darüber nach, ob es vielleicht einen Zusammenhang zwischen Genmais und den Whistleblow-Veröffentlichungen geben könnte, als Bestrafung für zu geringes Engagement und Unterstützung dieses Konzerns. „Wer hätte denn den größten Nutzen aus dieser Sache?“ und während sie grübelte, begann die erste Rede. Es war Lacroix der nach vorne ging. Genug Zeit nachzudenken.
London, Kensington 24.12.2010
Anna Sokolow bewohnte schon längere Zeit eins der teuren Luxus-Appartments in Londons noblem Wohnviertel „Docklands“, welches von Väterchen Russland großzügig gesponsort wurde.
Die FSB hatte ihr in ihrer Heimat, die Vita einer Multikonzernchefin aufgebaut. Solche „Unternehmerfrauen“ hatten den Auftrag, sich langfristig in den besseren Kreisen dieser Welt zu etablieren. Feste Bindungen waren tabu, denn Sex war eins der bewertesten Geheimdienstmittel. Nur manchmal mussten „Russlands Perlen“, wie man sie nannte in eine andere Identität schlüpfen, ihr Aussehen verändern, umziehen, in angemessene Wohnungen, die der jeweiligen Identität entsprachen. So jetzt auch Anna. Um die Rolle der Reporterin perfekt inszenieren zu können, bezog sie kurzerhand ein kleines Drei Zimmer Appartment im Stadtbezirk Royal Borough of Kensington. In der Schublade einer kleinen Anrichte fand sie ihren Pass, ihre Kreditkarte, eine modische Hornbrille und Haarfärbemittel. Ihr Name war jetzt Alexandra Sorokin und an einem Schlüsselbrett hing der Autoschlüssel für einen Vauxhall Meriva, einem Opel, der sich in der Tiefgarage des Hotels auf der anderen Straßenseite befand. Die Wohnungen waren perfekt ausgestattet und verfügten über sichere, verschlüsselte Internetzugänge. Spionagearbeit im Ausland war heutzutage recht einfach. Das, was man hierfür brauchte gab es mittlerweile in jedem Elektronikmarkt. Über kurze Strecken wurde über W-LAN kommuniziert, der Gegner musste sich schon in unmittelbarer Nähe befinden, um dies mit handelsüblicher Netzwerk-Software mitzubekommen. Internet war hierfür zu gut nachverfolgbar. Doch auch hierfür gab es einen Trick, Steganographie. Nachrichten werden hierbei in Liedern oder Bildern versteckt. Mit dieser Methode hatte sie ihrem Team bereits vor sechs Tagen den Song „The Time“ von den Black Eyed Peas mit einer entsprechenden Nachricht zukommen lassen. Die Anweisungen waren klar: Vorrangig William Lagrange und andere Hausbewohner auszuspähen, Fernsehsender und Journalisten von den Geheimdiensten auszufiltern. Anbei einige Luftaufnahmen und Detailfotos, die von den „Pizzadiensten“ geschossen wurden, versehen mit Randnotizen zu den einzelnen Personen, Sendern und Institutionen vor Ort. Die Londoner Boulevard Zeitung „The Weekend“ gehörte zu den von Russland eingekauften Tarnfirmen. Sorgsam hatte man Anna, die nun Alexandra hieß, eine umfangreiche Personalakte angelegt und einen Termin für das geplante Interview am 3. Januar bekommen. Seit dem Hype um Whistleblow und Lagrange stiegen die Preise hierfür täglich, doch das spielte in diesem Fall keine Rolle. Anna musste sich nur noch die Haare schwarz färben und auf ihr Interview
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