Geheime Versuchung
sie den Esstisch an die richtige Stelle rückten.
Klingt vielleicht grausam, doch irgendwie bin ich auch froh, dass er nicht begreift, was es uns bedeutet, mit Brenna und Lara zusammen zu sein.
Walker dachte an das Leben, das Aden führte, das auch Judd einst geführt hatte.
Meinst du, es könnte ihm den Verstand rauben?
Wäre es uns nicht so gegangen, wenn wir gewusst hätten, wie viel wir niemals erleben würden?
Walker schüttelte den Kopf.
Eine hypothetische Frage. Man muss es erleben, um es zu begreifen.
Worte konnten niemals beschreiben, wie herrlich Gefühle sein konnten.
»Stellt es da links ab«, sagte er, als Drew und Hawke mit dem zweiten Sofa hereinkamen, gefolgt von Indigo, die einen Stapel von sechs Kissen vor sich her trug und an der Seite vorbeischauen musste.
Die leuchtend blauen Augen der Offizierin, denen sie ihren Namen verdankte, sahen Walker an. »Eins muss ich ja sagen«, sagte sie mit übertrieben spitzer Stimme. »Für einen Typen, der Zierkissen mag, hätt ich dich nie gehalten.«
»Die habe ich gekauft«, sagte Sienna, die mit einer Tasche hereinkam. »Marlee und ich haben die Muster ausgesucht.« Walker sah in ihrem Blick die Erinnerung an die Freude, weil sie zum ersten Mal ihre Umgebung selbst gestalten konnte. Marlee und sie hatten Kataloge gewälzt und waren ganz aufgeregt gewesen, als sie die Kissen dann ganz nach Belieben überall verteilten.
Nur eine kleine Sache, aber doch etwas sehr Wertvolles.
»Alles erledigt?«, fragte er und strich ihr über die einzigartigen dunkelroten Haare. Kristine hatte auch solches Haar gehabt.
Sienna lehnte sich an ihn, die Sterne in den Kardinalenaugen funkelten. »Ich habe durchgefegt und aufgehoben, was noch herumlag, werde aber morgen mit Evie und den Kindern noch einmal durchwischen, damit alles für die nächsten Bewohner bereit ist.«
»Danke, meine Süße«, sagte Lara, die gerade aus dem Schlafzimmer kam. »Doch jetzt …« Sie ging zum Kühlschrank und holte eine Flasche Sekt und perlenden Traubensaft heraus. »Ein Dankeschön für alle.«
Das Anstoßen weitete sich zu einem improvisierten Abendessen aus, zu dem Riley und Mercy nach Beendigung eines Sicherungslaufs in San Francisco Essen mitbrachten und Laras Mutter den Nachtisch beisteuerte. Laras Vater gesellte sich ebenfalls dazu, als er von seinem Seminar für junge Ingenieure im Wasserwerk zurückkam.
Walker lauschte dem Stimmengewirr und dem Lachen am Tisch, ein unerwarteter Klang in seinen Ohren. Seine Familie war in wenigen Jahren um das Mehrfache angewachsen. Jeder Laurengefährte hatte seine Familie und Freunde mitgebracht, die an ein Band anknüpften, das Judd, Sienna und ihn selbst miteinander und mit den Kindern verband. Und diese Beziehungen würden sich weiterentwickeln, das Leben aller würde sich miteinander verschränken, ineinandergreifen.
Ihr Netzwerk war außergewöhnlich, wunderschön und sehr stark. Niemals mehr musste ein Mitglied seiner Familie allein kämpfen, allein Verletzungen ertragen.
Er sah die wilden Locken der Frau, die die schmerzhafte Einsamkeit vertrieben hatte, die ihn so lange erfüllt hatte, dass er glaubte, sie sei ein Teil von ihm. Lara unterhielt sich mit Indigo, lachte über etwas, das die Offizierin gesagt hatte, und doch lag ihre Hand auf seinem Schenkel, spürte er die nun schon vertraute Wärme. Er legte den Arm auf ihre Rückenlehne, streifte mit den Fingern ihr Haar. Was auch immer die Zukunft für sie bereithielt, eines wusste er genau: Er konnte nie wieder zu den Zeiten zurück, in denen sein Körper nur ein nützliches Werkzeug gewesen war. Nun war er so viel mehr, war eine Quelle der Lust für sich und die Gefährtin.
Fuchsbraune Augen sahen ihn an. »Glücklich?«
Instinktiv wickelte er sich eine ihrer Strähnen um den Finger. »Ja.«
Lara lächelte nur für ihn … wie auch in der Nacht, als sie ihn drängte, sich auf den Rücken zu legen, und ihn leidenschaftlich und besitzergreifend erkundete, bis alle Synapsen feuerten und die Lust so übermächtig wurde, dass sie wie eine donnernde Welle über ihm zusammenschlug.
Ein paar Nächte nach dem Umzug knurrte Lara, als sie ihr Hemd beim Ausziehen zerriss, weil die Krallen ausgefahren waren.
Walker hielt beim Aufknöpfen inne und sah sie in einer Weise an, wie er es oft tat. Als könne er durch ihre Haut hindurchschauen. »Musst du jagen?«
»Heilerinnen fällt es schwer zu jagen«, murrte sie und spürte urplötzlich Ärger, weil er sie durchschaute, ihr aber vieles in
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