Geheimnis um ein verborgenes Zimmer
daß sie noch an einem solchen Spielzeug Freude haben würde, denn sie war ja bereits neun Jahre alt und betonte gern, daß sie schon groß sei. Die Mutter hatte ihr einen Handarbeitskorb geschenkt und der Vater ein Geduldsspiel, für das Flipp sich mehr interessierte als sie.
Betti war recht enttäuscht, aber Dicki machte alles wieder gut. Am ersten Feiertag erschien er mit einem großen Paket, in dem eine Puppe war, die ihre Augen auf- und zumachen konnte, ohne daß man sie im geringsten zu schütteln brauchte. Außerdem hatte sie solch ein süßes Gesichtchen, daß Betti sie sofort in ihr Herz schloß. Voll Freude und Dankbarkeit flog das Mädchen Dicki um den Hals. Er schmunzelte geschmeichelt.
Frau Hillmann war erstaunt über das kostbare Geschenk. „Das ist sehr nett von dir, Dicki”, sagte sie. „Aber du hättest nicht so viel für Betti ausgeben sollen.”
„Ach, warum nicht, Frau Hillmann? Ich hatte mir diesmal zu Weihnachten an Stelle von Büchern und Spielsachen Geld gewünscht und habe auch eine Menge bekommen. Und zu meinem Geburtstag bekomme ich bestimmt wieder ein paar Scheine.”
„Was willst du denn mit dem vielen Geld?” fragte Frau Hillmann verwundert.
„Ich will mir dafür etwas kaufen, was meine Eltern mir bestimmt nicht schenken würden”, antwortete Dicki ein wenig verlegen. „Es ist ein Geheimnis, Frau Hillmann.”
„Ach so. Mach nur keine Dummheiten, Dietrich. Ich möchte nicht, daß Herr Grimm wieder hierher kommt und sich über euch beschwert.”
„Aber nein. Herr Grimm hat überhaupt nichts mit der Sache zu tun.”
Frau Hillmann gab sich mit dieser Erklärung zufrieden und ging aus dem Zimmer. Sofort stürzte sich Betti auf Dicki. „Was ist das für ein Geheimnis? Was willst du mit dem Geld kaufen?”
„Sachen zum Maskieren”, antwortete Dicki flüsternd.
„Perücken, Augenbrauen und falsche Zähne.”
„Zähne? Wie kannst du falsche Zähne tragen, wenn du noch deine richtigen hast?”
„Das wirst du schon sehen”, antwortete Dicki mit geheimnisvoller Miene.
Betti sah ihn bewundernd an. „Komm gleich nach Weihnachten zu uns und zeig uns, wie man unsichtbar schreibt und wie man aus einem verschlossenen Zimmer entkommt”, bat sie. „Ob Wegda das auch kann?”
„Natürlich nicht! Es hätte auch keinen Sinn, wenn er sich zu verkleiden versuchte. Wir würden ihn doch immer an seinen Froschaugen und an seiner Pferdenase erkennen.”
Betti kicherte. Dann blickte sie zärtlich in das lächelnde Gesicht ihrer neuen Puppe. „Du bist gut und klug, Dicki.”
Sofort schwoll Dicki an. „Ach, weißt du”, begann er, im Begriff, ein wenig großzutun, „ich …”
Doch in diesem Augenblick wurde er zu seinem Leidwesen durch Flipp unterbrochen, der ins Zimmer trat. Er wußte genau, Flipp würde nicht zulassen, daß er prahlte. Daher brach er ab und verabschiedete sich.
„Nach den Feiertagen komme ich her und zeige euch ein paar Tricks”, versprach er. „Grüßt Gina und Rolf von mir, wenn ihr sie seht. Ich fahre für einige Tage mit meinen Eltern zu meiner Großmutter.”
Betti erzählte Flipp, daß Dicki sich Sachen zum Maskieren kaufen wollte. „Perücken und Augenbrauen und falsche Zähne! Ob er das wirklich tut? Wo bekommt man so was überhaupt? Ich habe solche Sachen noch nie in einem Laden gesehen.”
„Dafür gibt es wohl besondere Geschäfte, in denen Schauspieler einkaufen. Ich bin neugierig, was Dicki besorgen wird. Das gibt einen Spaß!”
Als das Weihnachtsfest mit seinen Freuden und Überraschungen vorüber war, wurden die Tage ein wenig eintönig für die Kinder. Ihnen fehlte Dicki, der immer Leben und Bewegung mit sich brachte. Auf einer Karte, die er ihnen schrieb, stand nur kurz: „Bis auf bald. Dicki.”
„Ich wünschte, er wäre hier”, seufzte Betti. „Was sollen wir bloß machen, wenn ein Geheimnis auftaucht? Dann sind die Spürnasen ohne ihren Führer.”
„Es gibt ja gar kein Geheimnis”, erwiderte Flipp ein wenig mürrisch.
„Wer weiß? Vielleicht versucht Wegda schon, eins aufzuklären, ohne daß wir etwas davon ahnen.”
„Frag ihn doch”, sagte Flipp ungeduldig, denn er wollte lesen, und Betti störte ihn mit ihren Fragen. Das sagte er natürlich nicht im Ernst. Aber Betti beschloß sogleich, sich an Herrn Grimm zu wenden.
„Dann wissen wir doch wenigstens, ob es in diesen Ferien etwas für uns zu tun gibt”, dachte sie bei sich. „Ich möchte so gern wieder nach Indizien suchen, verdächtige Personen befragen
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