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Geheimnis des Feuers

Geheimnis des Feuers

Titel: Geheimnis des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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jeden Morgen ging Sofia zu Fatima ins Haus der Vögel. Und jeden Abend kehrte sie zu Hermengarda zurück.
    Eines Abends, als es in Strömen goss, klopfte es an der Tür. Es war Doktor Raul. Sofia sprang von ihrem Stuhl auf. Endlich würde er erzählen, dass Lydia nach ihr gesucht hatte. Gespannt sah sie ihn an. Er stand mitten im Zimmer und der Regen tropfte von seinem Gesicht und aus seinen Kleidern.
    »Heute hat ein Mann im Krankenhaus nach dir gefragt«, sagte er.
    Sofia wurde es eisig kalt. Das musste Isaias gewesen sein. War er vielleicht gekommen um sie zu zwingen, nach Hause zurückzukehren?
    »Es war ein alter Mann«, sagte Doktor Raul.
    Sie sah ihn fragend an. Isaias war nicht alt. Wer könnte es gewesen sein?
    »Sein Name war Totio«, sagte Doktor Raul. »Und er kommt morgen wieder. Er wird dich hier besuchen.«
    Totio? Der eine Nähmaschine besaß? Was könnte er von ihr wollen?
    In dieser Nacht schlief Sofia schlecht. Und am nächsten Tag arbeitete sie so schlampig, dass Fatima fragte, ob sie krank sei. Aber Sofia wartete nur auf Totio. Sie konnte es kaum noch aushaken zu erfahren, was er wollte.
    Und Totio kam.
    Spät am Abend klopfte er an die Tür von Hermengardas Haus.
    11.
    Als Sofia den alten Totio im Regen vor Hermengardas Haus stehen sah, war sie so froh, dass sie fast selbst überrascht war. Sie kannte Totio ja nur flüchtig. Trotzdem war er gekommen um sie zu besuchen. Sie versuchte an seinem alten, runzligen Gesicht abzulesen, was er wollte. Hermengarda bat ihn einzutreten und nicht draußen im Regen stehen zu bleiben. Aber Totio wollte nicht. Es war schon spät. Er wohnte bei Verwandten in einem entfernten Vorort und er hatte noch einen weiten Weg vor sich. »Ich wollte nur sehen, ob Sofia hier ist«, sagte er.
    Wenn es passte, wollte er sie gern morgen besuchen. Hermengarda erklärte ihm den Weg zu Fatimas Haus. Dann lüftete Totio seinen alten zerschlissenen Hut und verschwand in der Dunkelheit. »Wer war das?«, fragte Hermengarda. »Totio«, antwortete Sofia. »Er hat eine Nähmaschine.« Sie war fast böse auf ihn, weil er nicht gleich erzählt hatte, warum er sie treffen wollte. Die lange Reise in die Stadt würde er doch nicht machen, nur um sie zu fragen, wie es ihr ging. Es konnte auch nicht sein, dass Lydia ihn geschickt hatte. Sie kannten einander ja kaum.
    Sofia schlief unruhig und träumte, Totio habe sich im Regen in der Stadt verlaufen und würde nie wiederkommen.
    Als sie in der Dämmerung erwachte, regnete es immer noch. Aber wie immer hatte Hermengarda es eilig. Sie schimpfte mit Sofia, weil sie so langsam war. Sofia zog sich eine Plastiktüte übers Haar, wickelte eine alte Capulana um ihren Körper und hüpfte davon durchs tiefe Wasser, das in den Straßen stand. Mehrere Male wurde sie von unvorsichtigen Autofahrern bespritzt. Als sie Fatimas Haus erreichte, wartete dort eine Überraschung auf sie. Totio war schon da. Er stand im Schutz eines Baumes. Sofia dachte, Fatima werde nichts dagegen haben, wenn ein Mann, der auch eine Nähmaschine besaß und die Geheimnisse von Fäden und Stoffen kannte, sie besuchte.
    »Onkel Totio soll nicht hier draußen im Regen stehen«, sagte sie. »Wir gehen hinein.«
    Sofia schob die Tür auf und sie traten ein. Überall flatterten, piepsten und zwitscherten Vögel. Totio verstummte genau wie sie, als sie das erste Mal Fatimas Haus betreten hatte. Verwundert sah er sich um. »A phsi nyenhana a ku shonga« (»Was für hübsche Vögel.«), sagte er. »Ina« (»Ja.«), antwortete Sofia und lächelte. Fatima war gerade dabei, den Stoff für eine Bluse zuzuschneiden, als Sofia mit Totio eintrat. Sie begrüßten einander und begannen sofort zu reden. Fatima sagte, er solle die nassen Sachen ausziehen und eine Decke um den Körper wickeln. Aber Totio sagte, es mache nichts. Nur seinen alten zerschlissenen Hut wischte er sorgfältig ab und legte ihn vorsichtig auf einen Stuhl. Den ganzen Tag saß er dann auf dem Stuhl neben dem Hut und verfolgte Sofias Arbeit. Immer noch hatte er nicht gesagt, warum er gekommen war. Sofia wusste, dass sich alte Menschen oft Zeit ließen, Fragen zu stellen oder eine Neuigkeit zu berichten. Da Totio nun gekommen war, konnte sie auch warten. Aber als es Nachmittag geworden war und er nichts anderes getan hatte, als ihre Arbeit mit Blicken zu verfolgen, wurde sie ungeduldig. Warum sagte er nichts?
    Es sah so aus, als ob er besonders daran interessiert sei, sie auf einer von Fatimas Maschinen nähen zu sehen. Sie war

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