Geheimnis um Tutanchamun - Die Zeitdetektive ; 5
Wer war das nun wieder?
Julian gab den Freunden mit den Augen zu verstehen, dass sie schweigen sollten. Er wusste sehr wohl, wer Seth war. Er hatte es in einem Ägypten-Buch gelesen. Wenn etwas die Ägypter in große Angst versetzte, war es Seth. Er war der ägyptische Gott des Umsturzes und des Unheils, der Herrscher über das Böse.
Auch wenn Julian sich sagte, dass Iti nur abergläubisch war, ein kleiner Zweifel nagte doch an ihm, ob an der Geschichte vom göttlichen Fluch nicht doch etwas dran sein könnte …
Tod im Palast
Tod im Palast
Der Sonnengott Re tauchte das Land am Nil in ein warmes Morgenrot. Vom Fluss drangen die Rufe der Fischer, die auf ihren Schilfbooten zum Fang aufgebrochen waren. Aber auch in der Stadt selbst war das Leben längst erwacht. Händler zogen mit ihren Eselskarren lärmend durch die Gassen.
Kim erwachte vor Julian und Leon. Sie brauchte einige Sekunden, bis ihr wieder einfiel, dass sie in Ägypten waren und die Nacht in Itis Haus verbracht hatten. Schlaftrunken gähnte sie. Ihr Rücken tat weh. Das lag sicherlich an der dünnen Binsenmatte, die ihr als Matratze diente. Aber daran würde sie sich schon noch gewöhnen.
Iti hatte sie in einer schmalen Kammer neben der Küche einquartiert. Die Unterkunft war denkbar einfach, aber Kim und ihre Freunde waren froh gewesen, überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben.
Leise stand Kim auf. Sie spürte starken Durst und ging in die Küche. Dort stand ein Krug mit kühlem Wasser. Kim trank in langen Zügen. Als sie den Krug absetzte, spürte sie etwas Weiches, Warmes an ihren nackten Beinen: Kija. Kim kniete sich auf den Boden und streichelte die schnurrende Katze. Dabei sah sie sich um. Iti schien bereits zur Arbeit in den Palast gegangen zu sein.
Bei dem Gedanken an Iti musste Kim grinsen. Gestern Abend hatte er noch ein Brettspiel hervorgeholt und ihnen die Regeln erklärt. Diese entsprachen ziemlich genau denen des Dame-Spiels, das sie aus ihrer Zeit kannten. Gerade im Winter spielten Kim, Leon und Julian häufig miteinander. Kim liebte vor allem Schach und Mühle, aber auch Dame.
Bis gestern Abend hatte sie geglaubt, dieses Spiel gut zu beherrschen. Schließlich hatten Leon oder Julian gegen sie nie eine Chance. Gestern jedoch war sie gegen Iti angetreten und hatte haushoch verloren. Iti hatte die Steine mit einer unglaublichen Geschwindigkeit bewegt. Dabei hatte er lustige Episoden aus dem Palast erzählt. Und dadurch hatte sich Kim immer wieder ablenken lassen. Merkwürdigerweise standen Itis Spielsteine nach jeder witzigen Geschichte immer sehr gut, auch wenn er sich kurz vorher in einer eher gefährlichen Lage befunden hatte. Doch Kim war es nie gelungen, Iti bei einer seiner Schummeleien zu erwischen. Es hatte ihr auch nichts ausgemacht, gegen Iti zu verlieren, solange er die Geschichten aus dem Palast erzählte – und solange sie nicht um Deben spielten.
Kim trat vor das Haus, fand einen Brunnen und füllte den Krug für ihre Freunde wieder auf. Während sie zurückging, hoffte sie, dass Iti Arbeit für sie, Leon und Julian finden würde. Unmöglich, dass sie Itis Gastfreundschaft länger als unbedingt nötig beanspruchten. Seinem Haus nach zu urteilen, war Iti kein reicher Mann. Kim beschloss, dass Leon, Julian und sie möglichst schnell Geld verdienen mussten, damit sie Obst, Brot und vielleicht sogar etwas Fleisch für Iti kaufen konnten. Das waren sie ihm einfach schuldig.
„Na, hast du schon gefrühstückt? Warst du auf der Jagd?“, fragte Kim Kija leise, als sie wieder das Haus betreten hatte. Das Miauen der Katze deutete Kim so, dass Kija bereits satt war. Dann weckte Kim ihre Freunde.
„Kommt, ihr Schnarcher, wir sind schließlich nicht zum Vergnügen hier!“, rief sie lachend.
Julian spielte toter Mann. Leon brummelte etwas, was nicht sehr freundlich klang. Aber zwei Minuten später waren auch die beiden Jungen einigermaßen munter.
„Lasst uns zum Palast gehen“, schlug Kim vor. „Vielleicht finden wir ja dort auch Arbeit, irgendeinen Dienerjob, so wie damals bei Hatschepsut in der Küche. Dann wären wir in der Nähe von Tutanchamun und könnten herausfinden, wie er starb.“
Leon und Julian waren einverstanden, und so marschierten die Freunde kurz darauf durch Thebens Gässchen. Ein paar Kinder wiesen ihnen den Weg zu Tutanchamuns Palast. Der Weg führte aus der quirligen Innenstadt zu einer herrlichen Grünanlage mit Platanen, Weiden und farbenprächtigen Beeten. In einem kleinen See spazierten
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