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Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition)

Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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in das Haus zurückzog, verklang das sporadische Krachen und Fluchen allmählich, und Stille machte sich breit.
    Mrs. Philpot schloss sanft die Terrassentür, dann ging sie zu dem Teewagen und schenkte sich eine Tasse ein. Sie setzte sich auf die Sofakante, als sei sie Gast, doch ihre Tasse schepperte auf der Untertasse, so sehr zitterten ihr die Hände.
    Mr. Beckwith ließ sich schwer neben sie sinken. Er holte ein gestärktes Taschentuch aus seiner Westentasche und fuhr sich damit über die schweißfeuchte Stirn, ehe er Samantha einen reuevollen Blick zuwarf. »Ich fürchte, wir müssen uns bei Ihnen entschuldigen, Miss Wickersham. Wir waren nicht aufrichtig zu Ihnen.«
    Samantha ließ sich in dem Ohrensessel nieder und faltete ihre behandschuhten Hände im Schoß. Überrascht stellte sie fest, dass auch ihr die Hände zitterten. Dankbar für den Schutz der Schatten sagte sie: »Nun, der Earl ist wohl nicht der sanftmütige Invalide, als den Sie ihn in Ihrer Anzeige beschrieben haben.«
    »Er ist nicht mehr er selbst, seit er aus dieser schrecklichen Schlacht zurückgekommen ist. Wenn Sie den lieben Jungen nur vorher gekannt hätten …« Mrs. Philpot schluckte, und in ihren grauen Augen schimmerten Tränen.
    Beckwith reichte ihr sein Taschentuch. »Lavinia hat Recht. Er war ein Gentleman, wie er im Buche steht, ein echter Märchenprinz. Manchmal habe ich Angst, dass der Schlag, der ihm das Augenlicht geraubt hat, ihm auch den Verstand verwirrt hat.«
    »Oder zumindest seine Manieren«, bemerkte Samantha trocken. »Sein Verstand scheint nicht sonderlich gelitten zu haben.«
    Die Haushälterin betupfte sich die schmale Nase. »Er war immer so ein kluger Junge; wusste stets gleich die richtige Antwort und konnte so schnell rechnen. Ich habe ihn selten ohne Buch unter dem Arm gesehen. Als er klein war, musste ich ihm oft nachts die Kerze wegnehmen, aus Angst, dass er ein Buch in sein Bett schmuggeln und seine Decken in Brand stecken könnte.«
    Samantha wurde mit Erschütterung klar, dass ihm auch dieses Vergnügen genommen worden war. Es fiel ihr schwer, sich ein Leben ohne den Trost vorzustellen, den Bücher mit sich brachten.
    Beckwith nickte erfreut, und seine Augen strahlten bei der Erinnerung an bessere Tage. »Er war immer der ganze Stolz und die Freude seiner Eltern. Als er auf die verrückte Idee kam, der Marine Seiner Majestät beizutreten, haben seine Mutter und seine Schwestern hysterische Anfälle erlitten; sie haben ihn angefleht, nicht zu gehen. Und sein Vater, der Marquis, drohte sogar, ihn zu enterben. Doch als die Zeit für ihn gekommen war, in See zu stechen, standen sie alle auf den Docks, um zum Abschied mit den Taschentüchern zu winken.«
    Samantha zupfte an ihren Handschuhen. »Es ist reichlich ungewöhnlich für einen Edelmann, besonders für einen erstgeborenen Sohn, eine Karriere bei der Marine einzuschlagen, nicht wahr? Ich dachte immer, die Armee zöge die Reichen und Aristokraten an, während die Königliche Marine den Armen und Ehrgeizigen vorbehalten sei.«
    »Er hat sich geweigert, die Gründe für seine Entscheidung zu nennen«, erklärte Mrs. Philpot. »Er hat nur gesagt, er müsse seinem Herzen folgen, wo auch immer es ihn hinführen würde. Er wollte sich auf keinen Fall in die höheren Offiziersränge einkaufen, wie es die meisten sei ner Standesgenossen tun, sondern bestand darauf, durch eigene Leistung nach oben zu gelangen. Als seine Familie erfuhr, dass er zum Leutnant auf der HMS Victory befördert worden war, hat seine Mutter vor Freude geweint, und die Brust seines Vaters war so stolzgeschwellt, dass ihm fast die Westenknöpfe abgesprungen wären.«
    »Die Victory «, murmelte Samantha. Der Schiffsname hatte sich als eine Art Prophezeiung erwiesen. Mithilfe ihrer Schwesterschiffe hatte Nelsons Flaggschiff Napoleons Marine bei Trafalgar besiegt und so den Traum des selbst ernannten Kaisers zerstört, die Meere zu beherrschen. Doch der Preis des Sieges war hoch. Admiral Nelson hatte das Gefecht gewonnen, jedoch sein Leben verloren – wie so viele andere junge Männer auch, die tapfer an seiner Seite gekämpft hatten.
    Ihre Schuld war bereits voll bezahlt, während jedoch Gabriel Fairchild den Rest seines Lebens würde zahlen müssen.
    Sie spürte Wut in sich aufwallen. »Wenn seine Familie ihn so liebt, wo ist sie dann jetzt?«
    »Auf Reisen auf dem Kontinent.«
    »In ihrer Londoner Residenz.«
    Die Dienstboten platzten gleichzeitig mit ihren Antworten heraus, dann schauten

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