Geheimnis um Tutanchamun - Die Zeitdetektive ; 5
die Fliegenjagd und sah das Mädchen mürrisch an.
„Iti? Den würde ich auch gerne wieder sehen. Der hat nämlich noch Schulden bei mir. Gestern hat er seinen Irep nicht bezahlt. Bei unserer letzten Begegnung hatte er es plötzlich … sagen wir mal … ausgesprochen eilig.“
Kim tat erstaunt. „Ach wirklich? Wir werden ihm gern einen Gruß von dir ausrichten, wenn wir ihn finden sollten. Dann wird er sicher vorbeikommen und seine Schulden umgehend begleichen.“
Der Wirt kniff die Augen zusammen. „Da wäre ich mir allerdings nicht so sicher. Aber falls ihr Iti wirklich treffen solltet, dann könnt ihr ihm gleich einen schönen Gruß von Kaaper ausrichten. Der sucht ihn nämlich ebenfalls. War gerade hier und hatte eine Stinkwut. Scheinbar hat er mit Iti auch noch eine Rechnung zu begleichen.“
Der Wirt fuhr sich mit dem Zeigefinger quer über die Kehle. Kim lächelte gequält.
„Wirklich, ein gefragter Mann, dieser Iti. Hast du eine Ahnung, wo er sein könnte?“
„Nein“, entgegnete der Wirt.
„Hat er hier Freunde?“
„Mag sein, dass es noch Leute gibt, die er nicht beim Spiel betrogen hat. Aber die kommen erst gegen Abend.“
Kim ließ nicht locker. „Und wie sieht es mit Verwandten aus? Leben Itis Eltern in Theben?“
Der Wirt stützte seine Ellbogen auf dem Tresen ab. „Du stellst ’ne Menge Fragen, Mädchen, und langsam wirst du lästig. Aber um dich loszuwerden, will ich dir doch noch verraten, dass Itis Vater am Hafen wohnt. Und jetzt verschwindet oder bestellt gefälligst etwas zu trinken!“
Keine zehn Minuten später hatten die drei Freunde den Hafen von Theben erreicht. Gerade legte ein plumpes, flaches Schiff aus Akazienholz an, das mit tonnenschweren Steinen für einen Tempelbau beladen war.
Kim fragte einen Schreiber, der im Schatten einer Dattelpalme mit seinem Schreibbrett hockte und auf Kundschaft wartete, nach Itis Vater. Der Schreiber deutete auf ein stattliches Haus direkt neben der Anlegestelle der Fähre, die mehrmals täglich zum anderen Nilufer übersetzte. Dort, im Westteil Thebens, lag die Stadt der Toten, die Nekropole .
„Lasst es mich noch einmal probieren“, sagte Leon grinsend und klopfte an der Tür des eleganten Hauses. Prompt wurde sie aufgerissen, als habe jemand bereits auf ein Klopfen gewartet. Dieser Jemand war ein Mann um die fünfzig mit einem sorgenvollen Gesicht.
„Ach, und ich dachte schon, es sei mein Sohn“, sagte der Mann enttäuscht. Dann straffte er die Schultern. „Was wollt ihr?“
„Wir sind Freunde von Iti und suchen ihn“, antwortete Julian, der sich an Leon vorbeigeschoben hatte.
„Itis Freunde?“, fragte der Mann ungläubig. „Dafür scheint ihr mir aber etwas zu jung zu sein. Mein Sohn spielt nicht mehr mit Kindern!“
Schon wollte Itis Vater die Tür zuschlagen.
„Halt, warte bitte!“, stoppte Julian ihn. Dann erzählte er dem Mann, wie sie Iti kennen gelernt hatten. Als er jedoch von Itis Beobachtungen im Palast erzählen wollte, unterbrach ihn der Mann.
„Pst, sei leise!“, flüsterte er. „Das bereden wir lieber drinnen. Kommt rein.“
Die Freunde betraten einen schattigen Innenhof, in dem es nach verschiedenen Kräutern roch.
„Ich bin Kamose“, stellte sich der Hausbesitzer vor. „Und als Arzt kuriere ich viele Leiden mit Kräutern. Einige davon ziehe ich hier in meinem kleinen Garten. Aber bitte setzt euch. Ich lasse euch etwas zu trinken bringen.“
Sobald ein Diener Wasser und Milch gebracht hatte und wieder verschwunden war, zog Kamose seinen Stuhl dicht an die Freunde heran.
„Ich habe seit gestern nichts mehr von meinem Sohn gehört. Nur Gerüchte. Er soll verhaftet worden sein! Ich bin außer mir vor Sorge. Was hat euch Iti erzählt? Was ist im Palast vorgefallen?“
Julian erzählte, was sie wussten.
„Und jetzt haben wir gehofft, dass du weißt, wo Iti ist“, schloss Julian seinen Bericht.
„Leider nicht“, sagte Kamose, erhob sich und begann unruhig im Garten auf und ab zu gehen. „Ich bin mir sicher, dass Itis Verschwinden etwas mit dem Tod des Pharaos zu tun hat!“, rief er unvermittelt und ballte die Fäuste. „Und dahinter kann nur einer stecken! Dieser verfluchte Aja!“
Julian, Kim und Leon warfen sich verstohlene Blicke zu. Sie waren also nicht die Einzigen, die Aja im Verdacht hatten!
„Wie kommst du denn auf Aja?“, fragte Julian unschuldig.
„Aja war schon unter Pharao Echnaton Wesir. Als Echnaton starb, folgte ihm Semenchkare auf den Thron. Aber Semenchkare
Weitere Kostenlose Bücher