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Geheimnis des Feuers

Geheimnis des Feuers

Titel: Geheimnis des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Sonntag ging sie zu Doktor Raul und Dolores. Sie freuten sich sie zu sehen. Sofia erzählte von Totios Besuch. Aber als sie zu dem Schweren kam, als sie von ihrer Sehnsucht nach Lydia hätte erzählen müssen, brach sie jäh ab. »Wann fährst du nach Hause?«, fragte Doktor Raul. »Wenn du dich traust noch einmal mit mir zu fahren, bringe ich dich hin.« »Ich weiß nicht«, antwortete Sofia. »Sag einige Tage vorher Bescheid«, sagte Dolores. »Ich glaub, ich habe Lust mitzukommen.« Sofia kehrte zu Hermengardas Haus zurück. Sie war böse auf sich, weil sie geschwiegen hatte. Aber sie war auch auf Doktor Raul und Dolores böse, weil sie nicht begriffen hatten, wie schwer es war, nach Hause ins Dorf zurückzukehren und zu wissen, dass ihre Familie dort war, ohne dass sie sie besuchen konnte.
    Es geht nicht, dachte sie. Totio wird es leid, auf mich zu warten. Er wird die Nähmaschine jemand anders geben.
    Es wurde Montag. Sofia erwachte und hörte den Regen auf das Blechdach trommeln. Sie zog das Laken über den Kopf und wollte nicht aufstehen. Sie hörte Hermengarda draußen in der Küche und wusste, dass sie bald hereinkommen und mit ihr schimpfen würde, weil sie noch nicht aufgestanden war und sich angezogen hatte. Dann hörte sie ein Klopfen an der Tür und wie Hermengarda »Herein« rief. Sofia dachte, es sei einer der Hühnerverkäufer, der sein Geld wollte. Sie hielt sich die Ohren zu, um die gackernden Hühner nicht hören zu müssen. Sie presste die Augen fest zusammen und versuchte wieder einzuschlafen.
    Da packte jemand das Laken, das sie über ihrem Kopf fest hielt. Das war natürlich Hermengarda, die mit ihr schimpfen wollte.
    Aber es war nicht Hermengardas Hand, das merkte sie. Sie schlug die Augen auf und zog das Laken vom Gesicht.
    Sie sah genau in Lydias Augen.
    Es war kein Traum. Es war wirklich Lydia. Sie lächelte. Und die Zähne, die ihr ausgefallen waren, waren immer noch weg.
    »Sofia«, sagte Lydia. »Bist du es wirklich?« Sofia nickte.
    Lydia setzte sich auf den Fußboden neben das Bett. Sie hatte Faustino mitgebracht. Er lag auf ihrem Rücken und wimmerte. Sie gab ihm die Brust. Sofia rutschte auf den Fußboden und schnallte die Beine an. Dann zog sie sich an.
    Faustino schlief wieder ein. Lydia hielt ihn Sofia entgegen und sie nahm ihn in die Arme. Ihr war, als sähe er Alfredo ähnlich.
    »Du kannst wieder nach Hause kommen«, sagte Lydia. »Isaias ist nicht mehr da.«
    Sofia hielt Faustino in den Armen und hörte zu, was Lydia zu erzählen hatte.
    »Isaias war kein guter Mann«, sagte sie. »Er hatte viele Wörter. Aber sie sagten etwas anderes, als was er tat.
    Letzte Woche ist er bei Senhor Padre, José-Maria, eingebrochen und hat einen Kasten mit Geld gestohlen. Jemand hat ihn gesehen, aber er stritt alles ab, als die Polizei aus Boane ihn verhörte. Alfredo hat den Kasten mit Geld gefunden. Isaias hatte ihn hinter dem alten Hühnerstall vergraben. Als Alfredo mit dem Kasten kam, musste Isaias gestehen, dass er das Geld gestohlen hatte. Die Polizei hat ihn mitgenommen. Er weiß, dass er niemals zu uns zurückkehren kann, wenn er aus dem Gefängnis entlassen wird.«
    Lydia hatte mit niedergeschlagenen Augen berichtet, als ob sie sich vor Sofia schämte, obwohl sie doch nur ein Kind war. Der Zorn und die Trauer, die Sofia bedrückt hatten, waren plötzlich fort. Jetzt tat ihr Lydia Leid, die so alt und müde geworden war, seit sie aus ihrem niedergebrannten Dorf hatten fliehen müssen. Nichts war mehr schwer. Jetzt konnte Sofia ins Dorf zurückkehren. Und sie konnte Totios Nähmaschine annehmen. Sie dachte, sie habe eine Frage an Muazena, die sie das nächste Mal stellen würde, wenn sie Muazenas Gesicht in den Flammen des Feuers sah. Sie musste fragen, warum lange Zeit verging, in der nichts geschah, in der alles dunkel und schwer war. Und dann geschah alles zur gleichen Zeit. Muazena hatte sicher eine Antwort für sie. »Ich hab gedacht, wir könnten Marias Grab besuchen«, sagte Lydia plötzlich. »Aber vielleicht kannst du nicht? Ich habe gehört, dass du eine Arbeit hast.« Sofia hatte noch nie daran gedacht, dass sie eines Tages Marias Grab besuchen würde.
    »Ich werde Fatima fragen«, sagte sie. »Wir können zusammen hingehen. Aber ich weiß nicht, wo Marias Grab ist.«
    »Wenn du zu dem großen Friedhof am Fluss findest, dann werde ich mich erinnern, wie man gehen muss, um zu Marias Grab zu kommen.«
    Sie gingen zu Fatimas Haus. Lydia wollte nicht mit hineinkommen. Sie

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