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Geheime Versuchung

Geheime Versuchung

Titel: Geheime Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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denen sich Sienna geistig von der dauernden Überwachung durch Ming erholen konnte – eine Fähigkeit, die er Judd beigebracht hatte, der sie an Sienna weitergab –, waren sie hinter die stumpfe Fassade gelangt, die Sienna der Welt zeigte.
    Walker riss sich von der Vergangenheit und dem Zorn los, der in ihm aufgestiegen war. »Das kalte Feuer ist ein Teil von dir, aber nicht mehr länger die bestimmende Facette in deinem Leben.«
    »Nein«, flüsterte Sienna, und auf ihrem Gesicht breitete sich Erstaunen aus. »Jetzt nicht mehr, nicht wahr?« Ihre Mundwinkel hoben sich, sie lachte laut, und in seinem Kopf tauchten wieder Bilder des Kindes auf, dessen leuchtende Augen ihn schon Tage nach ihrer Geburt gefangen genommen hatten.
    »Falls mir irgendetwas zustößt«,
hatte Kristine gesagt und das Laken zurechtgezupft, in dem das kleine Kind in Walkers Armen lag – ein kleiner Beweis ihres unvollkommenen Silentiums,
»wirst du dann über sie wachen?«
    »Bis zu meinem letzten Atemzug.«
    Als Sienna sich lächelnd erhob, stand er ebenfalls auf und nahm sie so fest in die Arme wie einst das Kind, das seine Schwester geboren hatte.
Frei wie ein Vogel wirst du fliegen,
telepathierte er. Es tat so weh, dass Kristine nicht miterleben konnte, welch unglaubliche Frau ihre Tochter geworden war.
Höher und weiter, als sich diejenigen hätten vorstellen können, die dich einsperren wollten.
    Laras Wölfin tapste glücklich in ihr umher, als das Paarungsband pulsierte. Dann fiel ihr Blick auf ein Stück aus blauem und grünem Glas, das Walker einst repariert hatte.
    »Es ist wieder heil, wenn dich ein paar Schrammen nicht stören.«
    Wie immer zog sich ihr Herz zusammen. So war das mit Walker: Er sagte nicht viel, war kein Mann von großen Gesten, doch wenn er dann etwas sagte … »Ich liebe dich so sehr«, flüsterte sie und dachte an die Art, wie er sie im Bett in den Armen hielt, ihr zuhörte und mit ihr sprach.
    Schritt für Schritt kam ihr stiller und starker Gefährte ihr näher.
    Wenn nur Geduld auch bei Alice zu den gleichen Ergebnissen führen würde. Die Wissenschaftlerin regte sich nicht, als Lara sie untersuchte. Die Haut war blass, die Knochen viel zu deutlich sichtbar. Lara suchte zwar immer noch nach Lösungen für eine Heilung, doch da sie ihre Frustration nun abgeladen hatte, würde sie sich wieder auf andere Sachen konzentrieren können, wenn sie das Krankenzimmer verließ.
    Gemeinsam mit der Krankenschwester Lucy hatte sie beschlossen, die relative Ruhe zu nutzen, die ihr das gesunde Rudel momentan verschaffte, um ein paar praktische Dinge zu erledigen. Lucy hatte sich freiwillig bereit erklärt, die Vorräte zu ordnen. Während der Schlacht hatten sie Wichtigeres zu tun gehabt, und eine Inventur war dringend notwendig.
    Lara brachte die Patientenakten auf den neuesten Stand. Sie selbst brauchte keine Aufzeichnungen, denn wie die meisten Heilerinnen behielt sie jeden Fall im Gedächtnis, hätte jede Verletzung oder Krankheit aus dem Stegreif referieren können. Doch sie musste an die Zukunft denken – falls sie aus irgendwelchen Gründen von der Bildfläche verschwände, brauchte ihr Nachfolger Informationen.
    Nach zwei Stunden brannten Laras Augen, und sie gähnte pausenlos. Da tauchte Riordan auf der Schwelle zur Krankenstation auf. Der junge Mann hielt sich den Arm auf eine ihr sehr vertraute Weise, und die Langeweile machte der Sorge Platz. »Gebrochen?«, fragte sie und stand auf.
    Er wurde über und über rot. »Nicht richtig.«
    »Nicht richtig?« Sie stand inzwischen neben ihm und sah die charakteristische Schwellung und Verfärbung der Haut. »Etwa nur ein bisschen?«
    Er zog den Kopf ein.
    Das war ungewöhnlich – normalerweise war Riordan jungenhaft forsch. Sie begleitete ihn in den Behandlungsraum und setzte ihn auf die Untersuchungsliege. »Willst du darüber reden?«, fragte sie und tastete den Arm vorsichtig ab. Als Rekrut musste Riordan so schnell wie möglich wieder einsatzfähig sein.
    »Nein.«
    Sie merkte sofort, wie schlimm der Bruch war. Stirnrunzelnd befühlte sie die zersplitterten Kanten und bat Riordan, sich auf den Rücken zu legen. Er weigerte sich erst, gehorchte dann aber doch, als sie eine Augenbraue hob. Die hierarchische Ordnung war ihnen beiden klar.
    »Ich muss das richten«, sagte sie, sobald er richtig lag, dann spritzte sie ihm ein starkes Schmerzmittel, bevor er es zurückweisen konnte. Dominante Gefährten waren immer die schlimmsten – ganz egal, ob sie jung oder alt

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