Geheimnis um Tutanchamun - Die Zeitdetektive ; 5
unseres schlimmsten Feindes! Was aus unserem Land wird, ist dir egal. Hauptsache, du bleibst auf dem Thron!“
Anchesenamun senkte den Kopf und schwieg.
„Dir fehlen die Worte?“, setzte Aja nach. „Aber ich habe noch eine Frage an dich: Bist du die Person gewesen, die Iti von Tutanchamun weglaufen sah – mit einer schweren Ölvase in der Hand?“
Die Witwe nickte.
Also doch!, dachte Kim. Die kunstvoll gearbeitete Parfümvase, die sie in Tutanchamuns Grabschatz gesehen hatte, war wirklich die Mordwaffe gewesen!
„Du hast tatsächlich deinen eigenen Mann getötet?“, fragte Aja jetzt fassungslos.
Wieder ein Nicken.
„Jeder im Palast hat mich für den nicht vorhandenen Thronfolger verantwortlich gemacht – auch mein Mann. Er drohte, mich vom Hof zu verstoßen … Aber vielleicht lag ja auch ein Fluch auf Tutanchamun. Trotz seiner Jugend war er selbst ein sehr kranker Mann“, sagte Anchesenamun.
Der Wesir schnitt ihr das Wort ab. „Das will ich nicht hören. Du wolltest an der Macht bleiben, und dafür hast du gnadenlos getötet! Schafft das Weib aus meinen Augen!“
Grob packten die Wachen die junge Frau.
„Darf ich Anchesenamun noch etwas fragen?“, sagte jetzt Julian. Aja nickte ihm aufmunternd zu. „Warum haben deine Männer bei ihren Aktionen das Zeichen von Seth verwendet?“
„Weil es die Zeit des Umsturzes ist“, gab Anchesenamun zurück. „Die alten Zeiten, die alten Götter … all das sollte vorbei sein. Durch die Vereinigung mit den Hethitern hätte es dieses Reich mit solchen machtgierigen Priestern wie Aja nicht mehr gegeben. Ein neues Zeitalter wäre angebrochen, an dessen Anfang die Zerstörung der alten Strukturen gestanden hätte!“
„Große Worte einer schändlichen Verbrecherin“, höhnte der Wesir. „Schafft sie endlich fort!“
Jetzt trat Iti vor und bat den Wesir: „Mein Vater Kamose sitzt im Kerker. Lasst ihn bitte frei! Und wisst Ihr, wo mein Freund Cheriuf ist?“
Eine der Wachen nickte: „Auch Cheriuf sitzt im Kerker!“
Aja gab den Wachen ein Zeichen, dass Itis Bitte erfüllt werden sollte.
Eine Stunde später saßen die Freunde in Ajas gewaltigem Schreibzimmer. Inzwischen waren auch Kamose und Cheriuf bei ihnen. Als Kamose, flankiert von zwei Soldaten, aufgetaucht war, war ihm sein Sohn in die Arme gefallen. Dann hatten Iti und die Freunde dem Arzt und Cheriuf berichtet, was sich alles ereignet hatte. Währenddessen ließ der Wesir die besten Speisen und Getränke auftischen.
„Ich bin euch zu tiefem Dank verpflichtet“, sprach Aja. „Nicht auszudenken, was geschehen wäre, wenn Anchesenamun ihren Plan hätte durchführen können.“
„Was passiert jetzt mit ihr?“, fragte Kim. Sie fürchtete, für das Todesurteil dieser Frau verantwortlich zu sein.
Ajas Antwort überraschte sie. „Ich werde sie verbannen. In irgendeinen abgelegenen Teil des Reiches, wo sie niemand kennt.“
„Verbannen? Und sonst geschieht ihr nichts?“
„Nein.“
Iti mischte sich jetzt ein. „Aber wie willst du dem Volk erklären, dass du eine Mörderin begnadigst? Sie hat den Pharao getötet!“, rief er erregt.
Der Wesir hob beschwichtigend die Hände. „Das ist richtig. Aber dieser Mord muss offiziell als Unfall dargestellt werden. Dafür werde ich sorgen … und auch ihr seid zum Schweigen verpflichtet.“ Seine Stimme wurde scharf. „Ihr wisst nichts über diese Tat. Ist das klar? Sonst seid ihr selbst des Todes!“
„Aber warum, bei Amun?“
Aja nahm eine Traube vom Tablett. „Das ist ein Gebot der Vernunft. Der Name der königlichen Familie darf nicht mit einem heimtückischen Mord in Verbindung gebracht werden. Dieser Name steht für große Pharaonen, aber nicht für feige Mörder. Außerdem gibt es einen weiteren Punkt.“ Der Wesir machte eine Kunstpause, die er dazu nutzte, die süße Traube zu zerkauen. Er genoss ganz offenbar die neugierigen Blicke der Freunde. „Ich selbst werde Pharao werden“, sagte Aja würdevoll. „Tutanchamun hat keine Nachfahren. Priester, Beamte und Soldaten stehen hinter mir. Und ich will nicht, dass am Beginn meiner Regierungszeit ein Mord steht. Und wer weiß … vielleicht würden ein paar falsche Schlangen im Palast behaupten, dass ich es war, der Tutanchamun töten ließ, um an die Macht zu gelangen. Um die Tat zu vertuschen, schob ich sie der unschuldigen, armen Witwe in die Schuhe. Aber wo kein Mord ist, gibt es auch keinen Mordverdächtigen, versteht ihr? Tutanchamuns Tod war ein Unfall!“
Nachdenklich und ein
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