Geheime Depeschen #3
Staaten, um Russland entgegenzutreten, falls es sich deren weiteren Eingliederung in die Nato widersetzen sollte, was sehr aktuell ist.“
„Zwischenfrage!“ General Böker meldete sich lautstark „ Sind unsere Leute vom AMK in Bonn denn noch weiterhin am Ball? Ich meine, wir sitzen immerhin in Deutschland bei letzterem Szenario mittendrin. Und sollten wir nicht mal langsam vom Pferdestall aus, ein paar Leitungen anzapfen?“
„Diese Fragen kann ihnen der BND-Präsident besser beantworten“ Osthoff war froh darüber, den Ball an Friedrich Zittlau abgeben zu können. Zittlau wirkte von seinem Äußeren unscheinbar. Er hatte so ein typisches Allerweltsgesicht, mit dem er nirgends wirklich auffiel. Keine prägnanten Gesichtszügen oder auffälligen Merkmale. Mit einem angeklebten Bart vermochte er in jede Rolle schlüpfen zu können. Auch von seiner Statur, war er kein Riese, aber auch kein Zwerg. Irgendetwas mittendrin von alledem, auf alle Fälle nicht das, was man sich unter einem Geheimagenten vorstellte. Dennoch hatte man irgendwie Respekt vor ihm. Das mochte an seinem Blick liegen oder wie er am Tisch saß. Alles an ihm vermittelte eine gewisse Art von Würde, auch als er sich nach vorne beugte, um zu antworten.
„Um weitere Fragen dieser Art vorweg zu nehmen, ja wir haben alles, was verfügbar ist, aktiviert. Vom Avus bis zum Eibsee . Doch das Misstrauen richtet sich nicht nur nach außen, sondern auch ganz akut nach innen. Wir wollen auf keinen Fall eine zweite Juretzko-Affaire . Für die Jüngeren unter ihnen“ er schaute dabei den Verteidigungsminister an „es ging damals um Beschuldigungen, Doppelagenten und um ein kleines deutsches Whistleblow“.
„Wäre es in diesem Zusammenhang dann nicht falsch auf die Wehrpflicht zu verzichten“ meldete sich von Fleckenstein zu Wort „als Verteidigungsminister müsste ich unter diesen Umständen sogar dringend davon abraten“
„Der Meinung bin ich auch“ brüllte Böker, dem die Tendenz des Gesprächs immer besser gefiel.
„Na, nun lassen sie mal die Kirche im Dorf, meine Herren“ meldete sich die Kanzlerin zu Wort „Die Abschaffung der Wehrpflicht ist und bleibt beschlossene Sache. Wir hatten uns auf eine Berufsarmee geeinigt und zudem sind wir noch meilenweit von einer internationalen Krise solchen Außmaßes entfernt. Die Amerikaner waren schon immer dafür bekannt alle Optionen auf den Tisch zu bringen, auch Krieg, jedoch immer als die Letzte aller Möglichkeiten“
„Der Russe wird sich allerdings nicht erpressen lassen der NATO beizutreten, und schon gar nicht auf diese Art“ erwiderte Zittlau „aktuell bewerte ich das eher noch als die typischen Muskelspiele, die schon immer von beiden Seiten vollzogen wurden. Das kann sich allerdings auch schlagartig ändern. Hier sind wir gefragt. In der Vergangenheit haben wir Deutschen erheblich zur Stabilisierung dieses Konflikts beitragen können und das könnte in der jetzigen Situation wieder von Bedeutung sein. Was mir allerdings wirklich Kopfschmerzen bereitet ist, dass die amerikanische Außenministerin einen allumfänglichen Ausspähversuch der UNO abgezeichnet hat. Der einzige Grund solch breit angelegter Informationsbeschaffung ist ihr möglicher Einsatz zur Erpressung, auch gegen Deutschland.“ Die Kanzlerin runzelte die Stirn.
„Heißt das jetzt, dass auch ich jeden Morgen mein Büro nach Wanzen absuchen muss, um ein stinknormales Gespräch zu führen?“
„Das heißt es. Und nicht nur das?“
„Wie meinen sie das, Zittlau“ Die Kanzlerin wurde nervös.
„Ihren Rechner, ihr Handy, ihr Auto, ihr Zuhause, einfach alles wird an Daten gesammelt“
„Das sollte doch eigentlich ihr Job sein, genau das zu verhindern, oder?“ bemerkte sie kritisch.
„Das tun wir ja auch. Doch zu einhundert Prozent kann das niemand gewährleisten. Und dann haben sie ein Leak. Im Prinzip genau das, was auch mit Whistleblow passiert ist, wir zerren es nur nicht an die Öffentlichkeit“
„Das ist ja mal beruhigend“ erwiderte sie sarkastisch
„Hin – oder her, wir können es drehen wie wir wollen. Zu diesen beiden Themen erwarte ich bis Ende dieser Woche gute Vorschläge, wie wir damit umgehen, militärisch, diplomatisch, politisch, wie auch immer. Krieg mit Russland vor unserer Haustür wird es nicht geben, so lange ich im Amt bin“ mittlerweile war sie von ihrem Stuhl aufgestanden und hielt einen Augenblick inne „danach selbstverständlich auch nicht. Was gibt es noch?“ Osthoff
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