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Geheime Versuchung

Geheime Versuchung

Titel: Geheime Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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ihm zerbrach, er hätte nicht sagen können, was es war, spürte nur einen Kloß im Hals. »Komm her«, sagte er mit rauer Stimme.
    Auf seinem Schoß streichelte er sie, bis sie sich zusammenrollte und die Hand auf sein Herz legte. Obwohl er wusste, dass sie Kälte gut vertragen konnte, zog er sein Hemd aus und reichte es ihr.
    Sie wies es nicht zurück, legte den Kopf an seine Schulter. Er strich über die seidige Haut der Beine, und sie seufzte wohlig. »Niemand wird mich je davon überzeugen können, dass es einen schöneren Ort auf Erden gibt.«
    Walker konnte ihr nicht widersprechen. Die nächtliche Sierra war von fast schmerzhafter Schönheit, doch alle Aufmerksamkeit galt seiner Gefährtin, er wollte wissen, was sie dazu gebracht hatte, ihn auf diese ungewöhnliche Art anzuknurren. Ihm fiel nur eine mögliche Erklärung ein.

5
    »Handelt es sich um Alice?« Von Unbekannten war die Wissenschaftlerin vor über hundert Jahren in einen Kälteschlaf versetzt worden, und nun lag die Menschenfrau im Koma auf der Krankenstation der Wölfe. Sie kannte Geheimnisse, die Sienna bei der Kontrolle ihrer Fähigkeiten helfen konnten, doch niemand konnte sagen, ob sie je wider das Bewusstsein erlangen würde und wie klar ihr Kopf dann sein würde.
    Lara ballte die Faust, und ein Schauer lief durch ihren Körper. »Ganz egal, was ich auch versuche, ich kann sie einfach nicht erreichen.« Das war nicht nur frustrierend, sondern auch schmerzhaft. »Sie darf nicht sterben, ohne wieder gelebt zu haben, das hat sie nicht verdient. Heute habe ich festgestellt, dass man sie in meinem Alter in diesen Zustand versetzt hat – sie konnte ihre Forschungen nicht beenden, konnte weder Liebe finden noch Kinder haben. Das alles haben ihr diese Mistkerle genommen.« Tränen rollten über Laras Wangen. »Ich möchte ihr so gerne das Leben zurückgeben, doch ich kann es nicht.«
    Er zog sie noch näher an sich. »Was sie Alice angetan haben, war mit großen Risiken behaftet, es war ein Experiment – schon allein, dass du sie am Leben erhältst, ist ein Beweis für deine Fähigkeiten.«
    »Aber vernünftige Überlegungen helfen mir nicht, meine Wölfin will sie einfach nur heilen.«
    Gegen diese Gefühle kam er nicht an. Für eine solch starke Frau wie Lara, die sich mit ganzem Herzen dem Heilen verschrieben hatte, musste es ein furchtbarer Schlag sein. Wahrscheinlich dachte sie fast ununterbrochen an Alice, und obwohl es sie so sehr bedrückte, konnte er nichts dagegen tun, denn der Drang, sich um andere zu kümmern, war Teil ihrer Persönlichkeit, die er weder ändern konnte noch wollte.
    »Erzähl mir alles«, sagte er, hielt sie fest und hörte einfach nur zu.
    Sehr viel später, als sie wieder in der Höhle waren und zusammen im Bett lagen, küsste sie ihn auf den Hals. »Danke fürs Zuhören.« Ein weiterer Kuss, streichelnde Finger, weiche Schenkel auf seinen Beinen. »Ich werde da sein, wann immer du etwas Ähnliches brauchst.«
    Noch nie hatte er seine Alltagssorgen mit jemandem geteilt – er war der Kopf der Familie, zu ihm kamen sie alle, wenn sie Rat brauchten, und er hatte nichts dagegen. Die Rolle passte zu ihm. Doch in Laras Leben nahm er diese Rolle nicht ein und wollte sie auch gar nicht einnehmen.
    »Morgen treffe ich mich mit Sienna«, sagte er, und es war, als würde er unwiderruflich einen neuen Weg einschlagen mit der Frau, die ihn mit all seinen Verletzungen genommen und ihm dadurch gezeigt hatte, dass in ihm viel mehr steckte, als er je geglaubt hatte. »Ich mache mir Sorgen um sie.«
    Er hatte nichts von dem vergessen, was Lara und er besprochen hatten, als er am frühen Nachmittag mit Sienna auf einer kleinen Lichtung saß. Sechs Monate nach ihrer Ankunft bei den Wölfen hatten sie den abgeschiedenen Ort entdeckt, und im Laufe der Zeit war es der inoffizielle Treffpunkt für Familiengespräche geworden.
    Jemand klopfte höflich telepathisch an.
    Walker meldete sich und hörte Judds Stimme.
Bin spät dran. Komme in einer Viertelstunde.
    Walker antwortete und sagte dann laut: »Es überrascht mich, dass Hawke nicht bei dir ist, gerade wenn es um dieses Thema geht.« Da Sienna gerade erst dem Tod ins Auge geblickt hatte, war der Leitwolf besonders beschützend.
    Nachdenklich band Sienna ihren Zopf fester. »Er kann die Höhle im Augenblick nicht verlassen, denn viele sind noch beunruhigt.«
    Hawkes Anwesenheit gab den Rudelgefährten offensichtlich ein Gefühl von Sicherheit. »Ihr habt bestimmt nicht viel Zeit für euch

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